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Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven

Titel: Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven
Autoren: Jack Nasher
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Lügner.
    Dabei können notorische Lügner von Glück sagen, dass die Strafen auf Lügen - also Betrug und Korruption - in unserer Zeit verhältnismäßig harmlos ausfallen im Vergleich zu Gewaltverbrechen. Noch im Mittelalter war das völlig anders: Ein Raub galt als »offen« und »ehrlich«, »heimliche« Bereicherungen wie Diebstahl und Betrug verurteilte man dagegen als »feige« und »schimpflich«. Sie wurden mit Galgen und Pranger statt mit Enthaupten bestraft - zum Tod kamen also noch Schmach und Schmerz hinzu.

Wir lernen es nicht
    Vielleicht denken Sie sich jetzt: Schön und gut, aber der einen oder anderen Lüge bin ich durchaus auf die Schliche gekommen. Überlegen Sie einmal - wie haben Sie meist herausgefunden, dass man Sie hintergehen wollte? Vielleicht durch Informationen, die Sie von anderen erhielten, oder durch Beweise, die Ihnen im Nachhinein in die Hände fielen? Eine Studie legt jedenfalls nahe, dass die meisten Lügen auf diese Weise aufgedeckt werden. 5 Nur 2 % der Studenten, die befragt wurden, konnten behaupten, eine Lüge erkannt zu haben, noch während sie belogen wurden.
    Aber das waren Studenten, junge Leute ohne viel Lebenserfahrung! Wenn man älter und weiser wird, entwickelt man doch sicher ein untrügliches Gespür für Lug und Trug, nicht
wahr? Leider nein. Diesbezüglich lernt der Mensch kaum dazu. Schon unsere Eltern verweigern uns das nötige Rüstzeug zum Entlarven von Unwahrheiten: Sie belügen uns regelmäßig, etwa über den Tod von Verwandten oder über die Existenz des Weihnachtsmannes, und sind uns nicht gerade dabei behilflich, diese Lügen zu entlarven. Der kanadische Psychologe Ken J. Rotenberg fand heraus, dass Kleinkinder ein simples Lächeln als Indiz für Ehrlichkeit werten. Und dabei bleibt es mehr oder weniger: Auch im reiferen Alter stolpert man durchs Leben und verlässt sich auf seinen leider ahnungslosen Bauch.
    Dabei ist uns doch eigentlich bewusst, dass häufig gelogen wird. Und trotzdem wird wenig Planvolles gegen das Lügen unternommen. Warum? Ganz einfach: Wir wollen es nicht wahrhaben. Denn ganz tief in unserem Inneren glauben wir an eine gerechte Welt, in der stets das Gute siegt. Am Ende bekommt jeder, was er verdient, denken wir, weshalb die bösen Lügen letztendlich immer entlarvt werden. Nur ist dieser »Mythos einer gerechten Welt«, wie der Sozialpsychologe Melvin J. Lerner formulierte, leider ein Wunschtraum, der einzig dazu dient, die Ungerechtigkeiten der Welt zu ertragen.
    Oft ist es auch in unserem eigenen Interesse, nicht allzu misstrauisch zu sein. Denn damit würden wir uns den Alltag schwermachen - und nicht nur uns, sondern auch den anderen, deren Freundschaft wir durch unser Misstrauen kaum gewinnen dürften. Ständiges Misstrauen nämlich ist das sicherste Rezept, sämtliche Beziehungen gegen die Wand zu fahren. Jemanden zu Unrecht zu beschuldigen, kann nicht nur Freundschaften zerstören, es kann Karrieren ruinieren und Unschuldige ins Gefängnis bringen.
    Daher haben wir uns angewöhnt, vorerst zu vermuten, dass die anderen ehrlich sind. Das Gute daran ist: Rein statistisch
liegen wir damit sogar relativ oft richtig! a Denn man hört im Alltag eben doch eher die Wahrheit als die Lüge: Die meisten Menschen, mit denen man zu tun hat, sprechen einfach häufiger die Wahrheit als die Unwahrheit (wenn man nicht gerade Polizist oder Strafrichter ist). Jemandem nicht zu glauben, erfordert eine zusätzliche Anstrengung, meint der Harvard-Psychologe Daniel Gilbert. Also machen wir uns das Leben leicht und vertrauen erst einmal. Doch das kann - gerade, wenn es darauf ankommt - zu verheerenden Fehlentscheidungen führen.
    Diesen Vertrauensvorschuss ( truth bias ) gewähren übrigens nicht alle Menschen: Polizisten wie auch Häftlinge sind in der Regel (zu) misstrauisch und glauben dem Gesprächspartner erst einmal nicht. Verkäufern wird generell misstraut: Man begegnet ihnen nicht mit einem Vertrauensvorschuss, sondern - zu ihrem Leidwesen - in der Regel mit einem Misstrauensvorschuss. 6

    Kein kleiner Unterschied: Lügen von Mann und Frau
    Männer und Frauen lügen gleich häufig. Doch die Lügen selbst gleichen sich nicht: Männer lügen eher über sich selbst, Frauen über andere. Denn Frauen lügen häufiger, um anderen eine Freude zu machen - sie verteilen übertriebene Komplimente
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