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„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

Titel: „Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)
Autoren: Klaus Gunschmann
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Edelstahltür tat sich nur der Lift auf und nicht die Küche. Aber dann sackte der Lift ruckartig ab und die Aufzugtür öffnete sich. Ein äußerst überraschter Koch mit einer riesigen Mütze kam direkt auf uns zu und ich schloss daraus, dass wir in der Küche gelandet sein mussten. Die Hotelküche sah irgendwie verwaist aus, es brannte nur eine Neonröhre und auf einem Ceranfeld stand ein fetter Kochtopf. Noch während er auf uns zukam, schleuderte der Küchenchef uns böse Flüche entgegen, er nörgelte, was das Zeug hielt. Ich mochte ihn gleich von Anfang an und konnte ihn gut verstehen; da hat man schon den Scheiß-Nachtdienst erwischt und dann kommen auch noch zwei so Typen wie wir daher und buttern einen mit saudämlichen Wünschen zu. Der Küchenchef staunte nicht schlecht, als ich ihm von dem Hühnchen für unseren Popstar erzählte und dass wir im P1 leider nix in dieser Richtung anzubieten hätten. Er nahm es besser auf, als ich befürchtet hatte, und nach etwa zehn Minuten brachte er uns eine dieser Take-away-Boxen; es roch nach knusprigem Hendl und knackigen Pommes. Wie er das so schnell hinbekommen hatte? Keine Ahnung.
    »Es scheint ihm zu schmecken«, flüsterte Kurt, als wir Marky Mark zusahen, wie er die Hähnchenflügel mit den Fritten in sich reinstopfte und sich danach die Finger abschleckte. Und wenn er rülpsen und alle Knochen wieder ausspucken würde, ich fühlte mich trotzdem wie der Erlöser des Bösen, der Retter der Musikshows, ach was, der Wohltäter des gesamten Fernsehens. Danke, Marky Mark, danke. I love you!
    Der Metzger Manni hatte ein paar grauenhafte Typen dabei, als er rein wollte; Jochen war allein an der Tür, die letzten Töne von Dave Stewarts »Heart of Stone« hörte man noch. Zum Glück kam ich gerade um die Ecke, als der Manni den Jochen zur Seite ziehen wollte, um seine Fleischerfreunde an ihm vorbeizubugsieren. »Meine Leute müssen mit«, sagte Manni zu uns, und ich entgegnete tapfer: »Sorry, Manni, tut mir leid, aber die kommen hier nicht rein! Das können wir nicht machen, da hauen uns alle Frauen drinnen ab, wenn die deine Metzger sehen.« Es waren aber auch zu krasse Gestalten dabei, einer hatte was vom jungen Schwarzenegger, ein Robo-Cop-Verschnitt war auch dabei und der ganz vorne sah aus wie Chewbacca, die Figur aus Star Wars – und der sprach auch so, wir hatten kein einziges Wort verstanden. Manni bohrte weiter, während sich immer wieder ein paar süße Mädchen an der Metzgergarde vorbei ins P1 zwängten. »Siehst du, bei denen geht’s ja auch, oder?« Jetzt hatte mich Manni am Wickel, obwohl der Vergleich zwischen den Hasen und seinen Butcher-Boys hinkte wie ein Einbeiniger. Ich konnte mir natürlich denken, dass er Fletchers Kopf wollte, und der tanzte drinnen ab, er kriegte sich gar nicht mehr ein bei dem Auftritt von Dr. Alban. Alles, aber auch wirklich alles würde in die Hose gehen, wenn wir die Metzgerinnung reinließen, Big Bubbles würde sterben, Fletcher würde draufgehen und unser Laden hätte sicher auch was abgekriegt. In diesem Moment wurde mir klar, was für einen Scheißjob wir doch eigentlich hatten. Schiedsrichter über Feindseligkeit und Versöhnung, über Ehebruch und Seitensprung, über Nahkampf oder Waschraumporno, über Glückseligkeit und tiefe Trauer, das muss das Paradies sein, für die Guten, die Bösen und die Hässlichen, drinnen wie draußen. Oder war es einfach nur ein ganz normaler Job?
    Ende. Vorerst.
    Die P-1-History: Der Lauf des Lebens
    1937
    Eröffnung des Hauses der Deutschen Kunst als Museum für Nazikunst.
    1945
    Das Haus der Deutschen Kunst wird von den US-GIs übernommen und die amerikanischen Besatzungssoldaten installieren dort im sogenannten Terrassensaal (Nordseite) ein Restaurant, Shops und einen Tanzsaal.
    1949
    Die berühmten Faschingsbälle im (seit 1946 so bezeichneten) Haus der Kunst sorgen für Party-Furore. Im gleichen Jahr eröffnen die Amis im Ostflügel in der etwa 200 m 2 großen und 12 m hohen Location eine Offiziersmesse mit Namen »P-One« mit Speisen, Getränken & Tanz.
    1956
    An der gleichen Stelle wird das Restaurant P1 eingerichtet.
    1960
    Übernahme des P1 durch den griechischen Wirt Alecco und dessen Betrieb als »fideles Atelierrestaurant«.
    1962
    Im Sockelgeschoss des westlichen Souterrains eröffnet die Münchner Hoffmann Gaststätten KG das ungarische Czardas-Restaurant Piroschka.
    Anfang 70er
    Übernahme des P1 (nach wie vor im Ostflügel) durch die Hoffmann Gaststätten KG.
    Ende
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