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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
Autoren: Kerstin Rachfahl
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jedes noch so kleine Steinchen. Er mochte das nicht beim Fressen, doch ich war müde und wollte ins Bett. Das rechte Vordereisen gab leicht nach, als ich den Huf auskratzte. Ich rüttelte dran, es blieb fest am Huf. Vermutlich nur Einbildung. Aber ich würde es in den nächsten Tagen im Auge behalten.
    „Morgen geht’s los, euer großer Tag.“
    Ich zuckte zusammen. Völlig in Gedanken versunken hatte ich tatsächlich vergessen, dass Henning an der Boxentür stand.
    „Wie meinst du das?“ Selbst in meinen Ohren klang meine Stimme barsch und abweisend. Es war unfair, Henning konnte nichts für meinen Ärger. Mit einem schiefen Grinsen versuchte ich ihn entschuldigend anzusehen. Seine braunen Augen fingen meinen Blick auf und hielten ihn fest. Schnell wandte ich mich ab, seine Augen waren so lebendig. Manchmal schien es mir, als ob er allein mit ihnen alles erzählen konnte, was er dachte oder fühlte. Wenn er mich so intensiv ansah, dann ging es mir mit ihm wie mit den Pferden. Ich sah in die Augen hinein, verschwand in den Tiefen des Brauns, und unten angekommen sah ich mich wie in einem Spiegel selbst.
    „Na ja, wenn du auf dem Turnier den ersten Platz machst, gehört Flying High dir.“
    Ich lehnte meine Stirn an den warmen Pferdehals, schloss die Augen. Tiefe Ruhe kehrte in mir ein, ich spürte ein Lächeln auf meinen Lippen. „Das weißt du noch?“
    „Ich war damals dabei, falls du dich nicht mehr erinnerst“, antwortete er ernst.
    Ich schüttelte den Kopf. Als ob ich diesen Abend jemals vergessen konnte. Den Abend, an dem ich, die kleine sechzehnjährige Vera Kamphoven, dem großen Erich Sander die Stirn bot. Dieser Abend war eingebrannt in meinem Gedächtnis. Der Tag von Flying Highs Geburt.
    Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Nein, wenn ich ehrlich war, liebte ich ihn bereits, seit ich wusste, dass Nobless sich heimlich in der Nacht auf und davon gemacht hatte, um sich selbst einen Hengst für ihr nächstes Fohlen auszusuchen. Es gab sonst auf dem Hof der Sanders, den mein Vater führte, nur sorgsam geplante Fortpflanzungen. Und nun so etwas. Wie ein Wunder war es mir erschienen. Gemeinsam mit Papa hatte ich die ersten Aufstehversuche von dem kleinen Wesen beobachtet. Ich erinnerte mich genau an das Fohlen beim ersten Trinken – und wie Papa es mit traurigem Blick angesehen hatte. „Schade, dass es weg muss. Schau mal, wie frech er auf seinen wackligen Beinen Nobless anstupst. Ein wackerer kleiner Bursche, der weiß, was er will.“
    „Wieso weg?“, hatte ich ihn erstaunt gefragt. Schließlich bildeten wir, mit wenigen Ausnahmen, den Nachwuchs auf dem Hof selber aus, und erst dann verkauften wir ihn. Meist zu einem sehr guten Preis, denn Papas Züchtungen waren begehrt unter den Turnierreitern. Papa hatte nur mit den Schultern gezuckt.
    „Das ist eine Entscheidung von Erich. Er möchte kein Pferd großziehen von einem Hengst, der keine Turniererfolge in seinem Lebenslauf aufweist. Das lohnt sich finanziell nicht.“
    „Aber der Hengst hat doch Papiere und wir haben ihn uns angesehen. Ein wenig kurz im Rücken, aber dafür macht er einen charakterstarken Eindruck.“
    Er hatte mir lachend meine Haarsträhne, die sich ständig aus meinem Pferdschwanz löste, hinter mein Ohr gesteckt.
    „Vera, du solltest langsam wissen, dass ein guter Körperbau, starke Beine und gute Gelenke am wichtigsten für ein Springpferd sind. Erst dann kommt der Charakter. Und der Körperbau von Regent entspricht nun mal nicht diesem Ideal. Hänge dein Herz lieber nicht an diesen kleinen Burschen.“
    Oh wie gut mich Papa kannte, doch mein Entschluss war bereits gereift. Ich würde das Fohlen kaufen und ausbilden. War ich nicht letztlich dafür verantwortlich, dass es ihn gab? Ich war mit Nobless an der Koppel von Regent vorbeigeritten. Woraufhin die Stute in der Nacht ausgebrochen und in die Koppel von dem Hengst gesprungen war. Ja genau, es war Schicksal. Ich und dieses Fohlen gehörten zusammen.
    Als Mama und Papa in der Küche saßen, machte ich mich durch den Regen auf den Weg zum Anwesen der Sanders. Leise schlüpfte ich über die Hintertür durch die Küche in das Haus. Mathilda, die Köchin, bemerkte mich nicht. Sie sang ein Lied im Radio mit. Ich kannte mich bestens in dem Haus aus. Schließlich hatte ich viel Zeit dort mit meiner Mama verbracht, als ich noch klein war.
    Ich folgte den leisen Stimmen. Erst als ich die Tür zum Wohnzimmer öffnete und ein Blick auf die fein gekleidete Abendgesellschaft
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