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Duestere Verlockung

Duestere Verlockung

Titel: Duestere Verlockung
Autoren: Victoria Veel
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gescheitert und wieder aufgestanden. Wenn Sie selbstständig sein wollen, müssen Sie an das glauben, was sie tun. Denken Sie nicht nur an das Geld, denken Sie daran, etwas selbstständig zu erschaffen. Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre Anwesenheit und Aufmerk samkeit. Ich bin noch bis halb sieben hier, wenn Sie also Fragen haben, stehe ich in wenigen Minuten gern für Sie bereit.“
     
    Ich sehe zur Seite und mustere Rachels Gesichtsausdruck. Sie sieht begeistert aus, mitgerissen und auch irgendwie verknallt. Die drei Mädchen neben ihr ebenfalls. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Diese Rede hatte keinerlei hilfreiche Tipps zum Thema Unternehmensgründung gegeben, stattdessen hatte der Redner etwas von einem Motivationscoach, oder gar einem Sektenführer. Er schien immer wieder zu erwähnen, wie hart man arbeiten müsse um seinen Traum wahr zu machen. Als ob das nicht schon jeder wüsste.
     
    „Und, wie fandest du ihn?“ fragt mich Rachel nur wenige Sekunden, nachdem der junge Mann von der Bühne verschwindet. Die Zuhörer sind mittlerweile aufgestanden und haben begonnen, sich angeregt  zu unterhalten. Mit leuchtenden Augen blickt Rachel mich erwartend an.
     
    „Naja. Seine Rede war ein bisschen abgedroschen und auf mich wirkt er wie ein Motivationscoach und nicht wie ein Unternehmensgründer.“ gab ich zu.
     
    „Sei doch nicht immer so sarkastisch. Optimismus, das ist es, was dir fehlt. Ich fand die Rede super. Total motivierend. Und David sieht einfach unglaublich aus.“
     
    Sie sprach von David Parker als würde sie ihn gut kennen. David. Ich beschließe, meine Meinung diesmal für mich zu behalten und diese Konversation mit einer abschließenden Aussage zu beenden.
     
    „Ich für meinen Teil habe schon bessere Reden gehört.“
     
    „Wirklich?“ höre ich eine tiefe Männerstimme hinter mir. Schnell drehe ich mich um. Vor mir steht der Redner höchstpersönlich. Na klasse. Da sagt man einmal etwas Schlechtes über jemanden und der kriegt es gleich mit. Peinlich berührt sehe ich ihn an. Er grinst über das ganze Gesicht, zeigt mir seine perfekten weißen Zähne. Ich erwische mich dabei, wie ich ihn in Sekundenschnelle von oben bis unten scanne. Er sieht gut aus, sehr gut sogar, das musste ich zugeben. Groß, dunkles, gewelltes Haar, Drei-Tage-Bart, stechend blaue Augen und eine Ausstrahlung, die alle anderen Leute in diesem Raum zu verblassen lassen scheint.
     
    „David Parker. Kritik höre ich immer gern.“ Er streckt mir seine Hand entgegen. Ich nehme sie und er drückt meine Hand leicht. Bevor ich etwas erwidern kann, drängt sich plötzlich Rachel neben mich.
     
    „Rachel. Rachel Stevens.“ haucht sie ihm entgegen und streckt ihre Hand nach ihm aus. „Schön, Sie kennenzulernen. Ihre Rede war unglaublich, wirklich. Total inspirierend. Ich hoffe, Sie können mir noch viele Tipps zum Thema geben.“
     
    Mr. Parker sieht sie etwas verwirrt an, sein Lächeln erblasst aber nicht. Er drückte nun auch ihre Hand und nickte ihr zu. Nun wendet er seinen Blick wieder mir zu.
     
    „Also Miss-„ er stockt und sieht mich fragend an.
     
    „Jones. Emily Jones.“
     
    „Also Miss Jones. Was genau hat Ihnen an meiner Rede nicht gefallen? Mit welchen Erwartungen sind Sie hier her gekommen?“
     
    „Ich finde, Sie haben keine konkreten Tipps zum Thema Selbstständigkeit gegeben. Ich glaube Ihnen, dass Sie Ihr Unternehmen mit harter Arbeit erfolgreich aufgebaut haben. Aber das hilft leider niemandem weiter. Wir alle sind jung und wollen hart arbeiten, wir sind bereit, einiges zu investieren. Wir brauchen nicht immer und immer wieder hören, wie sehr wir an uns selbst glauben sollen. Wir haben den Willen, aber nicht die nötige Erfahrung. Was wir also brauchen, sind praktische und anwendbare Tipps, nicht sinnloses Motivationsgeschwafel.“
     
    Ohne Rachel ansehen zu müssen, spüre ich sie bei meinem letzten Satz förmlich zusammen zucken, als hätte ich den Präsidenten höchstpersönlich beleidigt. Mr. Parkers Augen funkeln interessiert. Er scheint meine Kritik amüsant zu finden, besonders betroffen zumindest sieht er nicht aus.
     
    „Ich danke Ihnen für Ihre Ehrlichkeit. Zugegebenermaßen bin ich kein ausgebildeter Redner, ich bin Unternehmer. Auch ich habe eben noch einiges zu lernen.“
     
    Ich lächle ihn höflich an und will mich zum Gehen umdrehen.
     
    „Und Sie, Miss Jones, was haben Sie im Leben vor?“ fragt er mich unerwartet.
     
    Ich bleibe stehen und drehe
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