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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad
Autoren: Walter H. Hunt
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haben einen kleinen Schnipsel, der für Aufklärung sorgen könnte.«
    »Sir?«
    »Uns wurde soeben berichtet«, sprach er weiter, »dass alle Fühlenden an Bord der Gustav Adolf IL während der Erfassung des Systems an irgendeiner Krankheit litten. Zu meiner Zeit … war es üblich, täglich einen Personalbericht zu erstellen. Ich kann doch annehmen, dass bei den regelmäßigen Mitteilungen der Erkundungsschiffe diese Berichte mitgeschickt werden. Es könnte hilfreich sein, sich den Bericht des Chefarztes der Gustav anzusehen. Aufgrund der Erfahrungen anderer Fühlender« – er lächelte nicht länger, sondern machte einen besorgten, fast schon verängstigten Eindruck – »könnten wir daraus etwas entnehmen.«
    Ch’k’te fuhr seine Klauen ein paar Zentimeter weit aus und musste sich zwingen, sie wieder zurückzuziehen. Er tauschte einen Blick mit Jackie aus.
    Tolliver sah äußerst verärgert zu Sergei. »Was reden Sie denn da?«
    »Der Hohe Lord hat … geträumt.«
    Horace Tolliver schnaubte wütend, »se Sergei, wollen Sie mir wirklich weismachen, dass Sie nur hier sind, weil der Hohe Lord geträumt hat?«
    »Ich bitte um Verzeihung, se Admiral«, warf Ch’k’te ein. »Die vorausblickenden Fähigkeiten des Hohen Lords sind bereits bekannt …«
    »Mit diesen Fähigkeiten kann man wohl kaum einen Feldzug gewinnen, Kommandant«, unterbrach Tolliver ihn. »Darf ich Sie daran erinnern, dass dies hier die Imperiale Navy ist, keine spiritistische Sitzung für ein paar elende Fühlende.«
    »Horace, bei allem …«, setzte Sergei an, doch Admiral Tolliver hob eine Hand.
    »Entschuldigen Sie, se Sergei.«
    Der ältere Mann verstummte.
    Horace Tolliver sah sich um. »Ich erkenne die Möglichkeit an, dass das gründliche Studium der Krankenunterlagen der Gustav etwas ergeben könnte. Wahrscheinlich wird dabei herauskommen, dass alle Vorschriften berücksichtigt und alle nötigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden. Ich werde aber nicht zulassen, dass die Arbeit dieser Basis und eine angemessene Untersuchung einer uns unbekannten Gefahr von den Hirngespinsten eines Fühlenden bestimmt werden. Das gilt vor allem hinsichtlich der geistigen Verfassung Ihres Hohen Lords. Ich glaube nicht, dass es vertretbar ist, irgendetwas auf die Dinge zu geben, die er sagt, sieht oder träumt. Das ist meine Ansicht, und sie kann meinetwegen so in den Akten vermerkt werden.«
    Im Raum herrschte Schweigen, als er geendet hatte. Er sah einen nach dem anderen an, erwartete Widerspruch und offenen Widerstand, doch nichts kam. Sergei schien kurz davor, etwas zu sagen, schwieg jedoch weiter.
    »Commodore Laperriere, Sie werden eine vollständige Untersuchung der Erkrankung dieser Fühlenden an Bord der Gustav Adolf II. vornehmen«, fuhr er schließlich fort. »Außerdem werden Sie alle Schiffe zurückrufen, die der Autorität des Militärbezirks von Cicero unterstehen, und mir einen Statusbericht zukommen lassen, inwieweit diese Schiffe für Flottenoperationen einsatzbereit sind.«
    »Sir.« Jackie sah Admiral Tolliver eindringlich an. »Ich … meiner Ansicht nach, Sir, ist ein offener kriegerischer Akt zu diesem Zeitpunkt weder gerechtfertigt noch klug. Ich werde keine Verantwortung für die Erteilung eines solchen Befehls übernehmen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, Sir, dass ich offiziell protestieren werde, wenn Sie aufgrund der momentanen Beweislage eine militärische Operation in die Wege leiten. Selbstverständlich werde ich meiner Pflicht nachkommen und Ihre Befehle befolgen … und zwar Wort für Wort.«
    Nach einer langen Pause entgegnete Tolliver: »Sie haben Ihre Befehle, Commodore, führen Sie sie aus.« Noch bevor er geendet hatte, stand er auf, dann verließ er den Bereitschaftsraum, dicht gefolgt von seinen Adjutanten.

3. Kapitel
     
     
    Er fühlte, wie die Schiffe Cicero verließen und zum Sprung ansetzten. Im gleichen Moment wusste er, dass ihr Schicksal besiegelt war. Es hätte die Glaubwürdigkeit arg strapaziert, von einem anderen Fühlenden zu erwarten, dass er ihm glaubte – doch er wusste es. Er hatte die Berührung dieser Schwinge vor Jahren schon einmal gespürt, als sein Vater E’er ihm auf dem Sterbebett liegend die Hohe Lordschaft mithilfe des Rituals Te’esLi’ir übertrug. Was E’er nur als düsteren Schatten wahrnahm, erschien dem neuen Hohen Lord wie in ein abscheuliches, gleißendes Licht getaucht. Für ihn war es, als würde ein e’chya einen dunklen Schleier über seine Augen
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