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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst
Autoren: Dan Wells
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Unterarm trägt er einen Verband, der vorher nicht da war. Als er meinen Blick bemerkt, zieht er die Augenbrauen hoch, und seine gute Laune schwindet. »Möchten Sie das etwa noch mal versuchen? Sie werden es bereuen, wenn Sie mich noch einmal beißen.«
    »Habe ich Sie gebissen?« An die Einzelheiten des Kamp­fes kann ich mich nur verschwommen erinnern. Ich weiß noch, dass ich jemanden getreten habe. »Im … vorhin, als Sie mich alle gepackt haben?«
    »Als Sie fliehen wollten«, erwidert Frank. »Sie haben mich gebissen und Doktor Sardinha die Nase gebrochen.«
    »Das wollte ich nicht.«
    »Das sagt ihr Typen alle.«
    »Wen meinen Sie damit?«
    »Ich meine euch psychisch Abweichende«, erklärt Frank. »Genaugenommen meine ich euch Verrückte, aber ich muss immer von psychisch Abweichenden reden, wenn ich es mit Verrückten zu tun habe, damit ihr euch besser fühlt.«
    »Funktioniert nicht.«
    »Das hab ich schon öfter gehört.« Er beugt sich vor und stützt die Hände auf das Gitter an meinem Bett. »Hören Sie zu, in ein paar Stunden werden Sie verlegt, und ich möchte nicht, dass Sie bis dahin noch mal Ärger machen. Also lassen Sie uns einen Waffenstillstand schließen.«
    »Ich bin nicht verrückt.«
    »Sie hören auf zu schreien«, sagt er, ohne auf meinen Einwand einzugehen, »und verkneifen sich alles, was Sie bisher angestellt haben. Dafür bekommen Sie keinen Ärger mit mir.«
    »Sie dürfen nicht zulassen, dass die mich holen.«
    »Ich lasse es nicht nur zu, ich helfe ihnen sogar. Ich tue alles Menschenmögliche, um den Ablauf zu beschleunigen.«
    »Aber ich bin doch nicht verrückt!«, wende ich etwas lauter ein. »Ich habe Depressionen und eine Angststörung, aber dafür wird man nicht weggesperrt.«
    »Sie haben eine Beförderung zur Schizophrenie bekommen«, erklärt Frank. »Hauptsächlich wegen der Monster mit den bösen Gesichtern oder was auch immer Sie Ihrer Ansicht nach verfolgt. Die Einzelheiten habe ich vergessen, aber in zwei Stunden bin ich sowieso nicht mehr dafür zuständig.«
    Schockiert sinke ich auf das Kissen zurück. Ich habe schon einmal am Rande etwas über Schizophrenie gehört, und es war nichts Gutes. Die Diagnose empfinde ich wie ein Todesurteil.
    Ein rascher Blick zur Badezimmertür. Wenn Frank mir nicht bei der Flucht hilft, tut es vielleicht die Reporterin. »Mit mir bekommen Sie bestimmt keine Schwierigkeiten mehr.« Ich erwidere seinen Blick. »Ich ärgere Sie nicht, und Sie ärgern mich nicht.«
    Er hält inne. »Gewöhnlich gebt ihr Typen nicht so schnell nach. Haben Sie was vor?«
    »Ja.« Ich nicke lebhaft. »Die Monster mit den bösen Gesichtern schneiden gleich die Gurte durch und holen mich mit ihrem fliegenden Zauberwagen ab.«
    Frank starrt mich an, schüttelt den Kopf und wendet sich zur Tür. »Ich weiß gar nicht, warum ich mich überhaupt noch mit euch abgebe.« Er wirft mir einen letzten Blick zu. »Kein Lärm, keine komischen Sachen, und in zwei Stunden sind wir einander los und sehen uns nie wieder.«
    Ich nicke, er geht und schließt die Tür hinter sich.
    Die Frau späht aus dem Bad herüber. »Ein richtiger Scheißkerl, was?«
    »Sie sagten, Sie können mir helfen.« Ich zerre an den Armfesseln. »Können Sie mir die abnehmen?«
    »Mann«, sagt sie, während sie ins Zimmer zurückkommt. »Das geht aber wirklich ein bisschen zu weit.«
    »Sie verstehen das nicht«, erwiderte ich. »Das Krankenhaus und anscheinend auch Powell stehen unter der Aufsicht von …« Da hätten wir wieder das alte Problem. Wenn ich jemandem die Wahrheit sage, klingt es, als wäre ich völlig verrückt. Das ist das Gemeine an dem Plan der Gesichtslosen. Sie verbergen sich so geschickt vor der Welt, dass niemand an ihre Existenz glaubt. »Ich muss hier raus.«
    »Beantworten Sie mir zuerst ein paar Fragen«, sagt sie. »Dann überlege ich mir, ob ich wegen der Fesseln etwas unternehmen kann.«
    »Versprechen Sie es mir?«
    »Ich kann Ihnen nicht versprechen, Sie zu befreien, aber ich verspreche Ihnen, es mir gut zu überlegen. Sie bitten mich, das Gesetz zu brechen, Michael. Zuerst einmal müssen Sie aber mir vertrauen.«
    Ich blicke zur Tür, hinter der sich der Flur erstreckt, dann zum Fernseher. »Na schön«, willige ich ein. »Aber beeilen Sie sich.«
    »Gut.« Lächelnd öffnet sie die Umhängetasche und nimmt ein kleines schwarzes Gerät heraus. Ich ziehe mich so weit wie nur möglich zurück und schüttele den Kopf.
    »Schaffen Sie das weg!«
    »Das ist mein
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