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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie
Autoren: Aner Shalev
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den er eigentlich nicht mochte, sodass er sich jetztwie bei einer Junggesellenparty fühlte, er konnte noch zwölf Stunden lang so viel Cola trinken, wie er wollte.
    Er setzte sich auf eine Bank, drückte die Dose an die Wange, genoss die erfrischende Kälte und spürte erneut, dass er sich morgens nicht rasiert hatte, obwohl er deshalb auf die Toilette gegangen war, der Druck wegen des vermeintlichen Flugs hatte bewirkt, dass er es vergessen hatte, aber er könnte sich noch im Hotel rasieren, vorausgesetzt, dass sich sein Rasierzeug im Kulturbeutel in seinem Koffer befand, dass er es nicht zu Hause vergessen hatte, aber vielleicht war es besser, hierzubleiben, bis Eva kam, das war auch eine Möglichkeit, er konnte sich im Terminal rasieren, und plötzlich empfand er es als Qual, allein entscheiden zu müssen, an diesem Morgen, an dem alle für ihn entschieden hatten, und er verspürte einen seltsamen Drang, den devoten Taxifahrer zu suchen oder wenigstens die Stewardess und zu fragen, was er tun sollte.
    Die Vorstellung, am Flughafen zu bleiben, gefiel ihm, normalerweise erreichte er den Flughafen mit Verspätung und hatte keine Zeit, Kaffee zu trinken, aber jetzt, an Thanksgiving, blieben ihm plötzlich viele Stunden, er hatte alle Zeit der Welt, und er fing an, sich nach den verschiedenen Möglichkeiten umzuschauen wie ein neugieriges Kind, während der Koffer hinter ihm herrollte, er betrachtete sorgfältig die Auslagen der Läden, prüfte jeden Stand, Parfüms und Schmuck, alkoholische Getränke, Elektronik, und die wichtigste Frage war nicht, was er kaufen könnte, sondern was dieses Terminal an Interessantem bereithielt, für wie viele Stunden es reichen würde, nicht nur, was die Geschäfte betraf, sondern auch die Menschen. Er liebte es, Menschen zu beobachten und ihre Geschichten zu hören, vielleicht lag das an seiner Arbeit im Konsulat, aber nach etwa einer Stunde, als er schon anfing, müde zu werden, kam ihm alles ein bisschen lächerlich vor. Er sank auf einen Stuhl im Starbucks und bestellte Cappuccino und einen Muffin, und als er von dem blassenCappuccino trank, erinnerte er sich plötzlich an den hervorragenden Château Musar, den ihm der Konsul vorhin angeboten hatte, und bereute, ihn nicht mitgenommen zu haben, denn statt mit Ruth hätte er den Wein mit Eva trinken können, und plötzlich hatte er das Bedürfnis, den Cappuccino und den Muffin stehen zu lassen und sofort ins Hotel zu fahren. Ihm wurde plötzlich klar, dass es ihm nicht angenehm sein würde, das Hotel zusammen mit Eva zu betreten, es wäre besser, allein einzuchecken. Er war nicht sicher, bis wann das Zimmer reserviert bleiben würde, schließlich hatte er keine Kreditkartennummer angegeben, es war besser, nicht zu spät hinzukommen, sie würden das Zimmer ohne Kreditkarte nicht bis zum Abend für ihn freihalten. Erleichtert über seine Entscheidung stand er auf, ließ den Rest Cappuccino und den Muffin auf dem runden Plastiktisch stehen, ging an den Geschäften vorbei, die ihn nicht mehr interessierten, versuchte, sich von der Stelle fernzuhalten, an der die Stewardess gestanden hatte, und suchte nach einem Taxi, das ihn zurück nach Manhattan bringen würde.
    Die Schlange am Taxistand war länger als normal, vermutlich wegen Thanksgiving, halb Amerika fliegt an diesem Feiertag irgendwohin, und die andere Hälfte, die nicht fliegt, fährt zum Flughafen, um die Fliegenden abzuholen, aber bevor er noch an der Reihe war, wandte sich jemand an ihn, Sie wollen nach Manhattan, bitte, kommen Sie mit zum Parkplatz. Adam schaute ihn an, der Mann war klein und kräftig, in einem schwarzen Ledermantel und mit einem vergoldeten Schlüsselbund in der Hand, aber statt mit ihm zum Parkplatz zu gehen, blieb er in der Schlange, die sich im Schneckentempo vorwärtsbewegte. Vor ihm stand eine große schwarzhaarige Frau, die ihn von hinten an Ruth erinnerte, es waren nicht nur die Locken, die ihren Kopf umgaben wie bei einer antiken Plastik, es war auch die glatte Haut, wie Honig, und ihre runden Hüften und die Oberschenkel und die Art, wie sie ungeduldig das Gewicht von einem Bein auf das andereverlagerte, aber es war nicht Ruth, denn auf dem Rücken trug sie eine Tragetasche mit einem Baby.
    Er wandte sich zu der Frau und sagte, man kann verrückt werden, und die Frau antwortete ihm, ja, man kann verrückt werden, und als sie sich zu
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