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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz
Autoren: Isabel Ness
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stanken schlimmer als eine zehn Tage alte Wasserleiche oder eine Schweinesuhle. Es gehörte mit zu ihren Waffen, harmloser als das Gift in ihrem Speichel oder ihre oft ebenso mit Gift getränkten Klauen. Aber dennoch behinderte der Gestank ihre Gegner, da er ihnen den Atem raubte, die Sinne buchstäblich benebelte und starke Übelkeit verursachte.
    Dian hatte gelernt, seine Empfindungen zu unterdrücken, sodass ihm der Gestank im Kampf kaum etwas ausmachte. Doch nun, da das Gefecht vorüber war und er nicht mehr voll konzentriert sein musste, sehnte er sich danach, so schnell wie möglich ins Wasser zu kommen und seine Kleidung zu wechseln. Auf dem Weg in diesen Teil der Anderswelt hatte er sich notdürftig in morastigem Wasser gewaschen. Es war nur ein kleiner Tümpel gewesen, so weit ausgetrocknet, dass das Wasser kaum mehr als eine Handbreit hoch stand. Genützt hatte es kaum etwas, und umso mehr freute sich Dian nun auf ein richtiges Bad.
    Außerdem brauchte er Ruhe, um seine Kräfte wieder aufzubauen. Ein Kampf zehrte immer an den eigenen Energien, ganz besonders, wenn nicht nur normale Waffen, sondern auch Magie und Dämonengift im Spiel waren. Allzu schnell konnte jeder falsche Schritt der letzte sein.
    Dian schüttelte sich. Diese widerlichen Fomore! Er hoffte, dem nächsten nicht so bald begegnen zu müssen.
    Ein weiterer Zauber, dann befand sich Dian in seinem Gemach. Tief atmete er die klare Luft ein. Ja, das war schon viel besser.
    Sein Blick fiel auf die Carnyx und die Leier. Beide standen in der Ecke des Eingangsbereichs, als warteten sie nur darauf, dass er sie in die Hand nahm. Vielleicht würde er nachher ein wenig auf einem der Instrumente spielen. Doch zuerst brauchte er schnellstmöglichst ein Bad, bevor sich der an ihm haftende Gestank auch hier ausbreiten konnte.
    »Gwyd!« Für jeden anderen wäre der Ruf nicht hörbar gewesen, doch sein Diener würde ihn vernehmen. Er war in der Nähe, das spürte Dian, und auf eine gewisse Entfernung vermochte er ihn telepathisch zu rufen.
    Nur wenige Wimpernschläge später stand der zierliche kleine Mann vor ihm. »Was kann ich für dich tun, Herr?«
    »Lass mir ein Bad ein.« Dian kümmerte sich nicht weiter um Gwyd und durchschritt seine Räume. Er wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber das konnte nicht sein. Niemand außer ihm selbst war in der Lage, seine Zauber zu durchbrechen. Auch Gwyd konnte sich in diesem Bereich nur aufhalten, weil Dian es ihm gestattete, und das Gleiche galt für alle anderen Wesen in Annwn. Der Feenmann besaß lediglich einen winzigen Hauch von Magie, wodurch er kleinere Zaubereien beherrschte – etwa, ein Feuer zu entfachen und Wasser zum Fließen zu bringen.
    Dian löste das Lederband, das sein Haar zusammenhielt. Als er feststellte, dass auch die langen dunklen Strähnen mit Dämonengeifer besudelt waren, verzog er angewidert das Gesicht. Aber er hatte ja ohnehin vor, sich komplett zu waschen.
    Er streifte seine Kleidung ab, besah sich das Leinenhemd und entschied, dass es nicht einmal mehr als Lumpen für Bettler taugte. Überall prangten Flecken von unterschiedlichsten Flüssigkeiten, dazu hatte es einige Risse. Mit der Hose verhielt es sich nicht besser. Er seufzte leise. Schade um das gute Leder. Doch Dämonengeifer ließ sich aus solchen Stoffen nicht entfernen, und selbst Magie würde den Gestank daraus nicht vollständig vertreiben. Gwyd sollte die Sachen nachher verbrennen. So würden sie auch keinen Schaden anrichten, falls doch noch etwas nachwirkte.
    »Dein Bad ist bereit für dich, Herr.« Gwyd verbeugte sich leicht vor ihm. Langes feines Haar fiel dabei über schmale Schultern und schimmerte im Schein der Talglichte rötlich.
    Geistesabwesend nickte Dian ihm zu und stieg in den hölzernen Zuber. Das Wasser duftete dezent nach verschiedenen Kräutern, umspülte seinen Körper mit wohltuender Wärme und reinigte die Wunde an seiner Schulter. Das würde es ihm leichter machen, sie zu heilen. Für ihn stellte sie keine akute Gefahr dar, war jedoch unangenehm und konnte unbehandelt noch unangenehmer werden. Er durfte nicht riskieren, dass sie ihn in seiner Beweglichkeit einschränkte. Dian versenkte sich in seinen Körper, glitt in Gedanken zu der Verletzung und befahl seinem Fleisch, sich zusammenzuziehen und neu zu bilden.
    Die Wunde ging tiefer als gedacht – im Kampf hatte er sie kaum gespürt, aber nun pochte sie, und der Dämonenspeichel drang in das Gewebe ein und fraß sich weiter
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