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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Inzwischen war es vollkommen dunkel. Ich konnte gerade noch seine Umrisse an der Stalltür sehen. Er hüllte sich wieder in Schweigen.
    „Henning, du bist heute echt komisch.“ Ich schüttelte den Kopf, wandte mich ab und ließ ihn stehen. Mutig ging ich auf unser Haus zu, meinem Vater entgegen.

2

    Ich kam als letzte Reiterin auf den Springplatz. Drei Reiter ohne Fehler, sie waren damit bereits im Stechen. Ein Stechen, in dem neben den Abwürfen die Zeit entscheiden würde. Davor lag ein Parcours, den ich ohne Fehler absolvieren musste. Ich parierte Fly durch, der sofort still stand, und in diesem Moment fiel jede Nervosität von mir ab. Seine Ruhe, seine Gelassenheit, ja die Freude, die er in den letzten Tagen am Springen gezeigt hatte, flossen durch meinen Körper und gaben mir Sicherheit. Natürlich trugen dazu auch meine Erfolge in den letzten Tagen bei, der vierte Platz beim Stawag-Preis, ein zweiter Platz beim Warsteiner-Preis und der erste Platz beim RWE-Preis. Bereits beim ersten Umlauf im Großen Preis von Aachen, waren wir nur so über die Hindernisse geflogen. Meine Aufgabe in dieser Runde würde darin bestehen, Fly die richtige Reihenfolge zu zeigen und ihn zu bremsen, denn noch war die Zeit nicht wichtig und ich wollte mir auf keinen Fall einen Flüchtigkeitsfehler erlauben. Mit einem Lächeln auf meinen Lippen hob ich die Hand zum Richtergruß an die Kappe, der Startgong ertönte.
    Fly reichte es, dass ich mein Gewicht nach vorne verlagerte, er sprang in den Galopp, ich lenkte ihn auf das erste Hindernis zu. Ein Steilsprung, und schon waren wir drüber. Mit Fly zu springen, glich für mich dem Gefühl zu fliegen. Unsere Körper waren eins. Er bewegte sich mit großer Leichtigkeit über die Hindernisse und federte jeden Sprung über seine Gelenke ab. Ich lächelte, als wir die Kombination mit den drei Hindernissen übersprangen. Ein leises Raunen ging durch die Zuschauermenge. Fly spielte kurz mit den Ohren, und fast wäre uns ein Fehler passiert. Ich legte kurz meine Hand auf seinen Hals. Ein Weitsprung, ein Steilsprung und der letzte Sprung, dann waren wir durch.
    „Null Fehler für Vera Kamphoven auf Flying High. Damit stehen die vier Teilnehmer für das Stechen fest.“ Der Beifall der tobenden Zuschauer legte sich über die Stimme des Stadionsprechers. Menschen sprangen von ihren Plätzen, winkten mir zu und pfiffen. Fly galoppierte buckelnd zum Ausgang, sodass ich Mühe hatte, auf ihm zu bleiben. Ich winkte grüßend in den Zuschauerraum.
    So war es die ganzen letzten Tage gewesen. Wir beide ritten auf einer Welle der Sympathie, und Fly genoss jede Sekunde. Was er nicht leiden konnte, war, wenn ihn jemand von den Besuchern streicheln wollte. Ich lenkte Fly zum Ausgang, dort standen Mama und Papa, beide strahlten.
    „Ihr habt es geschafft“, sagte Stefan, „ihr seid im Stechen.“
    Ich sprang von Fly und klopfte ihm den Hals. „Kannst du ihn nehmen, ich muss mal ganz dringend.“
    Papa nahm die Zügel, und ich rannte zu den Toiletten für die Reiter. Aachen war in vieler Hinsicht ein besonderes Turnier. Es gab so viele Menschen aus verschiedenen Nationen und mit unterschiedlicher Herkunft, die sich hier tummelten. Es fanden sich Leute in eleganten und teuren Markenklamotten genauso wie welche in Shorts und T-Shirts aus irgendwelchen Billigläden. Manch einer kam sogar, um zu shoppen. Ja, es gab eine regelrechte Einkaufsmeile, bestehend aus Zelten, mit Geschäften, die alles Mögliche anboten. Nicht jeder der anwesenden Besucher interessierte sich für Pferde. Manch einer kam, um gesehen zu werden. Natürlich waren auch die Vertreter von den Sponsoren anwesend, zusammen mit wichtigen Kunden. Darunter befanden sich auch die Sanders. Um das VIP-Zelt machte ich aus diesem Grund einen großen Bogen, obwohl ich als Reiterin durchaus Zutritt dazu hatte. Na ja, vielleicht nicht zu allen Bereichen. Das Medieninteresse bei diesem Turnier war besonders groß. In dem letzten Jahr war es eine richtige Plage für mich geworden. Es lag mir nicht, im Rampenlicht zu stehen. Sobald mir jemand ein Mikrofon unter die Nase hielt, trocknete mir der Mund aus und meine Stimme überschlug sich vor lauter Nervosität.
    Den ganzen Vormittag über war es heiß gewesen. Am Nachmittag war es dann kühler geworden und es war Wind aufgekommen. Um die Essstände hatten sich dichte Trauben gebildet. Bei den Würstchenbuden trafen sich die normalen Menschen, wie ich es empfand. Während man bei den Buden mit exquisiteren
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