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Du lebst, solange ich es will

Du lebst, solange ich es will

Titel: Du lebst, solange ich es will
Autoren: April Henry
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Farben, Flaschenraketen, Böllergranaten, Bombetten, Goldflimmerkometen, Helios-Sonnenwirbel und Crackling-Palmen? Dann muss man um den 4. Juli oder Silvester herum die Bundesgrenze nach Vancouver, Washington, überqueren. Man muss einen Verkäufer finden, dem egal ist, dass man ein Nummernschild von einem anderen Bundesstaat hat, und hoffen, dass man auf der anderen Flussseite nicht zufällig in eine Polizeikontrolle gerät. Wenn man schlau ist, kauft man genügend Feuerwerkskörper für das ganze Jahr ein - nicht nur für den 4. Juli, sondern auch für Silvester, den Tag der Arbeit und einfach so zum Zeitvertreib.
    Genau das tun Todd und Jeremy. Sie vertreiben sich die Zeit. Sie haben zwei Sixpack Bier gekauft und bereits beschlossen, die Schule morgen sausen zu lassen. Sie fahren zum Industriegebiet in der Nähe des Flusses, wo nachts niemand mehr ist. Niemand, der zum Telefon greift und Ärger macht. Niemand, der fürchten muss, ein Funken könnte auf dem Dach seiner VIP-Villa landen.
    Alles ist dunkel und still. Nur zu ihrer Rechten, in Flussnähe, schimmert schwach ein Licht. Ohne Kommentar biegt Jeremy ab. Der Kleintransporter folgt einem schmalen Weg, der auf das Licht zuführt. Wäre es nicht Nacht gewesen und wären Todd und Jeremy nicht auf der einsamen Straße unterwegs gewesen, hätten sie es nie gesehen.
    Im Scheinwerferlicht des Kleintransporters entdecken sie Folgendes: einen roten Ford Taunus. Auf dem Dach prangt ein dreieckiges Plastikschild wie bei einem Taxi, auf dem Pete’s Pizza, Lieferung frei Haus und eine Telefonnummer stehen. Die Fahrertür ist offen und man kann in den Wagen sehen. Die Deckenleuchte ist an. Auf dem Beifahrersitz liegt eine schwarze Lederhandtasche. Der Schlüssel steckt im Zündschloss. Aber im Auto ist niemand.
    Auf dem Boden liegen drei Pizzaschachteln und ein weißes Baseballcap.
    FUNDSTÜCK IN KAYLAS KOMMODE
    ZETTEL AUS EINEM GLÜCKSKEKS:
    Du stehst kurz vor dem Antritt einer wundervollen Reise

Der zweite Tag
GABY
    Ich sitze gerade im Englisch-Leistungskurs, als mein Name über Lautsprecher ausgerufen wird. »Gaby Klug, Gaby Klug, bitte melde dich im Schulbüro.«
    Jemand in einer der hinteren Reihen macht »Oooooh!«, als würde ich in riesen Schwierigkeiten stecken, aber sie wollen mich nur aufziehen. Ich habe noch nie wegen irgendetwas in Schwierigkeiten gesteckt.
    Ich bin froh, dass Drew mich gestern vorgewarnt hat. Sonst wäre ich total ausgeflippt, wenn man mich aus dem Unterricht ruft und dann ein Polizist im Büro vor mir steht. Er ist ungefähr so alt wie meine Eltern. Auch er trägt eine Uniform, nur dass meine Eltern OP-Kittel anhaben. Und natürlich würde keiner von ihnen eine schwarze Pistole in einem Halfter mit sich führen.
    Hätte Drew mich nicht gewarnt, würde ich wahrscheinlich denken, im Krankenhaus wäre etwas schiefgelaufen, vielleicht dass ein verrückter Patient meine Eltern als Geiseln genommen und auf der Stelle ein Herztransplantat verlangt hat.
    Der Polizeibeamte bittet mich, in den kleinen Sitzungsraum neben dem Schulbüro zu gehen. Kathy, die Sekretärin, lässt uns keine Sekunde aus den Augen. Sie sieht aus, als würde sie alles dafür geben, dabei zu sein.
    »Ich bin Wachtmeister Thayer«, sagt er und holt ein Notiz h eft hervor. »Und du bist Gaby Klug?« Er spricht meinen Nachnamen falsch aus, sodass er sich mit Klack reimt. Was irgendwie nervt, schließlich hat er gerade gehört, wie Kathy den Namen über Lautsprecher ausgerufen hat.
    »Haben Sie Kayla gefunden?«, frage ich und habe Angst vor der Antwort.
    »Noch nicht. Aber wir konnten letzte Nacht ihr Auto sicherstellen. In einem Industriegebiet in der Nähe vom Willamette River.«
    »Es stand einfach dort? Hatte sie einen Platten oder so was?« Vielleicht hat sich Kayla auf die Suche nach einer Tankstelle gemacht.
    »Nein.« Wachtmeister Thayer blickt finster drein. »Das Auto scheint vollkommen in Ordnung zu sein. Der Schlüssel steckte und ihre Handtasche lag auf dem Sitz. Aber die Fahrertür stand offen und auf dem Boden lagen Pizzaschachteln.«
    Es dauert einen Moment, bis ich begreife. »Jemand hat sie also mitgenommen. Ich meine, entführt?«
    »Sieht ganz danach aus.«
    Ich gerate ins Schwanken, als ich mir vorzustellen versuche, was mit Kayla danach passiert ist. »Aber eigentlich wollte er mich. Er hat nach mir gefragt.«
    Wachtmeister Thayer verzieht das Gesicht. »Von wem weißt du das?«
    »Drew.«
    »Wie dem auch sei, wir müssen uns an die Tatsachen halten, Gaby.
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