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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz
Autoren: Isabel Ness
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Hundespeichel abstoßend genug auszusehen, dass sich niemand an ihr vergriff.
    Das Gespräch der beiden Männer fiel ihr ein. Der kleinere hatte sich ja zuerst sogar geweigert, sie überhaupt anzufassen, um sie mit sich zu ziehen. Es schien ihr, als habe er Angst vor ihr. Auch bei dem etwas größeren hatte sie kein Begehren bemerkt.
    Ihr Blick fiel auf ihren rechten Arm und das verletzte Bein. Ihre Knie waren aufgeschürft, aber das war nur oberflächlich. Weit schlimmer waren die Bisse. Die Wunden bluteten kaum mehr, die Schmerzen jedoch wüteten weiter, so stark, dass ihr übel war. Zudem war die Gefahr einer Infektion allein schon dadurch riesig, dass die Wunden von Hunden stammten. Dazu noch diese alles andere als steril wirkende Umgebung. Sie konnte nur hoffen, dass man sie fand, bevor sich eine Entzündung bildete.
    Ein Geräusch erklang und wiederholte sich in schnellem Rhythmus.
    Imogen brauchte einen Moment, um zu registrieren, dass es sich um den Klingelton ihres Handys handelte.
    Der Blasse sprang auf und warf die Tasche von sich. Dann hockte er sich wieder auf den Boden, die Schultern eingezogen, den Blick gehetzt. Der ganze Raum war vielleicht dreißig Quadratmeter groß. Nicht viel, wenn man Angst hatte. Und der Blasse hatte welche, warum auch immer. Er versuchte noch größeren Abstand zwischen sich und die Tasche zu bringen und krabbelte sogar auf allen vieren bis an die gegenüberliegende Wand.
    Ja, gut so!, dachte Imogen. Die Tasche lag nur noch ein Stück von ihrem Käfig entfernt. Zu weit, um sie mit der Hand erreichen zu können, aber wenn sie einen Stock oder etwas Ähnliches hätte …
    Imogen rüttelte an einem der Holzstäbe. Besonders stabil sahen sie nicht aus. Vielleicht ließ sich einer abbrechen. Der Blasse achtete nicht auf sie. Er murmelte etwas. Beschwörungsformeln? Flüche? Schimpfwörter? Egal. So, wie er aussah, versteckte er sich schon eine ganze Weile in diesem Loch. Vielleicht hatte er also gar nicht mitbekommen, dass inzwischen längst auch Privatleute Handys besaßen und man verschiedene Klingeltöne aufspielen konnte. Bei Imogens Handy handelte es sich um »Scotland the Brave«. Sie hatte das für ihren Urlaub passender gefunden als den aktuellen Nummer-1-Hit.
    Der Blasse fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, murmelte wieder etwas und sah auf die Tasche. Das Handy spielte unentwegt weiter und schien ihn noch hektischer werden zu lassen. Ob er die Melodie kannte? Allerdings schien er verwirrt von der Musik. Immer wieder schaute er sich wie gehetzt um, vermied es dabei aber, in Imogens Richtung zu blicken.
    Die Holzstäbe mussten irgendwie im Boden verankert sein. Zwar wackelte der, an dem Imogen es versuchte, hin und her, löste sich aber ebenso wenig wie der daneben. Verdammt! So stabil wirkte diese Konstruktion gar nicht. Aber wenn jemand schon vorsorglich so einen Käfig hatte, dann sperrte er wohl öfter Leute ein.
    Imogen schauderte. Unwillkürlich blickte sie in die Ecke ihres kleinen Gefängnisses. Dort lagen zwar keine Knochen oder sonstige Überreste, aber das musste nichts bedeuten. Vielleicht war das ja eine Masche dieser beiden Verrückten: Sie entführten ahnungslose Touristen und erpressten dann Lösegeld.
    Der blasse Mann sprang erneut auf, ergriff ihre Handtasche und schleuderte sie ins Feuer. Sofort umhüllten die Flammen sie, leckten über den Tragegurt und verschlangen ihn innerhalb von Sekunden.
    »Nein!«, schrie Imogen und rüttelte an den Holzstäben. Hilflos musste sie zusehen, wie die Flammen ihre Handtasche fraßen. Der Klingelton ging in dem Knacken und Knistern unter und verstummte dann ganz. Es stank nach verbranntem Kunststoff, dunkler Rauch stieg auf. Die schwarze Masse wurde kleiner und kleiner, bis sie schließlich komplett verschwand.
    Der Blasse wedelte wieder mit der Hand. Imogen hustete und ließ sich zurück auf den Boden sinken. Alle ihre Hoffnungen, hier lebend herauszukommen, waren soeben in Flammen aufgegangen.

2

    Dian sprach einen Zauber, ehe er durch den Eingang nach Annwn trat. Die negativen Energien der Fomore hafteten noch an seinem Körper, aber durch die Magie wurden sie unschädlich und würden nicht auf andere Personen übergehen und auch nicht die Atmosphäre um ihn herum vergiften. Doch sie waren nicht das Einzige, was an ihm haftete. Er sehnte sich nach einem ausgiebigen Bad und frischer Kleidung, um den Gestank der Dämonen loszuwerden. Widerlich! Anders konnte man das wirklich nicht bezeichnen – Fomore
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