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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
Autoren: Jo Clayton
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knurrten spielerisch und schnappten mit spitzen, kleinen Zähnen nach seinen zerrissenen, schlammverkrusteten Kleidern. Sie zerrten an seinen Stiefelschäften, polterten über es hinweg und kullerten auf ihm herum, wenn sie miteinander kämpften. Das Mädchen war verdreckt und feucht, voller blauer Flecke und an Hunderten von Stellen zerschrammt. Aber es genoß die Balgerei, badete im Vertrauen und der Wärme, welche die Chinin ihm schenkten, fühlte sich als eine der ihren, ein Chini unter Chinin. Und sie vergaß oder verdrängte völlig die Schelte, die sie später von ihrer erschöpften Mutter, die Schläge, die sie von ihrem Vater bekommen würde, und die Quälereien, die sie von ihren normalen Geschwistern zu erwarten hatte. In diesem Spiel lebte sie völlig aus dem Augenblick heraus und war durch und durch glücklich.
    »Serroi!« Sie erkannte die rauhe Stimme ihres Großvaters und stand widerwillig auf. Ihr Blick glitt zu seinem Gesicht, dann hinab auf die Zehenspitzen ihrer Stiefel. Er wirkte zornig und verlegen. Sie wagte einen zweiten Blick auf den starken Mann an seiner Seite, da die Anwesenheit des Fremden sie verwirrte. Die grünen Flecken auf ihrer Haut und ihre kleine Gestalt beleidigten das Selbstwertgefühl ihres Großvaters; sie symbolisierte die mangelnde Beherrschung seines Sohnes, denn sie war wider den Brauch im strahlend heißen Frühling gezeugt, wenn die Windläufer normalerweise Ruhezeit hatten, und man hielt sie gewöhnlich versteckt, wenn Besucher ins Lager kamen. Doch nun hatte ihr Großvater sie gerufen, um sie einem großen Mann in engem, schwarzem Gewand vorzustellen. Mit finsterem Blick trat sie neben ihren Großvater, voller Wut, daß er ihren Spaß gestört hatte, aber gleichzeitig zu vertraut mit seiner groben Hand, um ihren Zorn zu zeigen.
    Sie blieb in einigem Abstand stehen, wußte sie doch instinktiv und aus Erfahrung, daß er sie nicht anfassen wollte. Sie hielt den Kopf gesenkt, daß ihre Locken nach vorne fielen und ihr Gesicht verbargen und sie dem fremden Mann heimliche Blicke zuwerfen konnte. Er war in ihren Augen wunderschön und sie ausgehungert nach Schönheit. Er war sehr groß. Großvater, der unter seinen Leuten ein stattlicher Mann war, reichte ihm nur bis zur Brust. Der Fremde war schneeweiß, mit fein geschnittenen Lippen und einer Nase gerade wie eine Messerklinge. Durch seinen linken Nasenflügel führte ein kleiner Goldring. An ihm baumelte ein glänzender, roter Stein, der sich bewegte, wenn er sie anlächelte. Sein Haar umhüllte sein schmales, hochwangiges Gesicht wie schwarzer Rauch. Auch seine Augen waren schwarz, vom Schwarz der polierten Schmucksteine, die ihre Mutter bei den Tangi-vlan-Festlichkeiten zu Ende des Sommers trug. Er wirkte auf sie wie ein fremdartiges, wildes Tier, und da sie sich bei den Tieren am ehesten zu Hause fühlte, wagte sie es, sein Lächeln zu erwidern. Sie hob den Kopf und vergaß die grünen Flecke, die sie als Mißgeburt zeichneten.
    »Das ist das Kind.« Die Lippen ihres Großvaters waren zu einem breiten, humorlosen Lächeln verzerrt; er kroch fast vor dem Fremden.
    »Und ihre Eltern sind einverstanden? Sie muß ein freiwilliges Geschenk sein.« Die Stimme des Mannes war tief und melodisch. Sie schauderte vor Vergnügen bei ihrem Klang und achtete wenig darauf, was die Männer sprachen. Erwachsene redeten ständig über sie hinweg und über Dinge, die kompliziert und uninteressant waren. Statt dessen konzentrierte sie sich auf den vibrierenden Genuß, zu dem seine Stimme seine Worte machte.
    Großvater zuckte mit den Schultern. »Gegen Sommerende muß sie ohnehin zu den Priestern. Mein Sohn ist einverstanden.«
    »Und die Mutter des Kindes?« Der Rubin verschoß karmesinrote Funken, als er sprach.
    Serroi warf auf die Frage hin ihrem Großvater einen heimlichen Blick zu. Vor Überraschung, daß sich jemand für die Meinung einer Frau interessierte, riß er die rotbraunen Augen groß auf. »Die Schwiegertochter wird tun, was mein Sohn sagt.«
    »Dann unterzeichnen Sie das.« Der wunderschöne Fremde schob die Finger in seinen Ärmel und zog eine Art kurzer Pergamentrolle hervor, die er ihrem Großvater aushändigte. »Es ist eine Schenkungsurkunde.« Er förderte eine winzige Dose schwarzen Fetts zutage und zeigte Großvater, wie er seinen Daumenabdruck auf das Dokument setzen mußte. Als dies geschehen war, nahm er das Pergament, rollte es wieder auf und steckte es in den Ärmel zurück. Wieder lächelte er auf Serroi herab
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