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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
Autoren: Kerstin Rachfahl
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sollte ein Lächeln sein, doch es erreichte seine Augen nicht.
    „Ich dachte, du wärst dir so sicher? Dann muss dir das Fohlen doch so viel wert sein.“
    „Aber wenn er so gut ist, dann verdienen Sie hundert Mal mehr durch die Preisgelder.“
    Erich Sander ging einen Schritt auf mich zu. Er stand dicht vor mir. Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um den Augenkontakt zu halten. Ich blieb stehen, zitternd, aber ich wich nicht zurück.
    „Wenn du den ersten Platz im Springen beim Großen Preis von Aachen machst, bevor das Pferd neun Jahre wird, dann gehört es dir.“ Warum er sich zu der Aussage hinreißen ließ, ich wusste es bis heute nicht. Doch ich ergriff ohne zu zögern die Gelegenheit und hielt ihm wortlos die Hand hin. So wie es mein Vater machte, wenn er eine Abmachung mit einem Käufer traf. Einen Moment sah Erich Sander auf meine Hand, dann ergriff er sie. Seine Hand war groß, stark und kraftvoll. Ich drückte mit aller Kraft zurück.
    „Abgemacht, und jetzt sieh zu, junges Fräulein, dass du nach Hause kommst, bevor du mein Parkett ruinierst.“ Damit wandte er mir den Rücken zu.
    Ich rannte die ganze Strecke zurück nach Hause. Getragen von dem Sieg, den ich errungen hatte. Vor meinem geistigen Auge sah ich bereits den Pokal. Und mein eigenes Pferd, Flying High. Das Donnerwetter meiner Eltern, als ich zu Hause eintraf, und das Fieber am nächsten Tag ertrug ich mit Leichtigkeit.
    „Ich fand dich damals beeindruckend. Wie ein nasser Pudel standest du da und hast mit Erich verhandelt“, nahm Henning den Faden wieder auf. Er nannte seinen Vater immer beim Vornamen. Ich konnte es verstehen. Einen Mann wie Erich Sander mit Papa anzusprechen, hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können.
    Ich war fertig mit Fly. Meine Finger streichelten ein letztes Mal seinen Hals, dann kam ich aus der Box, verriegelte die Tür und gesellte mich zu Henning. Wir hörten dem Mahlen der Zähne zu, die Korn für Korn das Futter verkleinerten. Fly ließ sich Zeit beim Fressen.
    „Erst mal müssen wir gewinnen.“ Ich sprach aus, was ich den ganzen Abend zu ignorieren versucht hatte. Wieder schlich sich die Angst der letzten Tage in mein Herz.
    „Du zweifelst nicht ernsthaft daran, oder?“ Er musterte mich von der Seite. Ich vermied seinen Blick. „Ihr habt bei fast jedem Turnier den ersten Platz gemacht. Weißt du eigentlich, wie viel Stress Thomas deshalb mit Erich hat?“ Seine Stimme klang amüsiert. Die Brüder verstanden sich nicht besonders gut, sie waren zu unterschiedlich. Ich biss mir auf die Lippen und schüttelte den Kopf. War das der Grund für Thomas’ Schweigen? Weil er wegen mir Stress mit Erich hatte? Lag es gar nicht daran, dass er es bereute, mit mir geschlafen zu haben? Fehlte ihm der Mut, zu mir zu stehen? Auch ich hatte meinen Eltern gegenüber kein Wort darüber verloren, was in der Nacht des Wohltätigkeitsballs passiert war. Ich war genauso feige wie er. Henning wartete darauf, dass ich redete.
    „Es kommt auf viele Dinge bei einem Turnier an“, beendete ich mein Schweigen. Was würde Henning dazu sagen, dass ich mit Thomas geschlafen hatte? Ein Schauer lief über meinen Körper. Henning zog seine Jacke aus und legte sie mir um, seine Hände blieben einen Moment auf meinen Schultern liegen. Die Jacke war warm von seinem Körper. Ein bisschen fühlte ich mich geborgen, wie immer, wenn er den großen Bruder spielte.
    „Du machst dir wirklich Gedanken?“ Er ließ nicht locker. Ich zuckte nur mit den Achseln. „Was ist mit deinem Traum?“, forschte er nach und stupste mich sanft am Arm. „Dein Haus in den Bergen mit dem Stall und einem Bach?“ Seine Worte lockten ein Lächeln auf mein Gesicht. Er kannte mich so gut wie niemand sonst auf der Welt, außer vielleicht Papa. Ja, es wurde Zeit, dass ich meine Flügel ausbreitete und woanders hinflog.
    „Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du hier bist“, kehrte ich den Spieß mit der Ausfragerei um.
    „Ich wollte euch beiden viel Erfolg für das Turnier wünschen.“ Erstaunt sah ihn ich an. Immerhin war er ein Sander und musste zu seiner Familie halten. Sein Blick war ehrlich.
    „Und deshalb wartest du im Dunkeln seit…“, ich zuckte die Achseln, da ich keine Ahnung hatte, seit wann er auf mich wartete.
    „Seit über einer Stunde.“
    „Was um alles in der Welt hast du in der Zeit hier gemacht?“
    „Nachgedacht und mich mit diesem kleinen Kerl da vorne befreundet.“ Mit dem Kopf nickte er zu der ersten Box, die zu
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