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Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven

Titel: Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven
Autoren: Jack Nasher
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und »freuen« sich über unerwünschte Geschenke. Und genau deshalb - dank der Lüge! - sind Frauen im Durchschnitt die beliebteren Gesprächspartner. Und zwar bei Männern und Frauen. 7
    Doch damit hören die Unterschiede nicht auf: Männer lügen eher über ihre beruflichen und finanziellen Perspektiven; häufig mit dem Ziel, eine Frau ins Bett zu locken. Die Täuschungen der Frauen zielen dagegen meist auf ihre sexuellen Erfahrungen und ihren Körper (etwa indem sie gezielt den Bauch einziehen). 8
    Eine Studie der Psychologinnen Susan Cochran und Vickie Mays zeigte, dass 60% der Frauen schon belogen wurden, damit es zum Sex kam, während 34% der Männer zugaben, schon aus diesem Grund gelogen zu haben. (Scheinbar hatten diese Männer mehr als nur eine Frau belogen …) Männer lügen kaum (nur 4 %), Frauen erheblich häufiger (42 %) über die Anzahl ihrer bisherigen Sexualpartner. Die Lügen von Männern und Frauen spiegeln die Erwartungen des jeweils anderen Geschlechts wider: Männer wünschen sich eine attraktive und sexuell wenig erfahrene Frau, Frauen einen erfolgreichen Mann, wie die Evolutionspsychologen David Buss und Michael Barnes feststellten.
    Eine Daumenregel des amerikanischen Autors und Journalisten Henry Louis Mencken ist in diesem Lichte betrachtet durchaus hilfreich: »Nimm den Durchschnitt von dem, was eine Frau über ihren Mann denkt, kurz bevor sie ihn heiratet,
und von dem, was sie ein Jahr danach denkt, und du erfährst die Wahrheit.« Bei all diesen Unterschieden zwischen Mann und Frau sind die Mechanismen, mit denen man eine Lügnerin oder einen Lügner entlarven kann, glücklicherweise die gleichen.

Lügen in der persönlichen Entwicklung
    Wann lernen wir das Lügen? Oder ist es uns schon in die Wiege gelegt? Tatsächlich: Die indisch-britische Psychologin Vasudevi Reddy meint, dass Säuglinge mit der Fähigkeit zu kommunizieren auch gleich die Fähigkeit zur Täuschung erlernen. Auf jeden Fall sind Zweijährige bereits versierte Lügner: In einem Experiment deuteten sie absichtlich in die falsche Richtung, damit andere Kinder etwas nicht fanden, was sie selbst haben wollten. Die ersten mündlichen, oft nur aus einem Wort bestehenden Lügen haben zumeist zum Ziel, einer Bestrafung zu entgehen. 9 Die Forscherinnen Bella DePaulo und Audrey Jordan sind überzeugt davon, dass Kinder das Konzept des Bewusstseins anderer frühestens mit dreieinhalb Jahren begreifen und erst dann bewusst lügen, um sich einen Vorteil zu verschaffen.
    Jedenfalls ist das Lügen nicht nur eine lästige Begleiterscheinung des Aufwachsens, sondern absolut wesentlich für die persönliche Entwicklung. Denn die Lüge dient dem Kind dazu, erste Geheimnisse zu haben, sogar vor den Eltern - so lernt es, dass die Eltern doch nicht allwissend sind. Der einstige Freud-Schüler Victor Tausk behauptete, dass erst die Lüge dem Kind deutlich macht, dass es eine ganz eigene Identität besitzt, was zur Entwicklung von Eigenverantwortung führt.

    Der Erwachsene unterscheidet sich nicht allzu stark vom Kind: Auch er lügt typischerweise, um Konflikten und Bestrafungen zu entgehen und stattdessen Vorteile zu erlangen - etwa Geld, Posten oder Sex. Doch es gibt noch eine ganz andere Art der Lüge: die Lüge gegenüber sich selbst. So reden sich beispielsweise Alkoholiker oft ein, dass sie nicht suchtkrank seien, um Aufdeckung, Scham und Demütigung zu vermeiden.

Eine Lüge - was ist das eigentlich?
    Ist die Antwort auf diese Frage so einfach, wie sie auf den ersten Blick scheint - oder gibt es vielleicht mehr als nur die eine Lüge?
    Â»Die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit« müssen Zeugen vor US-Gerichten aussagen. Die dreifache Wiederholung ist kein Stilmittel; vielmehr werden damit die drei Grundpfeiler der Täuschung erfasst und auch für moralisch Wankelmütige als Lüge definiert: die klassische Lüge, die Vermengung von wahren mit unwahren Aussagen und irreführende Angaben.
    Bei der klassischen Lüge will man jemanden absichtlich täuschen, indem man etwas, das man für falsch hält, als wahr vorspiegelt. Der Psychologe Paul Ekman definiert die Lüge ähnlich: »Eine Lüge hat zum Ziel, einen anderen in die Irre zu führen, ohne vorherige Ankündigung dieses Zieles und ohne vom Belogenen explizit dazu aufgefordert worden zu
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