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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad
Autoren: Walter H. Hunt
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legen …
    Hinter vorgehaltenem Flügel hatten sich die Lords und Höflinge im Hohen Nest immer gefragt, ob der Verstand von Ke’erl HeYen tatsächlich in alle Acht Winde verstreut worden war. Wahnsinn bedeutete bei der Hohen Lordschaft weder eine Seltenheit noch etwas gänzlich Unerwünschtes – immerhin eröffnete der Wahnsinn einem träumenden Fühlenden hin und wieder ganz neue Perspektiven. Doch in einer Zeit des relativen Friedens ärgerten sich die am stärksten zur Gewalt neigenden Gruppierungen des Volks über den schwachen und halb verrückten Hohen Lord, der in seiner Meditationskammer saß und träumte, während die chya’i in ihren Scheiden vor sich hinrosteten.
    Sie verstanden es nicht, aber Ke’erl wusste, dass esGa’u der Täuscher eine Abrechnung mit einem Feind prophezeit hatte, der größer war als die Menschheit – und der nun gekommen war. Während er sich durch die Randbereiche der Zivilisation langsam seinen Weg bahnte, schien die Sonne weiter über dem Hohen Nest. Ke’erl war diese Tatsache ebenso bekannt wie dem Gyaryu ’har, der zudem die gesamte Phase von der Dunklen Schwinge bis zur Gegenwart erlebt hatte und der nun am Rand des erforschten Alls Zeuge für esLi war. esLi allein würde darüber urteilen.
     
    Das Aircar setzte auf dem Rollfeld der persönlichen Landebahn des Imperators auf Molokai auf. Einige Augenblicke später öffnete sich die Schleuse, Mya’ar HeChra – esGyu’u des Hohen Nestes – kam heraus und schwebte langsam zu Boden. Während er den Höhenunterschied von rund fünf Metern zurücklegte, breitete er die Flügel nur ein wenig aus. Er hatte nicht warten wollen, bis der Schwerkraftstrahl des Aircars ihn absetzte.
    Sol-Imperator Dieter Xavier Willem stand auf dem Rollfeld und wartete auf Mya’ar. Es entsprach nicht den Gepflogenheiten, dass der Imperator persönlich seinen Besuchern so weit entgegenkam, nicht einmal auf seinem privaten Anwesen, aber der Besucher kam als Vertreter des Hohen Nestes. Auf Diamond Head und damit in Anwesenheit des Imperialen Hofs wäre das vielleicht noch etwas anderes gewesen, doch auf Molokai gab es keine Höflinge und keine Politiker. Randall Boyd vom Büro des Gesandten stand ein Stück entfernt hinter ihm.
    »hi Imperator«, sagte Mya’ar und neigte den Kopf. Man hatte sich darauf geeinigt, dass der Imperator mit dem gleichen Zusatz angeredet wurde wie der Hohe Lord. Doch das Hohe Nest hatte auch erfahren müssen, dass es den Menschen nicht behagte, wenn man ihren Imperator mit seinem eigentlichen Namen ansprach. Es gab zudem ein Tabu, was das Berühren des Imperators anging, sodass Mya’ar davon absah, bei der Begrüßung die Unterarme des Regenten anzufassen.
    »se Mya’ar«, erwiderte der Imperator.
    »se Randall«, sagte Mya’ar an den Gesandten gerichtet. Randall war Nestkind des Ersten, der diesen Titel trug. Er war natürlich mit den Gebräuchen des Volks vertraut, und er vollzog die komplette Begrüßung mit dem Zor.
    »Ich danke Ihnen für Ihr Entgegenkommen, hi Imperator«, wandte sich der esGyu’u wieder an den anderen Mann, während sie über die Landebahn gingen. »Mir ist bewusst, dass Ihr Terminplan ausgefüllt ist. Wäre die Nachricht nicht so dringend …«
    »… dann wäre sie mir lediglich übermittelt worden«, unterbrach der Imperator ihn und hielt eine Hand hoch. »Ich muss mich entschuldigen, dass ich Sie noch nie hierher nach Molokai eingeladen habe, se Mya’ar. Ihr verehrter Vorgänger, si Le’kar, kam oft zu Besuch. Von ihm habe ich auch die surush- Blüten an dem Spalier.« Er deutete auf einen Baum, der vom friedlichen Himmel und dem Strand dahinter eingerahmt wurde.
    »Ich hoffe, es wird nicht mein letzter Besuch sein, hi Imperator.«
    »Dessen bin ich mir sicher … Wie ich hörte, überbringen Sie mir eine Nachricht von meinem guten Freund hi Ke’erl?«
    »Das ist richtig. Ich glaube …« Er blickte kurz zu Randall, dann zurück zum Imperator. »Ich glaube, Sie werden sie beunruhigend finden.«
    »Das Hohe Nest grüßt meinen Freund und Bruder hi Dieter Xavier Willem, Sol-Imperator.«
    Die Stimme des Hohen Lords Ke’erl HeYen drang aus dem Holo, das mitten im Zimmer sein Ebenbild zeigte. »Es tut mir leid, dass ich so kurzfristig mit Ihnen Kontakt aufnehmen muss, doch die Angelegenheit ist gravierend genug, um meinen Inneren Frieden zu stören, und ich fürchte, Sie werden auf die gleiche Weise reagieren wie ich. «
    hi Imperator, sechs Schiffe Ihrer Imperialen Navy sind innerhalb
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