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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht
Autoren: Stephen R. Lawhead
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sehen bekomme, oder ich gehe mit dieser Information zur Polizei. Bis jetzt sind die Polizisten extrem hilfsbereit gewesen; und sie haben entsprechend ihrem Wissensstand alles getan. Stell dir nur mal ihre Aufregung vor, wenn ich ihnen von dir erzähle – und von dem, was du mit meiner Tochter angestellt hast.«
    »Ich habe nichts mit deiner Tochter angestellt.«
    Tony hatte einen wunden Punkt berührt; er konnte dies an dem veränderten Tonfall von Freitags Stimme hören. Er nutzte seinen Vorteil. »Wenn das deine Geschichte ist, dann berichte ihnen einfach, was passiert ist. Zweifellos wirst du in der Lage sein, jede Einzelheit zu ihrer vollständigen Zufriedenheit zu erklären. Tatsächlich bin ich mir über eines sicher: Auch sie werden alles über die Geisterstraße wissen wollen.«
    Besiegt ließ Freitag seinen Kopf nach unten sinken. »Ich werde es dir zeigen.«
    »Schön.« In Anbetracht dieses kleinen Sieges hob sich Tonys Stimmung. »Lass uns keine Zeit verschwenden. Auf geht’s.«
    In Tony Clarkes Mietwagen fuhren sie durch Sedona und hinaus zur Ausgrabungsstätte. Die archäologischen Arbeiten hatte man vorübergehend ausgesetzt, während die kriminaltechnischen Untersuchungen wegen des Verschwindens von Cass fortgesetzt wurden. Als sie auf der Landstraße ungefähr fünfzig Yards vom Eingang der Grabungsstätte entfernt waren, fuhr Tony von der Straße herunter und hielt an. »Wir gehen von hier aus zu Fuß«, erklärte er. »Die Polizei würde wohl nicht gerade erfreut sein, wenn wir das Gelände mit unseren Spuren verunreinigen.«
    Freitag sagte nichts, sondern schlug die Tür zu und begann, die Landstraße entlangzugehen.
    Tony verschloss das Auto und eilte dem mit ausgreifenden Schritten marschierenden Burschen hinterher. »Erzähl mir von der Geisterstraße.«
    »Was willst du wissen?«
    »Nun, zunächst einmal … Was ist sie? Wie funktioniert sie?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Schau mal, ich dachte, wir hätten eine Übereinkunft, dass du hilfsbereit sein würdest.«
    »Aber es entspricht der Wahrheit: Ich weiß nicht, wie sie funktioniert. Ich weiß nur, dass sie existiert und dass sie von meinem Volk viele Hunderte Jahre lang benutzt worden ist.«
    »Wer benutzt sie? Wofür wird sie benutzt?«
    »Der Schamane benutzt die Geisterstraße, um die Coyote-Brücke zu überqueren.«
    Tony seufzte. Informationen zu erhalten würde so sein wie Zähne zu ziehen. Doch diesem Gedanken folgte ein anderer: Er hatte es mit der Beschreibung eines originären Wunders durch eine indigene Kultur zu tun. Natürlich drückten solche Menschen es in Begriffen aus, die sie verstehen konnten – in Worten, die Freitag und seinem Volk etwas bedeuteten. Sie hatten für dieses Phänomen wahrscheinlich keinen anderen Sprachschatz und möglicherweise sogar keine andere Art des Denkens. Wie dem auch sei, was Tony gerade berichtet wurde, reihte sich in das ein, was Cassandra ihm bei jenem spätabendlichen Telefonanruf mitgeteilt hatte, durch den er veranlasst worden war, gleich das nächste Flugzeug nach Arizona zu besteigen.
    Sämtliche Alarmglocken hatten in dem Augenblick angefangen zu schrillen, als er die Fluggastbrücke verließ und im Regionalflughafen von Flagstaff versuchte, Cass anzurufen. Ihr Handy war ausgeschaltet, und im Motel ging sie nicht ans Telefon. Anschließend hatte er seinen Mietwagen abgeholt und war nach Sedona gefahren. Nach einem kurzen Zwischenstopp in seinem Motel war er zur Ausgrabungsstätte geeilt – die an diesem Tag aufgrund irgendeines lokalen politischen Gags geschlossen war, den er bislang noch nicht verstanden hatte. Zurück im Motel traf er zwei von Cassandras Mitarbeitern, die ihm erzählten, sie alle hätten am Abend zuvor seine Tochter im Red Rocks gesehen. Doch seitdem hätten sie sie nicht mehr getroffen.
    Es dauerte ein paar Stunden, um in Erfahrung zu bringen, dass einer der weißen Transporter, die von den Ausgräbern benutzt wurden, vom Parkplatz verschwunden war. Da die Ausgrabung für einen Tag ausgesetzt war, hatte es so lange gedauert, bis das Fehlen des Fahrzeugs von jemandem bemerkt worden war. Nichtsdestoweniger wurde der Transporter rasch auf dem Ausgrabungsgelände ausfindig gemacht; er stand hinter einem Hügel aus Beuteln, in denen der Schutt der Ausgrabung aufbewahrt wurde. Das Fahrzeug war unverschlossen, und die Schlüssel lagen unter der Fußmatte. Man brauchte kein Genie zu sein, um zwei und zwei zusammenzuzählen: Cass war an jenem Morgen ganz früh in dem
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