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„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

Titel: „Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)
Autoren: Klaus Gunschmann
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fünfzig Meter vom Stahlgerippe eines Wolkenkratzer-Rohbaus runtergefallen, das musste man mal gemacht haben, sagte er, das härtet ab und überhaupt hätte er sich dabei nur das rechte Bein, beide Arme und einen Halswirbel gebrochen. Nach drei Wochen stand er wieder oben, sagte er. Manni war ein Einzelgänger, der einsame Wolf, ein Solist, aber eines Tages brachte er einen jungen Kerl mit ins P1, seinen Neffen Hubsi. Er war irgendwie nett anzusehen, seine blonden Haare fielen ihm ottoartig bis auf die Schulter, so ein cooler Surfertyp halt, der mehr Stunden auf dem Brett an der Eisbachwelle als in der Uni verbrachte.
    Manni hätte es gern gehabt, wenn auch sein Neffe ins fleischverarbeitende Gewerbe gegangen wäre, aber Hubsi, der hatte ehrlich gesagt überhaupt keinen Bock auf die, wie es ihm schien, brotlose Metzgerskunst. Manchmal stellte der Manni den Hubsi einfach an der Bar bei uns ab und zog dann weiter. War ja schließlich kein Kind mehr, der Hubsi, und so dauerte es nicht allzu lange, bis sich der kleine Metzgersneffe jede Nacht im P1 mit Wodka vollends zudichtete.
    Am Donnerstag, dem Abend vor der TV-Aufzeichnung des Big-Bubbles -Musikmagazins, ging es ausgelassen zu; im Servicebereich von Postman saßen schon ein paar Bands, die am Freitag auftreten sollten. Die britische Acid-Jazz-Combo Galliano, der singende Zahnarzt Dr. Alban, die Heavy-Rock-Formation Stiltskin und die Eurodance-Sensation Snap amüsierten sich köstlich und hatten schon ein paar Fläschchen intus, als eine hippe Clique aus Models und Klamottenheinis sich zu ihnen gesellte. Postman war kein guter Kellner, eigentlich auch kein Barmann, aber er hatte es einfach drauf, seinen Gästen die teuerste Flasche anzudrehen. Kaum hatten sich die beiden männlichen Models Zack und Ethan aus den USA zu den Sängerinnen von Galliano gesetzt, hatte Postman ihnen schon die Drei-Liter-Flasche Champagner aufs Auge gedrückt. Sie fanden es klasse, obgleich ihnen sicher nicht klar war, a) was die Flasche kostete – nämlich damals 1200 Mark –, und b) dass sie später den Zahlemann machen müssten. Irgendwie hatte sich schließlich auch der Rechtsverdreher Fletcher mit der Nutte Isabel dazwischen geschmuggelt; sie hatten sich erst kurz zuvor unter nahezu filmreifen Umständen kennengelernt:
    Es fing an mit den Beiden im Taxi, mit dem Fletcher zum P1 fahren wollte. Er saß bereits im Fond, als sie tränenüberströmt und mit einem langen Riss in ihrem knallroten Schlauchkleid mit dem Kopf voraus auf seinen Schoß hechtete und so liegen blieb, als müsste sie sich verstecken. Der Taxifahrer, ein Russe, Mitte fünfzig, Platte, fast zahnlos, staunte nicht schlecht über seine Fahrgäste, dann brachte er sein steinaltes Taxi, einen Ford Taunus 20 m, langsam, aber sicher in Bewegung. Isabel kaute Fletcher ein Ohr ab, die ganze Geschichte spulte sie runter, von ihrem Zuhälter, der das Geld zurückwollte, das er ihr geliehen hatte, das sie aber schon längst für irgendwas verpulvert habe. Und nun hätte sie totale Panik, alleine nach Hause zu fahren, weil sie sicher sei, dass der »Graf«, so hieß der Schweineschurke, dort schon auf sie warten würde, um sie abzufangen. »Okay, okay, wo wohnst du?«, beruhigte Fletcher sie. »Dann fahren wir da jetzt zusammen hin.« Isabel beugte sich vor zu dem Russen, um ihm die Adresse einzusagen; er schien nicht begeistert zu sein. Dort angekommen, stiegen Fletcher und Isabel aus und gingen los. Das Licht im Flur war defekt, flackerte, und ihre Wohnungstür stand offen, das Schloss war gewaltsam rausgebrochen. Als Fletcher die Tür aufdrücken wollte, fiel sie mit einem Riesenrums aus der Zarge in die Wohnung. Also klopfte er an den Türrahmen und rief: »Ist da wer?« Nach ein paar Sekunden kam die Antwort »Ja« und Isabel sagte: »Ich bin’s, ich habe meinen Freund dabei, er ist ziemlich groß.« Jetzt konnten sie erkennen, dass es der Graf war, und der sagte: »Hast du die Kohle?« und Fletcher rief: »Ja, wir haben das Geld.« Obwohl er nicht wusste, wie viel es war, verließ er sich drauf, dass die tausend Mark, die er eingesteckt hatte, ausreichen würden, um Isabels Schulden zu begleichen.
    Während Fletcher mit ihm eines dieser Übergabegespräche führte, wer was wann zuerst übergeben und wer was wann zuerst bekommen sollte und der ganze Salm, schlich sich Isabel in die Wohnung. Der Graf knipste die Lampe an; sie war auf sein Gesicht gerichtet. Er sah furchtbar aus, seine Frisur war eigentlich gar keine, seine
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