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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht
Autoren: Stephen R. Lawhead
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bedeckte, herausgekratzt worden war. Dieser Graben erstreckte sich vor und hinter ihnen, so weit Tony zu sehen vermochte, und war so gerade wie die Linie eines Landvermessers.
    Freitag blieb stehen und ließ Tonys Hand los. »Wir sind da.«
    »Wo?«, fragte Tony, der sich voll Staunen umblickte. Es war beinahe so, wie Cassandra am Telefon beschrieben hatte. »Was für ein Ort ist das?«
    »Das ist Ts eg ihi «, erwiderte Freitag. »Du würdest sagen, es ist die Geisterwelt.«
    »Es mag die Geisterwelt sein, aber es sieht für mich wie Peru aus.«
    »Wenn du das sagst.«
    Tony schaute um sich herum und fühlte, wie die Sonne heiß auf seinen Rücken und den Kopf brannte. »Das ist der Ort, wo du Cass hingebracht hast …«, begann er und wurde dann von einem plötzlichen und heftigen Brechreiz überwältigt, der dazu führte, dass er sich tief nach unten krümmte und in den Staub erbrach.
    »Das passiert«, bemerkte Freitag.
    Tony hob den Kopf und warf seinem Führer einen finsteren Blick zu. »Du hättest mich warnen können«, sagte er und tupfte sich den Mund mit einem Ärmel ab. Er sog die Luft tief in seine Lungen ein, und die Wellen der Übelkeit gingen allmählich zurück. Er richtete sich wieder auf. »Was machst du hier?«
    Freitag erwiderte seinen Blick, machte jedoch keinen Versuch, darauf zu antworten.
    »Okay, lass mich dir dann diese Frage stellen: Was hat Cass gemacht, als sie hierhergekommen ist?«
    »Nichts«, entgegnete Freitag. »Wir haben uns Tsegihi angeschaut, und anschließend habe ich sie nach Hause gebracht.«
    »Das ist alles? Das war’s?«
    »Das war’s.« Freitag richtete seinen Blick auf die fernen Berge, atmete tief ein und dann aus und sagte schließlich: »Jetzt bringe ich dich auch nach Hause.«
    »Nicht so schnell, mein Freund. Wenn Cass allein hierhergekommen ist, hat sie wahrscheinlich irgendeine Art von Spur zurückgelassen – vielleicht ist sie immer noch irgendwo hier. Wir werden nach ihr suchen.«
    Freitag gab darauf keine Antwort. Also drehte Tony sich um und überblickte die Ebene, auf der sie standen. So weit das Auge reichte, war kein anderes Lebewesen zu sehen, und zwar in allen Richtungen. Wenn da irgendjemand oder -etwas gewesen wäre, das sich auf dieser Ebene bewegte, hätten sie es gesehen. Wenn man annahm, dass Cass ungefähr an derselben Stelle wie sie beide angekommen war – was hatte sie dann als Nächstes getan?
    »Gibt es andere Linien hier in der Gegend?«, erkundigte sich Tony.
    »Viele.«
    »Weißt du, wohin sie führen?«
    »Nein. Sie gehen überallhin. Es ist gefährlich, dorthin zu reisen, wo man sich nicht auskennt.«
    Tony dachte darüber nach. »Wenn sie einfach weitergegangen ist, würde sie jemals eine Stadt oder ein Dorf oder irgendwas erreichen?«
    Freitag schüttelte kurz den Kopf.
    »Dann vermute ich, dass sie wahrscheinlich versucht hat, nach Hause zu kommen«, folgerte Tony. »Ich kenne sie, und das ist es, was sie tun würde, wie ich glaube.« Er schaute auf die Linien um sich herum, die in den Bimssteinschotter der Ebene geätzt waren. »Gehe ich richtig in der Annahme, dass diese Linien verschiedene Seelenstraßen oder -pfade markieren?«
    Freitag blickte stoisch über die leere Ebene hinweg. »Einige von ihnen.«
    »Da sie keine Möglichkeit haben würde, zu erraten, welche Linien aktive Pfade sein könnten, wäre das Logischste für sie gewesen, einfach ihre Schritte zurückzuverfolgen. Habe ich recht?«
    Freitag sagte nichts.
    »Wir wollen für den Moment annehmen, dass meine Einschätzung richtig ist.« Tony zeigte auf den Pfad, auf dem sie standen, und fragte: »Führt dieser Weg zum Geheimen Canyon zurück?«
    »Nein.«
    Tony dachte darüber nach. Er betrachtete den flachen Graben der Länge nach, schaute rauf und runter und nickte nachdenklich. »Okay. Also, wohin führt er?«, fragte er zum Schluss.
    Sein widerwilliger Führer zögerte einen unschlüssigen Augenblick lang, dann gestand er ein: »Ich weiß es nicht.«
    »Nun, Freitag, mein Freund, wir sind im Begriff, herauszufinden, wohin er führt.«

DRITTES KAPITEL

    C assandra – die erschöpft war, sich die Füße wundgelaufen hatte und sich wie ein alter, abgenutzter Reifen fühlte, dem die Luft entwich – kam vor einem gewaltigen schmiedeeisernen Tor zum Stehen, das den Zugang zu einem stattlichen Haus am Ende einer Stadtstraße schützte. Die rauchverschmutzten Ziegelsteine waren fast schwarz, und das Tor war trübe vom Rost. Es gab keine Straßenlampen, keine Lichter aus
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