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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady
Autoren: Emilie Richards
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probieren Sie es aus.“
    „Ich glaube immer noch … ich bin bestimmt tot.“
    „Zumindest werden Sie sich morgen wünschen, Sie wären es.“
    „Wenn ich aber nich tot bin …“ Seine Augen wurden schmal. „Wer war dann die Lady in Grün?“
    Duncan blickte auf. Das wüsste er selbst gern. Er hatte nicht daran gedacht, die Frau nach ihrem Namen zu fragen oder was sie hier draußen zu suchen hatte. Aber die Stelle, an der sie vorhin noch gestanden hatte, war verwaist. Er beugte sich vor und spähte in die Dunkelheit, aber es gab keinen Hinweis darauf, dass überhaupt noch jemand Drittes hier gewesen war.
    Duncan wollte zurück ins Hotel und sich an einem schönen Feuer aufwärmen. Seine Geduld mit den Highlandern und die Sympathie für sie flauten merklich ab. Die Frau war nicht einmal lange genug geblieben, um sicher zu gehen, das Geordie heil nach Hause kam. Der Beweis, dass Geordie an seinem Zustand selbst schuld war, lag auf dem Boden zu ihren Füßen. „Sehen Sie, Mann, Sie sind immer noch betrunken, und vermutlich sind Sie auch unterkühlt. Verschwenden Sie nicht meine Zeit, indem Sie hier lange herumschwätzen. Versuchen Sie aufzustehen. Sie müssen irgendwohin, wo Sie sich aufwärmen können.“
    „Ich habe eine Lady gesehen. In Grün. Ganz in Grün.“ Geordie schlug die Hände vors Gesicht. „Wenn sie kein Engel nich war …“
    „Das war sie nicht“, versicherte Duncan ihm.
    „… dann war sie ein Geist.“
    „Was?“
    Geordie begann zu weinen. Die dicken Tränen drohten, auf seinem Gesicht zu gefrieren. Seine Schultern bebten. „Sie hat mich gerettet. Ich wurde durch’n Wunder gerettet!“
    „Ich habe Sie gerettet.“
    „Nein. Sie hat Sie hierher geführt.“
    „Sehen Sie, hier war eine Frau, aber sie ist gegangen, sobald sie gesehen hat, dass ich mich um alles kümmere. Sie war ein ganz normaler Mensch. Das ist alles. Es gibt keine Geister. Und wenn Sie sich nicht endlich bewegen, Geordie Wie-auch-immer, wird es Sie auch nicht mehr lange geben.“
    Mit Duncans Hilfe kam Geordie schließlich auf die Beine. Er torkelte ein paar Meter weit, während Duncan ihn am Ellenbogen festhielt. „Sie hat mir gesagt, ich soll mich hinlegen, das hat der Geist gesagt. Sie hat gesagt, dass ich in Sicherheit bin.“
    „Das Einzige, was schlimmer ist als ein Geist, ist ein Geist, der schlechte Ratschläge erteilt.“
    „Sie sind nich aus den Highlands“, sagte Geordie. Er hob den Kopf und hielt ihn oben, obwohl sein Kinn gefährlich schwankte. „Dann … könnse das auch nich verstehn.“
    „Ich komme sehr wohl von hier. Und ich fürchte, ich verstehe Sie nur allzu gut.“
    Geordie zitterte und verstummte. Am liebsten hätte Duncan den kleinen Mann auf der Lichtung zurückgelassen. Aber er wusste, dass Geordie selbst ein Geist oder Engel sein würde, ehe die Suchmannschaft aus Druidheachd zurückkäme. Also zog er seine Jacke aus und legte sie um Geordies Schultern. Der Wind schnitt durch seinen Wollpullover, aber anders als Geordie lief er nicht so schnell Gefahr, an Unterkühlung zu sterben. Mühselig stapften sie zurück. Zu Geordies Ehrenrettung musste Duncan zugeben, dass er mit ihm Schritt hielt.
    „Finden Sie den Weg zurück zur Straße?“, fragte Duncan, als sie die Lichtung passiert hatten und wieder in der Nähe des Pfades waren.
    „Aye. Mit Ihrer Hilfe wird es schon geh’n. Sie hat versprochen, dass ich in Sicherheit bin.“
    So einen Tag hatte Duncan noch nie erlebt, in seinem ganzen Leben nicht. Er war mit seiner Geduld am Ende. „Sie sind betrunken, Mann. Und Sie sind ohnmächtig geworden und gestürzt, weil Sie zu betrunken zum Stehen waren! Ich will nichts mehr von irgendwelchen Geistern hören.“
    Geordie hielt mitten in der Bewegung inne. Er entwand sich Duncans Griff und drehte sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Sie war ganz in Grün, und sie hatte ’n Gesicht wie ein Engel.“
    „Kommen Sie.“ Duncan ergriff Geordies Arm. Bei diesem Tempo würde es ewig dauern, bis sie den Bus erreichten – wenn sie es überhaupt schafften. „Kümmern Sie sich um nichts anderes außer darum, weiterzugehen.“
    „Sie ist immer noch da.“
    „Sicher.“
    „Sie is’ da.“ Geordie fuchtelte mit den Armen.
    Duncan blickte auf. Das blasse grüne Licht bildete nicht länger einen exakt umrissenen Strahl. Diffuse, sanfte Kurven hatten sich gebildet. Ihm stockte der Atem. Einen Moment lang, für den Bruchteil eines Augenblicks, verschwand das Licht, um die Gestalt einer
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