Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Seymore entgeistert. »Stellen Sie sich das vor, Brooks! Einen Admiral!«
    »Wir haben einen General Seymore hier, Sir«, sagte Brooks unbeeindruckt. »Das ist das Gleiche.«
    Seymore schwieg verbissen, warf einen tadelnden Blick auf Brooks und nickte dann den Russen zu. »Wir sind bereit, meine Herren. Darf ich bitten, mir zu folgen?«
    Eine Stunde später stiegen vom Flugplatz auf der oberen Eisebene drei Hubschrauber der US Air Force in den klaren, eisigen Himmel. Brooks flog an der Spitze, einen Offizier der Russen neben sich. McColly und Lieutenant Holmes folgten ihm, mit jeweils einem Begleiter an Bord. Einer von ihnen war Dr. Smith, der Laserforscher. Man hatte ihn in eine Offiziersuniform gesteckt, was ihm gar nicht behagte – er winkte schon von weitem ab, wenn Soldaten Anstalten machten, ihn zackig zu grüßen.
    Die Flugstrecke bis zum anderen Ende des Eisberges kannte Brooks nun wie den Luftraum über San Francisco. Dennoch wunderte er sich, als der Russe neben ihm an seinem Ärmel zupfte und nach unten zeigte.
    Landen? Dort? Im Eisgebirge? Brooks sah den Russen an. Junge, du hast 'ne Macke! »Ich bin doch kein Selbstmörder«, schrie er in den Motorenlärm hinein. »Das kann ein japanischer Kamikaze machen!«
    »Geht gut, Kamerad.« Der sowjetische Offizier grinste und zeigte wieder nach unten. »Dort kleiner Platz im Tal.«
    ›Kamerad‹ – Brooks kam das Wort etwas merkwürdig vor. Es war lange her, 43 Jahre, daß sich 1945 Amerikaner und Russen an der Elbe trafen und sich ›Kamerad‹ nannten. Damals war der Haß auf die Nazis stärker als die Vernunft, ein Fehler, der bald darauf die Welt veränderte. Zu spät hatte Eisenhower das eingesehen, und auch Churchill brauchte Jahre, den Irrtum zu begreifen. ›Kamerad‹ – und wir rüsten, rüsten, rüsten, belauern uns und entwickeln Waffen, gegen die eine Atombombe wie ein lauter Knaller ist!
    Brooks ging tiefer. Tatsächlich, in einem Eistal konnte man landen, wenn man sein Handwerk verstand. »Jungs, jetzt zeigt, was ihr gelernt habt«, sagte er in seinen Sprechfunk. »Ich mach's euch vor. Wer Bruch fabriziert, wird ins Spritlager versetzt.« Er lehnte sich zurück, flog über der Landestelle einen Kreis und ging dann tiefer.
    Vor ihm lag der hervorragend getarnte Eingang zu der russischen Stadt im Eis, der Schräglift in den Bauch des Eisberges.
    Sie standen vor Schesjekin in der Kommandantur und warteten auf die Bestätigung ihrer Verbannung.
    Als ein Oberleutnant aus dem Stab zu ihnen gekommen war und mit schroffer Stimme den Befehl des Vizeadmirals überbrachte, sofort mitzukommen, hatten sie sich angesehen und in ihren Augen den gleichen Gedanken gelesen: Nun ist es soweit. Leb wohl, Illusion, die Wirklichkeit hat uns wieder.
    »Ich habe es gewußt«, sagte Malenkow ruhig. »Nurian ist ein Schwätzer. Er hat alles nur geredet, um unsere Suppe auffressen zu können.«
    Ljuba sagte zu Henderson: »Mein Liebling, ich werde um uns kämpfen. Ich bin nicht unbekannt, in der Akademie der Wissenschaften habe ich einflußreiche Freunde.«
    »Ihr habt sogar unbequeme Generäle in Irrenhäuser gesperrt.« Ric zog seinen Pelz an. »Und wie war das mit Sacharow? Den kennt die ganze Welt – trotzdem sollte er in Sibirien verfaulen.«
    »Jetzt ist er frei, Ric. Das ist die Glasnost von Gorbatschow.«
    »Als wenn sich Gorbatschow um uns kümmern würde! Er wird nie unsere Namen erfahren … Er hat wirklich anderes zu tun, als vier Wanzen zu betrachten.« Ric half Ljuba in ihren Mantel, küßte ihren Nacken, und trotz der schicksalhaften Stunde schloß sie die Augen, bog sich zurück und seufzte tief.
    »Ich liebe dich«, sagte sie ganz leise mit vergehender Stimme. »Liebling, ich liebe dich, ich liebe dich … Was auch kommt, vergiß es nie: Ich liebe dich.«
    Nun standen sie in einer Reihe nebeneinander vor Schesjekin. Er saß hinter seinem Schreibtisch, hatte eine Wodkaflasche auf der Tischplatte stehen, dazu fünf Gläser und eine Schüssel mit Honiggebäck, die Pralenkow dem schreienden Sumkow aus dem Privatzimmer hinter der Küche entwendet hatte.
    Schesjekin sah die Vier eine Weile stumm an, goß dann die Gläser voll Wodka und holte tief Luft. »Übersetzen Sie, Genossin Berreskowa«, sagte er.
    »Selbstverständlich, Genosse Admiral.«
    »Endlich ist die Entscheidung aus Moskau eingetroffen. Nicht von den Genossen Wisjatsche und Sujin, nein, von Marschall Ogarkow persönlich, und zwar im Auftrag des Genossen Generalsekretärs. Ich bin ergriffen –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher