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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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wichtiger als abstrakte Dinge.
    Wie sehr ich dich vermisse, mein Sohn!
    In den wenigen gemeinsamen Jahren mit Victor hatte er versucht, dem Jungen Kraft zu vermitteln, genauso wie es sein Vater mit ihm getan hatte. Jeder Mensch musste die Fähigkeit erlangen, sich auf sich selbst verlassen zu können. Er musste seinen Freunden helfen können, durfte aber nicht zu sehr auf ihre Hilfe angewiesen sein.
    Heute brauche ich meine ganze Kraft.
    Niemand sollte an der Bestattung des eigenen Kindes teilnehmen müssen. Die natürliche Ordnung war gestört. Auch wenn Kailea nicht seine Ehefrau und Victor nicht der offizielle Erbe des Herzogstitels gewesen war, konnte sich Leto nichts Schlimmeres vorstellen, das einem Menschen widerfahren konnte. Warum war er derjenige, der überlebte, der das Wissen und den schrecklichen Verlust erleiden musste?
    Die Prozession der Boote nahm Kurs auf die Korallenjuwelenriffe, wo Leto und Rhombur vor Jahren einen Tauchausflug unternommen hatten, wohin Leto eines Tages auch mit seinem Sohn gefahren wäre. Aber Victor war nicht genügend Zeit geblieben; Leto konnte nie mehr alle Versprechen erfüllen, die er dem Jungen gegeben hatte, sowohl mit Worten als auch in seinem Herzen ...
    Das Bestattungsschiff der Atreides war mehrere Decks hoch, ein eindrucksvolles schwimmendes Monument. Auf fünfzehn Meter hohen Masten brannte Walöl in Schalen aus riesigen Kabuzu-Muscheln. Dort lag auch Victors Leiche in einem goldenen Sarg, zusammen mit seinen Lieblingsspielsachen: ein Stofftier in Gestalt eines salusanischen Stiers, eine mit Federn besetzte vara -Lanze mit Gummispitze, Filmbücher, Spiele und Muscheln, die er am Meeresstrand gesammelt hatte. Außerdem hatten viele Große Häuser Geschenkpakete geschickt. Der kleine, konservierte Körper des Kindes verschwand beinahe unter all den vielen Gaben.
    Blumen in allen Farben, grün-schwarze Wimpel und lange Bänder schmückten die vergoldeten Decks. Gestiftete Gemälde und Zeichnungen stellten einen stolzen Herzog Leto dar, wie er seinen neugeborenen Sohn in die Höhe hob ... wie er ihn später im Stierkampf unterrichtete ... wie er mit ihm am Hafen angelte ... wie er ihn vor dem Elecran beschützte. Andere Bilder zeigten Victor auf dem Schoß seiner Mutter, wie er unterrichtet wurde oder wie er einen Flüsterdrachen steigen ließ. Dann folgten mehrere leere Leinwände, die all das repräsentierten, was Victor niemals in seinem Leben getan hatte und nie tun würde.
    Vor den Riffen warfen die Seemänner Anker. Die Boote bildeten einen Kreis um das Bestattungsschiff. Duncan Idaho steuerte ein kleines Motorboot zum Bug und legte an.
    Die Atreides-Soldaten schlugen auf ihre Zierschilde – eine Art Trommelwirbel, der weit über die Wellen getragen wurde. Herzog Atreides und Jessica standen mit gesenktem Kopf auf dem Deck. Der scharfe Wind blies ihnen ins Gesicht, er brannte in Letos Augen und zerrte an Jessicas dunklem Gewand.
    Nach einiger Zeit atmete der Herzog tief die Seeluft ein und kämpfte seine Tränen zurück. Er blickte nach oben, wo sein Sohn lag. Ein Strahl hellen Sonnenlichts brach sich am goldenen Sarg.
    Langsam hob Leto die Hände zum Himmel.
    Das Klappern der Schilde hörte auf, und Stille legte sich über die Versammlung. Wellen schwappten gegen die Schiffe, und hoch oben schrie ein einsamer Meeresvogel. Duncan Idahos Motorboot tuckerte leise im Leerlauf.
    In einer Hand hielt der Herzog einen Sender, den er nun aktivierte. Die brennenden Schalen neigten sich und gossen Öl und Flammen in den Sarg. Innerhalb weniger Sekunden stand das höchste Deck des hölzernen Bestattungsschiffs in Flammen.
    Duncan half Jessica, das Motorboot zu besteigen, dann folgte Leto. Sie legten vom Schiff ab und trieben davon, während das prasselnde Feuer heller und heißer wurde.
    »Es ist vorbei«, sagte Leto, ohne den Blick vom Feuer abzuwenden. Duncan manövrierte sie in den Kreis der anderen Boote zurück.
    Als der Herzog beobachtete, wie sein Sohn mit dem gesamten Schiff in einer orangegelben Lohe verbrannte, sagte er leise zu Jessica: »Ich werde nie wieder liebevoll an Kailea denken können. Jetzt kannst nur noch du mir die Kraft geben, die ich zum Überleben brauche.« Er hatte bereits eine Nachricht an Erzherzog Armand Ecaz geschickt und sein Bedauern ausgedrückt, dass er das Angebot einer Heirat mit seiner Tochter Ilesa ausschlagen musste – zumindest vorläufig.
    Von seinen Worten tief gerührt, schwor sich Jessica, Leto niemals zu einer Verpflichtung zu
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