Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Tage

Dunkle Tage

Titel: Dunkle Tage
Autoren: Gunnar Kunz
Vom Netzwerk:
Ihnen zusteht.“
    „Obwohl wir Ihren Bruder als Mörder entlarvt haben?“
    Der Industrielle machte eine wegwerfende Handbewegung, als sei das nicht von Belang. „Friedrich hat ohnehin nichts als Ärger gemacht. Die Hauptsache ist, dass es keinerlei Gerüchte mehr gibt und Unternehmen und Leitung wieder makellos dastehen.“
    „Du bist unglaublich!“, murmelte Diana.
    „Wie dem auch sei: Ich wünsche nicht, dass irgendwelche Verpflichtungen zwischen uns offen bleiben. Ich werde die ausgesetzte Belohnung zahlen, anschließend schulde ich keinem hier mehr etwas.“
    „Ich hätte da eine Idee“, sagte Hendrik. „Ihr Geld interessiert uns nicht. Aber soviel ich weiß, ist Ihnen das Haus in der Prinz-Handjery-Straße ein Klotz am Bein. Schenken Sie es Ihrer Nichte, und wir sind quitt!“
    „Aber vorher muss es noch renoviert werden!“, forderte Diana schnell.
    Hermann Unger sah die beiden an, als seien sie nicht recht bei Trost, dann nickte er knapp. „Eine entsprechende Urkunde geht Ihnen in den nächsten Tagen zu.“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und stakste hinaus.
    „Brr, ein unangenehmer Mensch!“, sagte Gregor und fügte verspätet ein „Entschuldigung!“ in Dianas Richtung hinzu.
    „Nicht nötig, ich bin ganz Ihrer Meinung. Was glauben Sie, warum ich ausziehe?“ Sie machte sich daran, einen weiteren Koffer zu öffnen. Eine Anzahl Bücher purzelte ihr entgegen.
    Gregor bückte sich, um ihr beim Aufsammeln behilflich zu sein. „Was haben wir denn hier?“
    „Geben Sie her!“
    „Siehst du diese überragenden Beispiele wissenschaftlicher Literatur, Hendrik? Die Bettelprinzeß. Durch Liebe erlöst . Hedwig Courths-Mahler, die klassenkämpferische Lektüre heutiger Spartakisten.“
    Wütend riss Diana ihm die Bücher aus den Händen und stopfte sie in den Koffer zurück.
    Gregor zog die Nase kraus, rollte mit den Augen und gluckste. Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter und breiter und explodierte endlich in lautes Gelächter. Das letzte Mal, als Hendrik seinen Bruder so lachen gesehen hatte, trugen sie beide kurze Hosen.
    Es dauerte eine ganze Weile, ehe Gregor sich beruhigte. „Ich wollte mich noch bei dir bedanken, Hendrik, und natürlich auch bei Ihnen, Fräulein Escher“, sagte er dann. „Ohne eure Hilfe wäre es mir nicht gelungen, den Fall so schnell abzuschließen. Ich nehme daher meine Bemerkung über Amateure mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück.“ Er ließ sich in einen Sessel plumpsen und blinzelte amüsiert. „Trotzdem will ich nicht leugnen, dass ich froh bin, dass der Fall beendet ist und ich in Zukunft von euren Einmischungen verschont bleibe.“
    In seiner Euphorie entging ihm der verstohlene Blick, den Diana und Hendrik einander zuwarfen.

Nachwort
    Mit einer Ausnahme sind alle handelnden Personen dieses Romans frei erfunden. Es gab also während der Weimarer Republik weder einen Kriminalkommissar Gregor Lilienthal bei der Polizei noch einen Professor Hendrik Lilienthal an der Berliner Universität noch einen „Fall Unger“ oder die hier beschriebene gleichnamige Familie. Hingegen sind die meisten der nur in Gesprächen oder Zeitungsartikeln erwähnten Personen authentisch (abgesehen davon, dass Professor Planck nie einen Assistenten namens Alexander Leibold hatte).
    Die erwähnte Ausnahme betrifft Hauptmann Pabst. Wenngleich manche Details (wie beispielsweise sein Deckname) meiner Fantasie entsprungen sind und auch die beschriebenen Gespräche zwischen ihm und Hendrik Lilienthal bzw. Hermann Unger nicht gut stattgefunden haben können, weil Letztere nur in meiner Vorstellung existieren, basieren seine hier beschriebenen Ansichten auf Äußerungen, die er an anderer Stelle machte. Seine Rolle im Kapp-Putsch und der Befehl zum Bankraub sind verbürgt.
     
    Es gibt Leute, die glauben, nur weil zurückliegenden Zeiten unser technischer Standard abging, müssten die Menschen damals notwendigerweise geistig beschränkt gewesen sein. Wer sich mit alten Quellen beschäftigt, wird schnell darauf stoßen, dass unsere Ahnen nicht nur dieselben Gefühle gehabt und wie wir gelacht, geweint, geliebt, gehasst haben, sondern sich auch über dieselben Dinge mit derselben Freigeistigkeit oder Intoleranz Gedanken gemacht haben. Freiheit oder Determinismus, Verantwortung, der Sinn des Lebens – die Fragen genau wie die grundlegenden Antworten darauf kennen wir bereits aus der Antike.
    Der Acht-Stunden-Tag, Pazifismus, Nackttanz, Sexualberatungsstellen (die kostenlos
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher