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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition)
Autoren: Günther Zäuner
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verhaftet
worden ist?«
    »Genau den …«
    »… und der in den Medien als der Pate von Wien, von Österreich bezeichnet
wurde?«
    Kokoschansky nickt.
    »Der ist doch dein Spezi.«
    »So würde ich das nicht bezeichnen. Wir verstanden uns einfach gut. Und
ich bin nicht sein Richter.«
    »Dann hat also das Bullenaufgebot mit ihm zu tun«, kombiniert Freitag.
    Kokoschansky schildert seine Beobachtungen, ohne zu erwähnen, von wem der
entscheidende Tipp kam. Nicht aus Misstrauen, sondern rein für Lenas Schutz.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Riskant genug, dass sie ihm das
steckte, was sie eigentlich gar nicht darf.
    »Das ist ja ein Ding«, pfeift der schwarze Taxifahrer anerkennend durch
die blendend weißen, makellosen Zähne, »der Typ simuliert, um aus dem Häfen 8   zu türmen. Respekt!«
    »Wenn ihm die Flucht gelingt, er sich ins Ausland absetzen kann und von
außen wieder die Fäden zu ziehen beginnt«, theoretisiert Kokoschansky, »dann
werden sich einige in der Polizei, Politik und Wirtschaft sehr warm anziehen
müssen. Saller macht keine halben Sachen, dafür ist er zu clever. Das steckt ein
ausgeklügelter Plan dahinter. Das wird sicherlich noch sehr interessant
werden.«
    »Und Koko ist wieder einmal zur rechten Zeit am richtigen Ort«, meint
Freitag anerkennend, »deine Informanten möchte ich auch haben.«
    »Ist dir irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Weißt du was, ich fahre dich nach Hause. Hier
gibt es für mich doch keinen Blumentopf mehr zu gewinnen. So können wir noch
ein bisschen quatschen, und ich werde dir mein neuestes Projekt zeigen. Du bist
eingeladen, ist schließlich ein Krankentransport.«
    »Ist ja gut. Weiß ich selbst, dass ich nicht mehr taufrisch bin.«
    *
    Im kroatischen Rementica-Gefängnis in Zagreb zieht ein hagerer Mann um
die fünfzig sich in seiner Zelle seine Zivilklamotten an. Seine wenigen
Habseligkeiten hat er bereits in ein kleines Köfferchen gepackt. Jetzt sitzt er
auf seiner Pritsche und wartet. Acht Jahre fasste er aus, doch ihm war vom
ersten Tag seiner Inhaftierung an klar, hier drin wird er nur so viel Zeit
absitzen wie unbedingt nötig. Heute ist es endlich so weit, die Abrechnung kann
beginnen. Egal, wie lange es dauern wird, bestimmte Personen, vor allem in
Österreich, werden endlich zur Rechenschaft gezogen werden.
    Auf seine Leute kann er sich verlassen. Alles ist in die Wege geleitet
und vorbereitet. Der Gefängnisdirektor und die Wachen in seinem Block sind mit
stattlichen Summen bestochen worden. In wenigen Minuten ist er wieder ein
freier Mann. Mit neuen Papieren, neuer Identität kann er von seinem optimal
geschützten Versteck aus die Strippen ziehen.

 
    *

 
    Nachdem Freitag noch bei einer Apotheke gestoppt und Kokoschansky sich
seine Medikamente besorgt hatte, setzte ihn sein schwarzer Freund vor der
Haustür ab und nahm dem Journalisten das Versprechen ab, dass sie sich jetzt
wohl wieder öfters sehen und das nicht unbedingt vor einem Krankenhaus. Bevor
Kokoschansky ausstieg, drückte ihm Freitag noch einen Zettel mit einer
Webadresse in die Hand und sagte mit vielsagendem Gesichtsausdruck, der
Journalist möge sich bei Gelegenheit doch diese Seite ansehen.
    In der Post ist nichts Wesentliches außer dem Üblichen: Werbung und ein
paar Rechnungen, die noch warten können. Kokoschansky macht es sich auf der
Couch bequem, nascht ein paar von den in einer Schale herumliegenden
Gummibärchen, fährt seinen Laptop hoch und tippt FNews .com ein. Eine
sehr gut gestaltete, übersichtliche, professionelle Webseite öffnet sich. Das
also ist Freitags Baby, über das er nichts verraten wollte. Das soll eine Art
von neuem Blog werden, in dem sich Freitag wieder journalistisch betätigt.
Keine schlechte Idee. Wenn er in der heimischen Medienszene trotz seiner
Qualifikation unerwünscht ist, bietet das Internet die Chance und gewährleistet
von Beginn an Unabhängigkeit.
    Blogger gibt es inzwischen wie Sand am Meer, und nur die Besten setzen
sich weltweit durch. Sicherlich dauert es seine Zeit, bis eine gewisse
Akzeptanz bei den Usern erreicht ist und die Seite regelmäßig besucht wird.
    Während er darüber nachdenkt, kündigt ein Piepton das Eintreffen eines
neuen Mails an, das vom neugierigen Freitag stammt, der bereits ungeduldig
wissen will, ob Kokoschansky sich sein Projekt angesehen hat, und ihm
gleichzeitig das Angebot macht, wann immer er will, auf dieser Seite zu
publizieren. Keine schlechte Idee!
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