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Duell der Zauberer

Duell der Zauberer

Titel: Duell der Zauberer
Autoren: David Eddings
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Garten davon vielleicht. Wenn man es erst einmal begriffen hat, ist es gar nicht so furchtbar schwer.«
    Doch Tante Pols Augen waren plötzlich groß geworden. Mit einem Arm Durnik festhaltend, drehte sie sich um und sah den kristallenen Zaunkönig an, der auf seinem gläsernen Zweig hockte. »Flieg«, befahl sie, und der glitzernde Vogel breitete seine Flügel aus und flog auf ihre ausgestreckte Hand. Neugierig inspizierte er die Rose, tauchte seinen Schnabel in einen Tautropfen und hob dann sein Köpfchen, um ein kleines Lied zu trillern. Tante Pol hob sanft die Hand, und der Kristallvogel flog zurück auf seinen Zweig. Das Echo seines Liedes hing noch in der Luft.
    »Ich glaube, es wird Zeit, daß Garion und ich gehen«, sagte Belgarath mit gerührter Miene und verschleiertem Blick.
    Aber Tante Pol war inzwischen etwas aufgegangen. Ihre Augen wurden schmal, dann wieder groß. »Einen Augenblick noch, alter Wolf«, sagte sie mit einem Hauch von Stahl in der Stimme. »Du wußtest es von Anfang an, nicht wahr?«
    »Was, Pol?« fragte er unschuldig.
    »Daß Durnik – daß ich…« Zum erstenmal in seinem Leben sah Garion sie sprachlos an. »Du wußtest es!« fauchte sie.
    »Natürlich. Sobald Durnik aufwachte, spürte ich etwas in ihm, das anders war. Ich bin überrascht, daß du es nicht selbst gemerkt hast. Ich mußte allerdings mit ihm arbeiten, um es ans Licht zu bringen.«
    »Warum hast du es mir nicht gesagt?«
    »Du hast nicht gefragt, Pol.«
    »Du – ich…« Mühsam gewann sie ihre Fassung wieder. »Du hast mich die ganzen Monate in dem Glauben gelassen, daß ich keine Macht mehr hätte, und dabei war sie die ganze Zeit da! Sie war immer da, und du hast mich das durchmachen lassen?«
    »Also wirklich, Pol. Wenn du nur einmal gründlich nachgedacht hättest, wäre dir klargeworden, daß du sie nicht einfach so aufgeben kannst. Wenn du sie einmal hast, hast du sie.«
    »Aber unser Meister hat gesagt…«
    Belgarath hob abwehrend die Hand. »Wenn du dich erinnern wolltest, Pol, hat er nur gefragt, ob du bereit wärst, deine Unabhängigkeit in der Ehe zu beschränken und durchs Leben zu gehen, ohne mehr Macht zu haben als Durnik. Da es keine Möglichkeit gab, dir deine Macht zu nehmen, hatte er damit offenbar etwas anderes im Sinn.«
    »Du hast mich glauben lassen…«
    »Ich habe keinerlei Kontrolle über das, was du glaubst, Pol«, sagte er nachdrücklich.
    »Du hast mich hinters Licht geführt!«
    »Nein, Pol«, widersprach er, »du hast dich selbst hinters Licht geführt.« Dann lächelte er sie liebevoll an. »Und bevor du jetzt eine lange Rede vom Stapel läßt, denk einmal kurz darüber nach. Genau besehen hat es doch gar nicht so weh getan, nicht wahr? Und ist es nicht viel angenehmer, es so herauszufinden?« Aus seinem Lächeln wurde ein Grinsen. »Du kannst es sogar als mein Hochzeitsgeschenk für dich betrachten, wenn du willst«, fügte er hinzu.
    Sie starrte ihn einen Moment an, offensichtlich willens, böse mit ihm zu sein, aber er erwiderte ihren Blick schelmisch. Ihre Auseinandersetzung hatte sich im geheimen abgespielt, aber diesmal hatte er gewonnen. Schließlich konnte sie nicht länger so tun, als ob sie sich ärgerte, und begann hilflos zu lachen. Sie legte zärtlich eine Hand auf seinen Arm. »Du bist ein schlimmer alter Mann, Vater.«
    »Ich weiß«, gestand er. »Kommst du, Garion?«
    Als sie auf dem Flur standen, begann Belgarath zu kichern.
    »Was ist denn so lustig?« fragte Garion.
    »Ich habe seit Monaten auf diesen Moment gewartet«, erklärte sein Großvater vergnügt. »Hast du ihr Gesicht gesehen, als sie endlich begriff, was geschehen war? Die ganze Zeit ist sie mit einer Miene edler Selbstaufopferung herumgeschlichen, und dann muß sie plötzlich feststellen, daß es völlig unnötig war.« Ein boshaftes Grinsen zog über sein Gesicht. »Deine Tante war sich ihrer selbst immer ein wenig zu sicher, weißt du. Vielleicht war es ganz gut für sie, daß sie eine Zeitlang geglaubt hat, ein ganz normaler Mensch zu sein. Vielleicht hat ihr das eine gewisse Einsicht vermittelt.«
    »Sie hatte recht.« Garion lachte. »Du bist ein schrecklicher alter Mann.«
    Belgarath grinste. »Man tut sein Bestes.«
    Sie gingen in die königlichen Gemächer, wo bereits Garions Hochzeitsgewänder vorbereitet waren.
    »Großvater«, sagte Garion, während er sich hinsetzte, um seine Stiefel auszuziehen, »ich wollte dich noch etwas fragen. Kurz bevor Torak starb, rief er nach seiner
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