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Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven

Titel: Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven
Autoren: Jack Nasher
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sein.«
    Das Vermischen von wahren und unwahren Aussagen ergibt ebenfalls eine Lüge. Ein Beispiel: Jemand erzählt von einem Kinobesuch, der nicht - wie behauptet - gestern stattfand, sondern bereits eine Woche zurückliegt. Es ist also keinesfalls
alles gelogen, aber zur Wahrheit kommt eben ein meist entscheidendes Quäntchen Unwahrheit hinzu. Entsprechend schrieb der amerikanische Schriftsteller Thornton Wilder: »Jede halbe Wahrheit ist eine drei viertel Lüge.«
    Die letzte Form der Lüge ist die sogenannte Irreführung: Man sagt die Wahrheit, stellt sie aber so dar, dass der andere getäuscht wird. Dabei gibt es drei Varianten. Man kann etwas Wichtiges weglassen (»Ich habe nie wieder mit ihr telefoniert« - Aber gemailt ), etwas Irreführendes erzählen (»Ja, sie hat mich zu Hause angerufen, aber aus Versehen« - Sie wollte eigentlich auf dem Handy anrufen ) oder einfach etwas Falsches nicht korrigieren (»Du warst ja gestern müde und bist deshalb früh ins Bett« - Aber um 23 Uhr doch noch mal raus zum Speed-Dating ).
    Der französische Diplomat Charles de Talleyrand sah in diesen Irreführungen keine Lüge. Deshalb meinte er: »Ich lüge nie. Aber niemand kann mich zwingen, die Wahrheit zu sagen.« Eine praktische Moralvorstellung, aber leider falsch. Schließlich wird auch hier dem Gegenüber absichtlich etwas Unwahres vorgespiegelt, selbst wenn man sich passiv verhält und etwas eben nicht sagt. Diese Formen der Lüge haben den gleichen Effekt wie die klassische Lüge und sind noch dazu schwieriger zu entlarven. Doch die Techniken, die in diesem Buch geschildert werden, passen auf jede Form der Lüge.

Die Lüge ist überall
    Â»Dass wir oft an Wahlkampfaussagen gemessen werden, ist nicht gerecht«, befand einmal der sozialdemokratische Politiker Franz Müntefering. Solche Aussagen sind wenig geeignet, dem Misstrauen gegenüber Politikern entgegenzuwirken.
Politikerwitze, die in diese Kerbe hauen, gibt es unzählige, darunter durchaus geistreiche: »Kennen Sie den sichersten Hinweis darauf, dass ein Politiker lügt? Er bewegt die Lippen.« Der Christdemokrat Konrad Adenauer widersprach derartigen Vorwürfen halbherzig, aber gewissermaßen ehrlich: »Es ist ja nicht alles, was ich den Bürgern sage, gelogen.«
    Aber ist das nicht ein Klischee - der verlogene Politiker? Tatsächlich: Die Lüge taucht eben nicht nur in Situationen auf, in denen man sie ohnehin erwartet: im Wahlkampf, im Verkaufsgespräch oder in der Gerichtsverhandlung. Nein: Die Lüge ist überall.
    Zum Beispiel bei der Jobsuche: Der britische Psychologe W. P. Robinson fand heraus, dass ganze 83 % der Absolventen bereit sind, bei einem Vorstellungsgespräch zu lügen, um einen begehrten Job zu bekommen. Und es bleibt nicht bei der Bereitschaft: Immerhin ein Viertel aller britischen Angestellten setzten ihren bedingten Vorsatz in die Tat um, wie der Publizist Brian King ermittelte. Die häufigste und zugleich harmloseste Lüge lautet dabei wohl: »Natürlich ist diese Firma meine erste Wahl!« Doch die Unternehmen sind kaum besser: Oft locken sie neue Mitarbeiter mit der Aussicht auf eine Laufbahn, die sie gar nicht bieten können …
    Und wenn man im Berufsalltag angekommen ist, geht es munter weiter mit dem Lügen: Sachverhalte werden falsch dargestellt, Liefertermine können gar nicht eingehalten werden, für einen Auftrag wird alles Mögliche ins Blaue hinein versprochen. Gerne wird auch die Zahlungsunfähigkeit verschwiegen: »Wie, Sie haben die Überweisung immer noch nicht bekommen? Na so was, da war wohl ein Zahlendreher drin.« Intern sieht es auch nicht besser aus: Kollegen schmücken sich mit fremden Lorbeeren, Fehler werden vertuscht, Nichtwissen kaschiert und Wissen gehortet.

    Auch Ärzte sind ein beliebtes Opfer von Lügen. Manche Patienten wollen krankgeschrieben werden, obwohl sie gesund sind, andere - ein modernes Phänomen - wollen nicht krankgeschrieben werden, obwohl sie krank sind (»Präsentismus«). Drogenabhängige kommen mit gefälschten Rezepten daher, Tablettensüchtige behaupten, sie hätten ihre Medikamente verloren, und so weiter und so fort.
    Leider macht die Lüge auch vor dem Privatleben nicht halt: Selbst in nahen Beziehungen wird häufig gelogen - und erst recht, wenn die Beziehungen noch nicht so eng sind. Der Psychologe Wade Rowatt
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