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Du lebst, solange ich es will

Du lebst, solange ich es will

Titel: Du lebst, solange ich es will
Autoren: April Henry
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Und Fakt ist, dass Kayla diejenige war, die der Mann ins Visier genommen hatte, egal was Drew meint, am Telefon gehört zu haben. Sie hat die Handbremse angezogen, was sie nicht getan hätte, wäre sie in Panik gewesen. Sie hat ihre Handtasche auf dem Sitz liegen und den Schlüssel im Zündschloss stecken gelassen. Benimmt sich so ein Mädchen, das Angst hat? Oder ein Mädchen, das einen Fremden vor sich sieht?« Er beantwortet sich die Frage selbst. »Nein. Wir gehen davon aus, dass Kayla von jemandem angehalten wurde, den sie kannte. Sie stieg aus und er zwang sie, mitzukommen. Vielleicht kannte er Kayla nicht besonders gut, aber wir glauben, er kannte sie. Und sie kannte ihn. Hat sie jemals erwähnt, dass jemand ihr Angst macht, ein Mitschüler oder sogar ein Kunde?« Er legt die Finger aneinander und sieht mich über die Spitzen hinweg an. Ungeduldig tippt er die Zeigefinger aneinander.
    »Kayla hat sich mir eigentlich nicht wirklich anvertraut. Wir kennen uns nur von der Arbeit. Wir waren nicht richtig befreundet.«
    Er fährt fort, als hätte ich nichts gesagt. »Vielleicht hatte sie sogar vor mehreren Angst?«
    »Nein. Sie hat nie etwas erwähnt. Und sie machte nie den Anschein, als hätte sie vor irgendjemandem Angst.« Kayla war bei der Arbeit immer gut gelaunt. Ehrlich gesagt habe ich gerne mit ihr zusammengearbeitet. Natürlich war es zwar immer noch Arbeit, aber mit ihr hat es Spaß gemacht. Irgendwie wünschte ich, ich wäre mit Kayla befreundet. Aber auch wenn sie immer nett zu mir war, hatte sie doch schon einen Haufen Freunde in der Schule.
    »Von deinem Chef wissen wir, dass du mit Kayla die Schicht getauscht hast, sodass nicht du, sondern sie am Mittwoch gearbeitet hat. Wessen Idee war das?« Er durchbohrt mich mit seinem Blick.
    Ich habe ein schlechtes Gewissen, obwohl es nicht meine Idee war. »Kayla wollte den Freitag freihaben. Ich sagte zu, denn ich hatte nichts vor.« Was noch untertrieben ist.
    Er notiert sich wieder etwas. »Sie hatte also eine Verabredung?«
    »Das hat sie nicht gesagt, aber ich gehe davon aus.« Kayla hat breit gegrinst, als sie mich fragte, ob ich ihr einen »riesengroßen Gefallen« tun könnte. Als hätte sie ein aufregendes Geheimnis.
    »Dann weißt du also auch nicht, mit wem sie sich treffen wollte?«, hakt Wachtmeister Thayer nach. »Irgendwelche Vermutungen?«
    »Die halbe Schule und die Hälfte unserer Kunden hätten nichts dagegen, mit Kayla Cutler auszugehen«, erwidere ich. Ich versuche noch immer, alles zu begreifen. Die Pizzaschachteln verteilt auf dem Boden. Die Fahrertür offen, aber keiner im Wagen. Ich versuche mir Kayla tot vorzustellen. Aber es ist unmöglich. Ich sehe sie vor mir, wie sie den Kopf beim Lachen zurückwirft, höre, wie sie einen alten Song von Green Day summt, sehe, wie sie sich bückt, um etwas aus dem Kühlfach zu holen, wobei die Hälfte der Kundschaft anerkennend ihren Hintern mustert. Wenn man direkt neben ihr steht und Pizzas macht, mischt sich Kaylas feiner, süßer Vanilleduft mit dem Geruch von Tomatensoße und Pfeffersalami.
    In der Schule kannte ich Kayla nur vom Sehen, erst bei Pete habe ich sie besser kennengelernt. Kayla kann man gar nicht übersehen. Sie redet ohne Punkt und Komma. Nicht nur über sich. Sie will auch alles über den anderen wissen.
    »Sag mal, stimmt das, was ich gehört habe - du gehst nach Stanford?«, fragte sie mich an einem ruhigen Samstagnachmittag. Für ein spätes Mittagessen war es schon zu spät und für ein zeitiges Abendessen noch zu früh, selbst für alte Leute.
    »Ja.« Ich ziehe meinen Kopf ein.
    »Ich hab gehört, dort bewerben sich so viele, dass sie den Stapel mit den Bewerbungen einfach das Treppenhaus hinunterwerfen und nur diejenigen überhaupt ansehen, die unten ankommen.«
    Ich bin mir nicht sicher, ob Kayla das wirklich glaubt, aber das ist auch egal. Ich zucke mit den Schultern.
    »Und was? Medizin?«
    »Sieht ganz danach aus.«
    Kayla legt den Kopf schräg. »Klingt ja nicht gerade begeistert.«
    »Ich weiß noch nicht so genau, ob ich Ärztin werden will.«
    »Wegen all dem Blut und den Eingeweiden? Du bist Vegetarierin, oder?«
    »Damit hat das nichts zu tun.« Ich bin überrascht, dass sie sich daran erinnert. »Eher damit, dass meine Eltern Chirurgen sind, und zwar mit Leib und Seele. Es bleibt kaum Zeit für irgendetwas anderes. Ich würde gerne Sachen entwerfen, Dinge, die wir jeden Tag benutzen, wie Gabeln und Lichtschalter, verstehst du? Aber meine Eltern sagen, das ist
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