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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
Autoren: Kerstin Rachfahl
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dafür entwickelt, immer dann aufzutauchen, wenn Papa alleine im Stall war.
    „Atme, Vera“, flüsterte Mama neben mir, und ich gehorchte. „Mein Gott, Kind, so nervös habe ich dich noch nie erlebt. Möchtest du eine Baldrianperle?“ Ich starrte meine Mutter an und schüttelte den Kopf, unsicher, ob sie das tatsächlich ernst meinte. Sie zuckte mit den Achseln und warf sich selbst vier Dragees in den Mund. Marianne kam selten auf ein Turnier mit.
    „Wie fühlen Sie sich als Neuling, der gegen so ein hochkarätiges Feld antritt?“ Ein Reporter, dem ein Kameramann dicht folgte, hielt mir ein Mikrofon unter die Nase. Fly machte einen Satz zur Seite.
    „Hoppla, ihr Pferd ist aber schreckhaft“, rutschte es dem Reporter heraus.
    Ich verkniff mir eine bissige Bemerkung, stattdessen setzte ich mein öffentliches Lächeln auf. Mein Mund wurde trocken, Schweiß trat auf meine Stirn. Ich beantwortete freundlich alle Fragen des Reporters, egal, wie blödsinnig sie mir erschienen. Gleichzeitig sah ich mich nach einem Ordner um. Es gab Zonen, wo die Reiter ungestört von Reportern waren, und dieser Platz vor den Ställen gehörte eindeutig dazu. Papa kam mit einem Hufschmied im Schlepptau zurück. Er nahm mir Fly ab und stellte sich mit dem Schmied ein wenig abseits. Marianne begleitete das Trio, während ich weitere Fragen beantwortete.
    Im Augenwinkel sah ich, wie Papa dem Hufschmied das lockere Eisen zeigte. Endlich kam ein älterer Mann vom Ordnungsdienst heran, entschuldigte sich bei mir und brachte den Reporter weg. Ich ging rüber zu meinem Pferd. Papa sah kurz auf.
    „Wir können das alte Eisen dran lassen. Es müssen nur ein paar neue Nägel rein, das sollte genügen“, erklärte er mir. Der Schmied nickte zustimmend.
    Ich blickte hoch und sah zu meiner Überraschung Thomas mit einer Frau auf uns zusteuern. Sie trug eine Kamera um den Hals. Es konnte nicht wahr sein, dass wir zum zweiten Mal hier in der reporterfreien Zone von den Medien gestört wurden. Thomas stoppte bei uns, lächelte höflich und wandte sich dann der Frau zu.
    „Das, Frau Wolfram, ist Vera Kamphoven.“ Er deutete auf mich. „Stefan Kamphoven“, er zeigte auf Papa „und die Mutter Marianne Kamphoven.“ Meinem Blick ausweichend, wandte sich Thomas meinen Eltern zu. „Frau Wolfram ist ganz angetan von Vera und Fly. Sie möchte gerne einen kleinen Bericht schreiben und ein Foto von der Familie machen. Wärt ihr so nett?“
    Ich starrte ihn an. Das war doch jetzt nicht sein Ernst? Oder war es eine Taktik, um mich aus meiner Konzentration zu bringen? Während Marianne sich mit einem freundlichen Lächeln an Frau Wolfram wendete, sah Papa mit gerunzelter Stirn Thomas an, er öffnete den Mund, doch Thomas kam ihm zuvor. „Es ist wichtig für uns. Frau Wolfram schreibt für die St. George .“
    Papa schüttelte den Kopf. „Tut mir leid Thomas, aber Fly geht vor. Ich habe für solche Sachen jetzt keine Zeit. Dumont steht auch noch im Stall und muss fertig gemacht werden.“
    Frau Wolfram mischte sich ein. „Aber vielleicht könnte Herr Sander das Pferd halten, es dauert auch wirklich nicht lange.“
    „Klar kann ich das“, sagte Thomas. Er kam zu uns rüber, nahm Papa Fly ab. Wir beide waren viel zu überrascht, um ihn abzuweisen oder weiter zu protestieren. Ehe wir uns versahen, posierten wir vor dem Zaun, der den Aufwärmplatz abgrenzte, und ließen uns von Frau Wolfram fotografieren. Papa war kurz angebunden, fast unhöflich zu der Dame. Daran merkte ich, wie nervös er war. Auch mir behagte es nicht, Fly in der Obhut von Thomas und einem wildfremden Menschen zu haben, ohne Sichtkontakt zu ihm.
    Schließlich war Frau Wolfram zufriedengestellt. Gemeinsam gingen wir zurück zu den Ställen. Der Hufschmied war bereits weg, Thomas kam aus dem Stall. „Ah, da seid ihr ja wieder. Ich habe Fly in seine Box gebracht, weil ich nicht sicher war, wie lange ihr noch braucht.“ Mit einem strahlenden Lächeln ging er auf Frau Wolfram zu, die errötete und die Augen niederschlug. Verwirrt sah ich mir die Frau genauer an. Sie war absolut nicht der Typ von Thomas. Er wich meinem forschenden Blick aus. Mein Vater runzelte die Stirn, schüttelte irritiert den Kopf. „Möchtest du vielleicht Dumont selber fertig machen?“ Das konnte Papa nur ironisch meinen, denn ich konnte mich nicht erinnern, wann Thomas zuletzt sein Pferd auf einem Turnier geputzt oder gesattelt hatte.
    Bedauernd zog Thomas die Schultern hoch. „Würde ich sehr gerne, aber ich
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