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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken
Autoren: Susan Andersen
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geschlungen. Ihr freundliches Lächeln machte einem bestürzten Ausdruck Platz, als sie Aunie musterte. »Mädchen«, sagte sie mit einem weichen jamaikanischen Akzent, während ihre sanften braunen Augen über die Verletzungen in Aunies Gesicht wanderten. »Was ist denn mit Ihnen passiert?«
    Aunie bemühte sich ihrerseits um ein höfliches Lächeln, soweit es ihre noch nicht ganz verheilte Lippe zuließ. »Ich würde mir gern die Wohnung ansehen, die zu vermieten ist.«
    Die exotisch aussehende Frau schien es Aunie nicht krumm zu nehmen, dass sie ihre Frage nicht beantwortete. Sie lächelte. »Ja, natürlich, sie wird Ihnen bestimmt gefallen. Kommen Sie rein.« Sie trat einen Schritt zur Seite, um Aunie in ihre Wohnung zu lassen. »Ich bin Lola.«
    Aunie streckte die Hand aus. »Aunie Franklin.«
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen, On-nie. Bitte«, Lola deutete auf das dick gepolsterte Sofa, »machen Sie es sich bequem, während ich den Schlüssel suche.«
    Im Stillen nahm Lola sich vor, mit Aunie ganz schnell einen Mietvertrag zu machen, bevor James sie zu Gesicht bekam. Ein Blick hatte ihr genügt, um zu dem Schluss zu kommen, dass die zierliche junge Frau mit dem geschwollenen Gesicht Unterstützung und Freundschaft brauchen konnte ... und höchstwahrscheinlich auch Schutz.
    Sie wusste, dass James sie sofort wieder wegschicken würde, wenn er sie sähe. Neuerdings war er auf die merkwürdige Idee verfallen, sich nicht mehr um andere Leute kümmern zu wollen. Er behauptete, er habe es satt, dass ständig jeder seine Probleme bei ihm ablade, und er würde sich in Zukunft nur noch mit seinen eigenen Angelegenheiten befassen ... Schluss, aus, basta. Da seine Familie vom Pech verfolgt zu sein schien, konnte Lola seinen plötzlichen Sinneswandel verstehen. Aber dieser Mann konnte von Natur aus gar nicht anders, als einzugreifen, wenn jemand in Schwierigkeiten war, und deshalb war diese neue Einstellung gleichzeitig lächerlich. Schicksal war Schicksal, und deshalb war es sinnlos, dagegen anzukämpfen, oder nicht? Lola wusste das, auch wenn James es noch nicht begriffen haben mochte.
    Nachdem Lola den Schlüssel hervorgekramt hatte und in ein Paar ausgetretene Ballerinas geschlüpft war, führte sie Aunie nach oben. Der erste Stock wirkte lange nicht so gepflegt wie das Erdgeschoss, aber Lola ließ nicht lange auf eine Erklärung warten. »Das Erdgeschoss und die Wohnung hier sind gerade fertig geworden«, sagte sie, als sie die Tür aufschloss und Aunie eintreten ließ. »Nächsten Montag wollen die Männer dann mit dem Flur hier oben anfangen.«
    »Das ist aber hübsch«, sagte Aunie wenig später, als sie durch die weiß gestrichenen Räume mit den hohen Decken ging. Sie waren hell, und in dem kleinen Essbereich gab es zwei altmodische schmale hohe Fenster, durch deren halb geschlossene Jalousien das Licht der Nachmittagssonne fiel. Essecke und Wohnzimmer waren durch einen bogenförmigen Durchgang miteinander verbunden und mit Dielen ausgelegt. Es war überhaupt sehr viel Holz verwendet worden: für die Fensterrahmen und Fensterbretter, die Fußböden und die in die Wand eingelassenen Bücherregale auf beiden Seiten des ... »Nein, ein offener Kamin«, rief Aunie entzückt. Sie hatte zwar keine Ahnung, wie man ein Feuer entfachte, aber das konnte sie sicher lernen. Sie sah Lola über die Schulter an. »Funktioniert er?«
    »Selbstverständlich. Die Männer sind erst vor kurzem hier fertig geworden. Alles funktioniert einwandfrei.«
    Auf Aunie wirkte die Wohnung sehr großzügig, obwohl sie eigentlich gar nicht besonders groß war. Es gab eine kleine, praktisch eingerichtete Küche und ein noch kleineres Badezimmer mit einer altmodischen Badewanne mit Füßen in Form von Löwentatzen und einem Standwaschbecken. Das Schlafzimmer war gut geschnitten und mit einem weichen hellgrauen Teppichboden ausgelegt. Außerdem verfügte es über einen großen Einbauschrank.
    »Ich nehme sie.« Aunie drehte sich zu Lola. »Oh, warten Sie, ich sollte wohl besser erst mal fragen, was sie kostet.«
    Die Miete war ein wenig höher als die Summe, mit der sie gerechnet hatte, aber dafür waren die Heizkosten bereits darin enthalten, so dass sie auf längere Sicht wahrscheinlich sogar besser wegkam. Aunie hegte den Verdacht, dass sie eine Menge heizen würde, bevor sie sich an das ungewohnte feuchte Klima gewöhnt hatte. Zufrieden folgte sie Lola wieder hinunter in deren Wohnung, um den Mietvertrag zu unterschreiben. Erst einen Tag in
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