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„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

Titel: „Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)
Autoren: Klaus Gunschmann
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Stromschläge mal ganz abgesehen. Als wir Gianni in den alten ledernen Lehnstuhl im Büro setzten, damit er sich von seinem schweren Schock erholen konnte, schlichen wir raus und hörten jetzt auch die krächzende Sirenenstimme immer lauter, zumindest hatten wir jetzt den ganzen Text verstanden: »›Fire on Babylon‹! Sing your song, Sinéad, sing it!«
    Die Sendung, die sie im P1 aufzeichneten, hieß Big Bubbles . So was wie Musikladen in den Siebzigern mit Manfred Sexauer und Uschi Nerke, die bekannte Bands und Sänger zwischen kreischenden Teenies in einem Studio von Radio Bremen, das aussehen sollte wie ein Club, ansagten. Damals war das ganz was Neues. Wahrscheinlich war das genau die Idee des ZDF, so etwas wieder aufleben zu lassen. Im ganzen Laden sollten Stars und Bands auftreten, dazwischen tanzendes Discovolk und die zuckersüße Carol Campbell, die das Ganze moderierte. Thomas Stein, damals noch Boss der BMG Ariola, karrte alles heran, was Anfang der Neunziger in Sachen Eurodance oben mitspielte. Und die TV-Produzenten versuchten dann, eine Fernsehshow draus zu stricken. Ganz so easy war es dann leider doch nicht. Ein Club ist halt nicht dazu gedacht, als TV-Studio herzuhalten. Man kann sich nicht vorstellen, wie viele Kabel da verlegt wurden und nun am Boden rumlagen, das sah ja keiner im Fernsehen, und an jeder Ecke stand eine fette Lampe oder ein superheller Spot, die so heiß wurden, dass uns fast das Silikon zwischen den Barbrettern rausgelaufen wäre. Der kleine Aufnahmeleiter in seiner Zimmermannsweste machte alle wahnsinnig mit seinem hektischen Geschrei. Die Fernsehleute sperrten alles ab, bauten alles um und stellten alles weg. Dann rannten da an die hundert Leute rum, ganz wichtige, jeder hatte was zu sagen, alle dirigierten irgendjemand und andere ramponierten unsere Sachen. Unsere schöne Hängeuhr ist als Erstes verreckt, als einer dieser Vollidioten nicht abschätzen konnte, wie lang seine dämliche Kameratraverse war. Und das kleine Guckfensterchen in meiner Tür hätte auch fast dran glauben müssen, weil sie hundert dicke Fernsehkabel ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen hatten.
    Dann rief auch noch Fletcher an, der Winkeladvokat, dass er jetzt vorbeikommen wolle, und dass es doch eine geile Aktion gewesen sei gestern Abend, wie er dem Typen, der sich als Bodyguard von Snap ausgegeben habe, eine aufgestrichen habe, und dass wir ihn zu Unrecht aus dem P1 geschmissen hätten, weil er doch einen Betrüger entlarvt habe. Nur dass der Schummler kein Gauner war, sondern Hubsi, der völlig normale BWL-Student, nebenbei Neffe des größten Metzgers der Stadt, der jetzt mit einem Schädeltrauma im Krankenhaus lag. Schöne Scheiße, Anwalt! Wenn Metzger Manni und seine Butcher-Boys es spitz kriegen würden, dass Fletcher im P1 war, würden sie kommen und ihn sich holen. Passte ja grad hervorragend zu der ganzen Action mit Big Bubbles . Fletcher aber ließ nicht locker und meinte, unser Barmann Jonas habe ihm gestern gesteckt, dass heute lauter geile Bands im P1 auftreten würden, und die Sache sei extrem geheim, aber da dürfte man auf keinen Fall fehlen und an der Tür stehe doch der Jochen, den hätte Fletcher mal aus dem Knast rausgehauen und der sei ihm noch einen Gefallen schuldig.
    Jochen war überhaupt nicht begeistert, als der angesoffene Fletcher vor ihm stand, und er würde einen Riesenärger bekommen, wenn er Fletcher reinließe. Dann schleuste er ihn doch rein. Irgendwie konnte ich Jochen keinen Vorwurf machen, aber ich ärgerte mich grün und blau, dass ich gerade vor der Big Bar wartete, bis Dave Stewart auftrat und nicht an der Tür war, als Fletcher ankam. Sie hatten eine große MDF-Platte über die Bar gelegt, darauf stellten sie das Schlagzeug und die Mikrofonständer und die anderen Instrumente. Dave Stewart, der geniale Songschreiber, der 1981 mit Annie Lennox die Eurythmics gründete, sollte nun seinen Platz auf der provisorischen Bühne einnehmen, seine drei Bandkollegen auch, darunter eine schwarze Schönheit, eine African queen , mit einer Afromähne von mindestens einem Meter Durchmesser, die an die Drums sollte. Natürlich waren die ganzen Kamerafahrten und Einstellungen schon ein paarmal geprobt worden und jedes Mal kam es super rüber, wenn Sir Dave seinen 94er-Hit »Heart of Stone« ins Mikro intonierte.
    Aber von wegen » Big Bubbles, no troubles«, wie es in dem One-Hit-Wonder von Ellis, Beggs & Howard hieß, der Ärger war mit jedem Auftritt vorprogrammiert
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