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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady
Autoren: Emilie Richards
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vertraute Mischung aus Liebe und Reue.
    Er deutete mit dem Finger auf sie. „Ich dachte, du seiest schon im Bett. Ich wollte gerade hochkommen.“
    „Ich war schon im Bett, aber ich habe mich so allein gefühlt.“
    „Ich weiß schon, was du vorhast. Du suchst nach einer Ausrede, um noch ein bisschen aufbleiben zu dürfen.“
    „Es ist keine sehr große Ausrede.“
    „Aber groß genug, um dich aus dem Bett zu scheuchen.“ Er ging auf sie zu. „Sieh dich an. Du hast dir nicht einmal deinen Bademantel angezogen. Dabei ist es so kalt!“
    „Mir ist nicht kalt. Ich friere nur, wenn ich allein in meinem Zimmer bin.“
    Duncan hatte das Zimmer seiner Tochter sonnengelb gestrichen und geblümte Vorhänge, Decken und Kissen besorgt. In der Ecke stand eine kleine Heizung, um die ständige Kälte aus der Luft zu vertreiben, und in den Regalen standen Spielsachen, um die Kälte aus ihrem kleinen Herzen zu verjagen. Aber egal, was er tat, es schien nie genug zu sein.
    Oben angekommen, drehte er ihr den Rücken zu, und sie kletterte bereitwillig hinauf, um auf ihm zum kleinen Apartment am Ende der Halle zu reiten. Sie war leichter als der dicke Highland-Nebel. Als er sie auf der zerwühlten Daunendecke in der Mitte des Bettes absetzte, nahm er kaum wahr, dass ihr Gewicht fehlte.
    Duncan setzte sich auf die Bettkante, während sie sich in die Decke kuschelte.
    „Hör zu, mein Frühlingskind. Du weißt, dass ich niemals weit weg bin. Ich bin immer irgendwo im Hotel, wenn du schläfst, und ich komme oft hoch, um nach dir zu schauen. Das Babyfon liegt direkt neben dem Bett, falls du mich brauchst. Und wenn ich doch einmal weggehen muss, ist da immer jemand, der auf dich aufpasst.“
    Zaghaft lächelte sie ihn an. „Ich habe trotzdem manchmal Angst.“
    „Ich weiß. Aber du wirst sehen, ich werde dich nie allein lassen.“
    Ernste graue Augen, die seinen eigenen zum Verwechseln ähnlich waren, erwiderten seinen Blick. Er wusste, was sie dachte. Er nahm ihre Hand und küsste sie, dann stopfte er sie wieder unter die Decke. Dabei streiften seine Finger etwas Kaltes, Hartes. „Hast du dir schon ein Buch ausgesucht?“
    Ihre grauen Augen wurden größer. „Nein.“
    Er spürte Widerstand, als er versuchte, das Buch unter der Decke hervorzuziehen. Offensichtlich bemühte April sich nach Kräften, es vor ihm zu verstecken. Fragend hob er eine Augenbraue.
    „Ich will das Buch mit den Bibern“, sagte sie.
    Beinahe gab er nach, aber irgendetwas in ihrem Gesichtsausdruck warnte ihn, dass da mehr dahintersteckte, als sie zugeben wollte. „Lass mich zuerst sehen, was du hier hast.“
    „Es ist nur ein Buch.“
    „April …“
    Sie wandte das Gesicht ab und ließ das Buch los. Er zog es unter der Decke hervor und las den Titel. „Duncan und die Feen.“ Er blätterte durch die Seiten. Das Buch war klein und wunderschön illustriert. Goldhaarige Feen, in durchscheinende grüne Gewänder gekleidet, schienen beinahe über die Seiten zu tanzen. Auch ohne den Text zu lesen begriff er, dass sein armer Namensvetter Duncan, ein tollpatschiger Junge, nicht zu ihnen passte. „Wo hast du das Buch her? Hat jemand vom Hotel es dir geschenkt?“
    „Nein.“
    Er wartete.
    „Liest du mir jetzt aus dem Biberbuch vor?“
    „Erst will ich wissen, wer dir das Buch gegeben hat.“
    Sie sah ihn immer noch nicht an. „Mara.“
    „Mara? Wer ist Mara?“
    „Einfach eine Frau.“
    Aber wenn die geheimnisvolle Mara irgendeine Frau gewesen wäre, hätte April längst von ihr erzählt, das wusste Duncan. Offensichtlich war Mara bereits jemand ganz Besonderes für sie, und deshalb wollte seine Tochter nicht mit ihm über sie reden. April hatte früh gelernt, die Dinge, die ihr wirklich wichtig waren, für sich zu behalten. „Wo hast du sie kennengelernt?“, hakte er nach.
    „Sie wohnt neben Mrs. Gunn, am Ende der Straße. Jessie hat mich mitgenommen, als sie Milch geholt hat. Du bist doch nicht böse, oder? Bitte!“
    „Böse?“ Er klappte das Buch zu. In Aprils umfangreicher Büchersammlung fand sich kein einziges Buch wie dieses. Sie hatte Bücher, die ihr die Welt um sie herum erklärten. Sie handelten von der Natur und den Wissenschaften, in einigen ging es um Scheidung und um Kinder, die in einer ganz ähnlichen Situation steckten wie sie selbst. Aber sie hatte kein einziges Märchenbuch.
    Das war kein Zufall.
    Er erhob sich und stellte das Buch ins Regal. „April, es gibt keine Feen. Und es gibt auch keine Geister oder Heinzelmännchen
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