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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady
Autoren: Emilie Richards
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Mann in den Fünfzigern.
    „Danke, aber nein.“
    „Wir haben eine neue Ladung DVDs hereinbekommen.“
    Duncan schüttelte den Kopf. Sein Blick wanderte von einem Gang zum anderen. Er sah eine alte Frau, die ein rotbackiges Kind fest an der Hand hielt, und einen dünnen jungen Mann, der sich ein Bund Karotten aussuchte. Als er sich gerade eingestehen wollte, dass sein Freund ihm einen Streich gespielt hatte, entdeckte er etwas großes Grünes im letzten Gang. Eine Frau tauchte in der Wolke aus grünem Stoff auf.
    Sie war groß und schlank, oder zumindest glaubte er das, denn der größte Teil ihres Körpers war von dem waldgrünen Umhang verhüllt. Glattes, hellblondes Haar hing über der Kapuze, die sie über die Schulter zurückgeschoben hatte. Als ob sie wüsste, dass er sie beobachtete, drehte sie sich um, und ihre Blicke trafen sich. Weder sie noch er lächelten.
    Jetzt verstand Duncan die Beschreibung seiner Tochter und Iains Kommentare. Selbst ein Herz, das so abgestumpft war wie seines, reagierte noch auf Schönheit. Und Mara MacTavish war mehr als schön.
    Das war ein weiterer Punkt gegen sie.
    Er ging auf sie zu, und sie wartete, als wüsste sie, dass er ihretwegen hier war.
    „Ich habe frischen jungen Grünkohl“, rief der Ladenbesitzer ihm hinterher. „Frances Gunn bat mich, ihr Bescheid zu geben, wenn ich guten Grünkohl bekomme.“
    „Ich werde es ihr sagen.“
    Der Besitzer murmelte etwas, aber Duncan wandte den Blick nicht von Mara ab. Wenige Meter vor ihr blieb er stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin Duncan Sinclair. Haben Sie meine Tochter April kennengelernt?“
    Sie streckte ihm die Hand entgegen. „Mara Mac-Tavish. Ihre Tochter ist ein lebhaftes kleines Mädchen.“
    Er wollte sie nicht berühren, aber er wusste, dass das ganze Dorf davon erfahren würde, wenn er ihre höfliche Begrüßung zurückwiese. Also ergriff er ihre Hand. Sie war nicht so weich, wie er erwartet hatte, sondern schwielig. Er blickte nach unten und sah kurze Fingernägel und sonnengebräunte Haut. Rasch ließ er sie wieder los.
    „Sie war ganz angetan von meinem Hund“, sagte Mara mit leiser, melodischer Stimme. „Er ist nicht an Kinder gewöhnt, aber er mochte sie ebenfalls auf Anhieb. Ich hatte Angst, dass er vielleicht versuchen würde, sie und Jessies Tochter Lolly in einen meiner Pferche zu treiben, aber er hat sich ihnen sofort zu Füßen gelegt.“
    Maras Stimme kam ihm bekannt vor, aber Duncan konnte sie nicht einordnen. Denn sonst war nichts vertraut. Mara war so grazil, so ätherisch wie die Fee in Aprils neuem Buch. „Mrs. Gunn sagte mir, dass Sie einen Bauernhof bei ihr in der Nähe besitzen.“
    „Bauernhof ist übertrieben. Es ist ein winziges Croft, die alte Hofstelle armer Leute. Niemand würde dazu Bauernhof sagen.“
    „Aber Sie haben Kühe? April sagte, dass Jessie Milch bei Ihnen kauft.“
    „Jessie, und noch ein paar andere. Aber ich habe nur zwei Kühe. Ich züchte Schafe.“
    Er interessierte sich im Grunde nicht dafür, was Mara MacTavish tat. Es sei denn, es betraf seine Tochter. Er kam geradewegs zur Sache. „Würden Sie mir bitte sagen, wie oft April schon bei Ihnen gewesen ist?“
    Sie schien erstaunt zu sein. „Es tut mir leid, aber ich habe es nicht gezählt.“
    „Bis heute Abend wusste ich nichts von diesen Besuchen.“
    „Ich vermute, dass es nicht viel zu erzählen gab. Sie mag meine Tiere.“
    „Sie haben ihr ein Buch geschenkt.“
    „Ah, ich verstehe.“ Statt einer Antwort bekam ihr Gesicht einen liebevollen Ausdruck. Ein Lächeln verwandelte ihre Züge, es war einfach atemberaubend. „Sie machen sich Sorgen, weil sie Geschenke von einer Fremden angenommen hat. Das tut mir leid, ich habe nicht darüber nachgedacht. Sie interessierte sich nur so sehr für meine Geschichten über Feen. Das Buch hat mir gehört, als ich klein war, und ich dachte, es würde ihr gefallen. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. April hat sich ganz artig bedankt.“
    Seine Verwirrung wuchs. Er hatte gedacht, er hätte sich verständlich ausgedrückt, aber sie schien ihn absichtlich misszuverstehen. „Es geht nicht darum, dass Sie ihr etwas geschenkt haben. Es geht um das Geschenk selbst.“
    Das Lächeln erstarb. „Ach?“
    Es gab Dinge, die er ihr nicht erzählen konnte, nicht ohne umständliche Erklärungen. Doch dazu war er nicht bereit. Er konnte ihr nicht sagen, dass sie ihn, trotz unzähliger Unterschiede, an seine Exfrau erinnerte. Die zierliche Gestalt,
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