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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis
Autoren: Heinz G. Konsalik
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man kann das ohne Scham gestehen. Ergriffen von diesem Befehl!«
    »Ich bestehe auf einem ordentlichen Gerichtsverfahren!« warf Malenkow ein. »Man kann uns nicht stillschweigend in die Verbannung schicken.«
    »Jurij Adamowitsch, du bist ein begabter Idiot, aber eben nur ein Idiot. Rätselhaft ist uns allen, woher der Genosse Gorbatschow eure unwichtigen Namen kennt, aber er kennt sie nun mal. Jeden einzelnen. Grübeln wir nicht darüber nach, es ist so. Und der Genosse Gorbatschow hat befohlen: Die Amerikaner Virginia Allenby und Ric Henderson sind sofort freizulassen.«
    »Ric!« schrie Ljuba auf und warf sich gegen Hendersons Brust. »Du bist frei, frei, und Virginia auch. Frei!«
    Schesjekin wartete ein paar Sekunden. Er sah zu, wie Ljuba und Ric einander küßten und Malenkow und Virginia stumm ihre Hände ineinanderlegten.
    »Ferner hat der Genosse Gorbatschow angeordnet«, fuhr Schesjekin sogar etwas gerührt fort, »daß die Genossin Ljuba Alexandrowna Berreskowa und der Genosse Jurij Adamowitsch Malenkow degradiert und aus der Armee der Sowjetunion ausgestoßen werden. Vortreten, Malenkow!«
    Mit einem eisernen, kantigen Gesicht trat Malenkow zwei Schritte vor und stand stramm.
    Schesjekin kam um den Tisch herum, riß ihm die Schulterstücke ab und auch die Sterne vom Kragen. Er warf alles in die Zimmerecke und kehrte hinter seinen Schreibtisch zurück.
    Malenkow trat in die Reihe zurück, und erst da senkte er den Kopf.
    Schesjekin legte wieder eine bedeutungsvolle Pause ein. Schmor jetzt ein wenig, Jurij Adamowitsch! dachte er. Eine kleine Strafe hast du verdient. Gorbatschow selbst hat sich um dich gekümmert – soll das einer verstehen! Ich nicht. Aber auch kleinen Wundern soll man nicht nachforschen. »Und weiter hat der Genosse Generalsekretär angeordnet: Die Bürger Malenkow und Berreskowa haben sofort mit ihren amerikanischen Verlobten die Marinebasis ›Morgenröte‹ zu verlassen. Sie dürfen sich in den USA niederlassen.«
    Als habe ein Blitz eingeschlagen, so durchfuhr es Ljuba und Jurij.
    Aber bevor sie den Schock überwunden hatten und irgend etwas Enthusiastisches tun konnten, sagte Schesjekin sehr laut: »Keine Demonstrationen! Benehmt euch wie Erwachsene! Jeder holt sich ein Glas, und dann stoßen wir an auf die große Güte des Genossen Gorbatschow und auf ein langes Leben.«
    Eine kleine, glückliche Feier wurde es, eine stille Feier, denn wer kann große, laute Worte machen, wenn er sein Leben wiedergewonnen hat? Schesjekin konnte sich noch immer nicht beruhigen, daß Gorbatschow eigenhändig die Anordnungen unterschrieben und an Marschall Ogarkow weitergegeben hatte; noch weniger begriff er, daß seine schöne U-Boot-Basis abgebaut und vernichtet werden sollte. So eine ›Morgenröte‹ gab es nie wieder. Niemals. Aber verstehe einer die hohen Genossen in Moskau! Aus dem Ärmel schütteln sie Überraschungen wie andere Flöhe. Schon wieder war das so, bei Stalin, bei Chruschtschow, bei Breschnew und nun bei Gorbatschow. Sich wundern ist eine sinnlose Anstrengung.
    Schesjekin rief ungehalten: »Herein!«, als es an der Tür klopfte.
    Ein Oberleutnant der Pioniere trat ein und grüßte. »Genosse Admiral, die amerikanischen Beobachter sind da.«
    »Wir kommen.« Schesjekin erhob sich ächzend. Amerikanische Beobachter – schamrot sollte man werden. Auch die Perestroika sollte eine Grenze haben.
    Auch Ric, Ljuba, Virginia und Jurij erhoben sich, schon ein wenig unsicher auf den Beinen. Im Hochgefühl ihres Glückes hatten sie den Wodka zu schnell getrunken.
    »Nun werden wir uns nie wiedersehen«, sagte Schesjekin mit deutlicher Trauer. »Was hatte ich alles mit dir vor, Jurij Adamowitsch! Ein Held der Sowjetunion, degradiert, hinausgeworfen, verachtet! Wo hat's so etwas schon gegeben? Und alles wegen eines Weiberkörperchens.«
    »Es ist mehr, Genosse Admiral, es ist eine Liebe bis über den Tod hinaus! Einen Körper kann man zurückgeben, ein Herz nicht.«
    »Dann bist du wirklich ein glücklicher Mensch, Jurij Adamowitsch. Gratuliere, aber beneiden werde ich dich nicht. Unser Mütterchen wird dir fehlen, Rußland verläßt ein Russe nie ohne Heimweh. Aber es ist deine Seele, ich könnte es nicht ertragen.«
    »Sie haben auch keine Virginia, Genosse Admiral.«
    »Das mag es sein.« Schesjekin wischte sich mit der Hand über sein fettes Gesicht und sagte jetzt einen wahren Satz: »Ich habe nur Nina Kirillowna, und das seit vierzig Jahren.«
    »Ich kenne Nina Kirillowna
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