Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
warnender Zuckungen über ihrem Augenfleck auf der Stirn nach. Sie entwand sich Tayyans Griff, packte ihre Hand, führte sie an die Lippen, küßte leicht einen Finger, biß dann kräftig auf den Knöchel und lachte und tanzte davon, als Tayyan sie packen wollte.
     
    Die Rennbahn: Gut eine Stunde Marsch von der Stadt aus. Ein grobes, langgezogenes, in die stumpfe, braune Erde des harten Bodens südlich von Oras gekratztes Oval. Fackeln. Weinverkäufer, die aus purpurfleckigen Fässern Wein in irdene Schalen gossen. Lärm und Lachen und Wein und Erregung wirbelten um Serroi, bis sie das Gefühl hatte, sich in einer anschwellenden Blase zu bewegen, die nicht platzen wollte. Im Zentrum des Wirbels schnaubten und scharrten fünf Macain – Rennzucht, starker Knochenbau, lange, häßliche Gliedmaßen, Läufe, die sich in die rauhe Erde gruben, ganze Fontänen kleiner Steinchen emporschleuderten, die sich über die Menge ergossen und zwischen den stampfenden Stiefeln zu Boden fielen. Das Brüllen schwoll zu einem Kreischen an. Mächtige Hinterläufe ließen die Macain in einer Reihe langer Sprünge starten.
    Tayyan umklammerte Serrois Schulter, als die Tiere in der Ferne um die Kurve jagten und auf die Zielgerade einbogen. Ein schlankes, grünlich-braunes Macai mit einem drahtigen Reiter, der hoch auf seinem Rücken stand, legte allmählich Abstand zwischen sich und das Viererfeld.
    »Curosh, Curosh!« jubelte Tayyan, als das Macai auf sie zugerast kam. »Lauf, lauf, lauf, lauf!«
    Serroi kreischte mit ihrer Waffengefährtin. Ihre Altstimme kontrapunktierte Tayyans Quietschen, und sie hatte nun ihre Vorahnung vergessen und ergab sich dem Getöse und der Erregung rings um sie. Schreie, Flüche. Stampfende Stiefel, Arme, die ihr in den Rücken und die Seiten gestoßen wurden. Weinschalen ergossen sich über sie. Kieselsteinchen, die ihr Gesicht streiften. Gerüche nach Menschen- und Tierschweiß, die über sie hinwegfluteten. Schaumfetzchen, die sie besudelten. Mengengeheul. Das Drängen von Leibern, das sie beide vorwärtsschob. Rempeln. Grölen. Lachen. Massenhysterie, die sie verschlang, als die Zuschauer sich um den keuchenden Gewinner drängten.
    Die Blase zersprang. Serroi kam wieder zur Vernunft, benommen von Weindünsten, schwindelig und mit pochendem Kopf. Tayyan stopfte gerade Gold- und Silbermünzen in ihre Geldkatze und redete energisch auf einen kleingewachsenen Mann ein, der Haare wie Stroh und ein braunes, wettergegerbtes Gesicht hatte, das einer verwitterten alten Wurzel ähnelte. Serroi zerrte sie fort, und die beiden Meien drängten aus der sich zerstreuenden Menge und gingen über den knirschenden Kiesbelag auf die Hochstraße und das Stadttor zu.
    Tayyan war immer noch ganz aufgeregt, schüttete den Inhalt ihres Geldsacks in die Handfläche, zählte ihre Gewinneinnahmen, prahlte mit ihrem Triumph und bemerkte gar nicht, wie Serroi sich immer mehr in sich zurückzog. Der Augenfleck pochte, jedes kleine Zwicken war ein warnender Schrei.
Gefahr voraus. Paß auf.
Sie sagte nichts – es gab nichts zu sagen, die Warnung war in bezug auf Zeit und Raum unbestimmt, und um sie her war nichts als die mondbeschienene Ebene und die in die Stadt heimkehrenden Sportliebhaber. Selbst die wurden leiser, je näher sie den Toren kamen. Mehr als einer unter ihnen hatte den diensthabenden Wachen Wein und Geld zugesteckt, damit sie das Tor einen Spalt offenließen. Glücklicherweise gehörte keiner der Wachen zur Flamme. Vielleicht war das auch gar keine Frage des Glücks. Domnor Hern liebte ein gutes Rennen; nur der harte und unnachgiebige Druck von Ratgebern, Ehefrauen und den Söhnen der Flamme hatte ihn dazu gebracht, Rennen zu verbieten und die damit einhergehenden Wetten zu untersagen.
    Die beiden Frauen kamen unbemerkt durchs Tor, doch kaum waren sie drinnen, da ging Serroi schneller und zog Tayyan mit sich. In der Stadt wuchs die feindselige Stimmung gegen die Meien, eine Feindschaft, welche die Söhne der Flamme schürten. Domnor Hern setzte sie immer noch als Haremswachen ein, doch die anderen Meien wurden nach und nach von ihren Arbeitgebern entlassen. Außerhalb von Oras in den kleinen Dörfern von Mijloc nannten die Flammenpriester sie Teufelshuren, verliehen ihnen weitaus weniger höfliche Bezeichnungen und führten Feldzüge gegen jene Anhänger der Jungfrau, die schwierige Töchter immer noch ins Biserica-Tal zur Ausbildung als Kriegerinnen, Heilerinnen oder Dienerinnen der Jungfrau schickten. Der Brauch –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher