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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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tiefen Graben verbracht, aus dem er mit einem Spaten steinige Erde geschaufelt hatte. Nachdem viele Jahre lang derselbe Boden bestellt worden war, mussten die Dorfbewohner tief graben, um noch nährstoffhaltige Ackererde zu finden. Der Baron wäre niemals auf die Idee gekommen, auch nur einen Solari für Düngemittel zu verschwenden – zumindest nicht für diese Menschen.
    In den Jahrhunderten, die sie Giedi Primus verwalteten, hatten es sich die Harkonnens angewöhnt, alles aus dem Land herauszuwringen, was es hergab. Es war ihr Recht – nicht etwa ihre Pflicht –, diese Welt auszubeuten und die Dörfer umzusiedeln, wenn das alte Land keine Ernte mehr hervorbrachte. Wenn Giedi Primus eines Tages eine leblose Wüste war, würde der Herrscher des Hauses Harkonnen zweifellos um ein neues Lehen ersuchen, nach einer neuen Möglichkeit, dem Padischah-Imperator dienen zu können. Schließlich gab es zahllose Planeten im Imperium, die der Ausbeutung harrten.
    Doch die galaktische Politik interessierte Gurney nicht besonders. Seine Gedanken kreisten ausschließlich um den bevorstehenden Abend, an dem er sich ein wenig entspannen und unterhalten wollte. Morgen erwartete ihn ein weiterer Tag der Schinderei.
    Nur faserige, stärkehaltige Krall-Knollen gediehen einigermaßen auf diesem Ackerboden. Der größte Teil der Ernte wurde als Tierfutter exportiert, doch die geschmacklosen Knollen waren immerhin nahrhaft genug, um menschliche Arbeitskraft zu erhalten. Gurney aß die Knollen jeden Tag, genauso wie jeder andere. Karge Krume, karge Küche.
    Seine Eltern und Arbeitskollegen kannten zahlreiche Sprichwörter, von denen viele aus der Orange-Katholischen Bibel stammten. Gurney hatte alle auswendig gelernt und viele mit einer Melodie versehen. Musik war der einzige Genuss, der ihm erlaubt war, und er teilte ihn großzügig mit allen anderen.
    Die Arbeiter verteilten sich auf ihre einzeln stehenden, aber völlig identischen Behausungen. Es waren baufällige Fertighäuser, die das Haus Harkonnen billig eingekauft und hier abgestellt hatte. Gurney blickte auf die Baracke, in der er zusammen mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester Bheth lebte.
    Ihr Haus wirkte etwas freundlicher als die anderen. In alten, verrosteten Kochtöpfen mit Erde wuchsen farbenfrohe Blumen: rotbraune, blaue und gelbe Stiefmütterchen, ein Büschel Gänseblümchen und sogar eine geradezu nobel wirkende Calla. Vor den meisten Häusern gab es kleine Gärten, in denen die Menschen Kräuter und Gemüse anbauten – obwohl jederzeit die Gefahr bestand, dass allzu appetitlich aussehende Gewächse von Patrouillen der Harkonnens konfisziert und gegessen wurden.
    Es war ein warmer Tag, und Rauch hing in der Luft, aber die Fenster ihres Hauses standen offen. Gurney hörte Bheths Stimme, die eine fröhliche Melodie sang. Er stellte sich ihr Gesicht mit dem langen, strohfarbenen Haar vor. Er bezeichnete es gerne als ›flachsblond‹. Dieses Wort kannte er aus altterranischen Gedichten, die er auswendig gelernt hatte, doch er hatte niemals in seinem Leben gesponnenen Flachs zu Gesicht bekommen. Mit ihren siebzehn Jahren war Bheth ein hübsches Mädchen und hatte ein angenehmes Wesen, das noch nicht durch lebenslange Arbeit zerstört worden war.
    Gurney benutzte den Wasserhahn an der Außenwand, um sich die Dreckschicht von Gesicht, Armen und Händen zu waschen. Er hielt den Kopf unter den kalten Wasserstrahl und bemühte sich, die verfilzten Haarsträhnen mit stumpfen Fingern wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen. Er schüttelte das Wasser ab und trat ins Haus, küsste Bheth auf die Wange und tropfte sie dabei nass. Sie kreischte auf und flüchtete vor ihm, um sich wieder ihrer Küchenarbeit zu widmen.
    Ihr Vater hatte sich bereits in seinen Stuhl fallen lassen. Die Mutter beugte sich über große Holzfässer, die neben der Hintertür standen, und bereitete Krall-Knollen für den Verkauf auf dem Markt vor. Als sie sah, dass Gurney heimgekommen war, trocknete sie sich die Hände ab und kam herein, um Bheth beim Decken des Tisches zu helfen. Dann stellte sie sich an den Tisch und las mit ehrfurchtsvoller Stimme mehrere Verse aus einer zerfledderten O.-K.-Bibel vor. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, ihren Kindern den kompletten Inhalt des dicken Bandes vorzulesen, bevor sie starb. Schließlich nahmen sie Platz, um zu essen. Gurney unterhielt sich mit seiner Schwester, während er die Suppe mit dem zähen Gemüse löffelte, die nur mit Salz und ein paar
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