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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady
Autoren: Emilie Richards
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grünen Schimmer hatte. Die Farbe allein war schon merkwürdig genug, aber noch eigenartiger war seine Form. Es war ein schmaler Streifen, so breit wie ein kleinen Baum oder ein Mensch. Als es durch die blattlosen Zweige der Bäume fiel, war es so konzentriert wie ein Laserstrahl.
    Niemand war in der Nähe. Duncan fragte sich, ob er das Licht vielleicht für einen Menschen gehalten hatte. Möglicherweise hatten seine Augen ihm einen Streich gespielt. Seine Hände und Füße wurden kälter, und seine Abenteuerlust ließ langsam nach. Er hatte sein Ziel immer noch nicht erreicht, aber es schien ziemlich sinnlos zu sein, die letzten fünfzig Meter auch noch hinter sich zu bringen.
    Da hörte er erneut diesen Schrei.
    Er begann zu laufen. Er verschwendete keinen Gedanken mehr an Bauern, die nach verirrten Schafen suchten, oder an interessante Lichtspiegelungen. Als er durch das Unterholz stürmte, konnte er den Boden sehen, auf den das Licht sich konzentrierte. Dort lag ein Mann mit geschlossenen Augen auf dem Rücken.
    Duncan kniete sich neben ihn und schlug dem Mann sanft auf die Wangen. „Hallo! Können Sie mich hören?“
    Der Mann war klein und dunkel. Er hatte zwar einige Speckpolster, aber für diese Witterung war er nicht richtig gekleidet. Eine leere Whiskeyflasche lag neben ihm auf der Erde. Duncan packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. „Können Sie mich hören?“
    „Ich bezweifle, dass er in der nächsten Zeit irgendetwas verstehen wird.“
    Duncan fuhr herum. Am Rande des Lichts, gerade noch im Schatten, stand eine Gestalt in einem langen Umhang mit Kapuze. „Wo in Gottes Namen kommen Sie denn her?“, wollte er wissen. „Wie lange stehen Sie schon hier?“
    „Lange genug, um froh zu sein, dass Sie gekommen sind.“
    Die Stimme war die einer Frau, sanft und leise wie die Schaumkronen auf dem Meer. Duncan blinzelte in die Dunkelheit, und die Frau glitt näher heran, als wollte sie ihm einen besseren Blick gewähren. Ihr Umhang bauschte sich. Unmengen von Wollstoff schienen dafür verarbeitet worden zu sein, und er wirkte ebenso weich wie ihre Stimme.
    „Kennen Sie diesen Mann?“, fragte Duncan. „Und wissen Sie, was zur Hölle er hier macht?“
    „So wie er aussieht, würde ich sagen, er friert sich gerade zu Tode.“
    „Das habe ich auch schon herausgefunden.“
    „Sein Name ist Geordie Smith. Und ich glaube, dass er sich ziemlich häufig in so einem Zustand befindet.“
    Es war zu dunkel, um sie wirklich zu erkennen. Sie hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sodass nur ihre Nase hervorzulugen schien. Ihre Augen waren kaum zu erkennen, doch als sie besorgt an der Unterlippe nagte, sah er ihre weißen und ebenmäßigen Zähne. Er schaute wieder den Mann auf dem Boden an. „Im Augenblick spielt es keine Rolle, wie oft er betrunken ist, sondern nur, ob er das letzte Saufgelage überlebt oder nicht.“
    „Er wird es überleben. Jetzt, wo Sie hier sind, wird ihm nichts mehr geschehen.“
    Wie zum Beweis, dass sie die Wahrheit gesagt hatte, flatterten die Augenlider des Mannes, und er begann zu stöhnen. Duncan beugte sich tiefer zu ihm herunter. Der Mann, den sie Geordie genannt hatte, stank wie eine Whiskeybrennerei.
    Das Stöhnen wurde zu einem kaum verständlichen Gebrabbel. „Weris da?“
    „Mein Name ist Duncan Sinclair. Was zum Teufel machen Sie ganz allein hier draußen?“
    Mühsam richtete Geordie sich auf. Duncan half ihm dabei. Es war ein schweres Stück Arbeit, und zum Schluss musste er ihm noch einen Arm um die Schulter legen, damit er nicht umkippte. Geordie wurde noch blasser.
    „Sind Sie in Ordnung?“, fragte Duncan.
    „Natürlich nich. Ich bin tot.“
    „Sehe ich etwa aus wie ein Engel?“
    „Sie brauchen keine Rücksicht auf meine Gefühle zu nehmen. Ich bin tot.“
    Duncan hockte sich auf die Fersen. „Noch nicht. Aber es wird nicht mehr lange dauern, falls Sie die ganze Nacht auf dem Boden liegen bleiben. Was machen Sie hier? Oder sind Sie so betrunken, dass Sie sich nicht daran erinnern können?“
    Geordie machte ein beleidigtes Gesicht. „Eins sag ich Ihnen …. Ich bin nich betrunken! Ich bin ein Poet! Ein Dichter!“
    „Das erklärt natürlich einiges.“
    „Ich bin hier, um mich inschpi … inspiriern …“
    Duncan überging Geordies Versuch, sich zu erklären und seine Würde zu retten. „Können Sie gehen?“
    Geordie dachte darüber nach.
    Duncan befürchtete, dass er sich damit die ganze Nacht Zeit lassen könnte. „Stehen Sie auf und
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