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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz
Autoren: Isabel Ness
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Gwyd etwas mitbekommen hätte, so hätte Dian ihn nicht zum Reden auffordern müssen. Und Gwyd spionieren zu schicken, würde zu viel Zeit kosten. Besonders, da es etwas zu sein schien, dass außer Beathan bislang nur wenige wussten – wenn überhaupt. Das war schon erstaunlich genug. Lange konnte es noch nicht her sein.
    »Ich wünschte so sehr, ich könnte dir helfen.«
    »Natürlich.«
    Beathan nickte eifrig. »Doch, so ist es, ich schwöre es, bei … bei allem! Ich bewundere dich, du besitzt so starke Magie und bist schön, die Frauen lieben dich, deine Feinde fürchten dich …«
    »Hör auf mit der Schleimerei. Das ist ja widerlich.« Wo hatte sich Beathan nur angewöhnt, so zu reden? Vielleicht sogar bei mir, dachte Dian.
    Die Ausflüge in andere Welten – besonders in jene der Menschen, aber auch in die der Fomore – hinterließen ihre Spuren. Am liebsten wäre Dian vor ihm zurückgewichen und hätte ihn davongejagt, doch das konnte er nicht. Zumindest nicht, bevor er nicht erfahren hatte, welches Geheimnis Beathan hütete. Sein Ablenkungsmanöver war ein weiteres Indiz dafür.
    »Es ist die reine Wahrheit, Herr«, bekräftigte Beathan. »Da kannst du jeden anderen in Annwn fragen, und ein jeder würde dir genau das Gleiche sagen wie ich.«
    »Du weißt etwas«, sagte Dian voller Überzeugung. Es war einfacher, Beathan zum Reden zu bringen, als nach möglichen Mitwissern zu suchen. »Und das wirst du mir nun sagen. Alles.«
    »Eine Frau ist in dem Vorraum aufgetaucht!«, platzte Beathan heraus. Er versuchte zurückzuweichen, doch die Wand in seinem Rücken bremste ihn. Und obwohl Beathan ein Halbgeist war, konnte er feste Stoffe nicht durchdringen. Schon gar nicht welche, über die Dian einen Bann gelegt hatte.
    »Du meinst, eine Seele hat den Weg nach Annwn gefunden?« Das war zwar nichts Ungewöhnliches, doch normalerweise kamen die Neuen, wie man sie hier nannte, nicht in diesem Teil der Anderswelt an. Außerdem wurden sie gemeinhin begleitet von Wesen, die ihnen beim Übergang zur Seite standen und ihnen den Platz zuwiesen, der für den Anfang am besten geeignet war. Erst später bewegten sie sich dann selbstständig durch Annwn, suchten andere Orte auf und erkundeten die vielleicht unendliche Welt.
    »Nein. Sie lebt. Jedenfalls tat sie das noch, als Carney und ich sie fanden. Aber inzwischen wird sie sicher tot sein. Und wir haben nichts damit zu tun, dass sie hier ist. Alle Eingänge sind gesichert.«
    Dian runzelte die Stirn. Das Ganze ergab keinen Sinn. Niemand außer ihm selbst konnte zwischen den Welten wandeln, und keiner konnte nach Annwn kommen, solange er nicht tot oder magisch hochbegabt war. Aber die Anwesenheit einer Zauberin hätte Dian ganz sicher gespürt, denn er nahm jede Art von Magie sofort wahr. Oder war sie in dieser Kunst derart geschickt, dass er sie nicht zu spüren vermochte? Der Gedanke behagte ihm nicht. Allerdings würde es das seltsame Gefühl erklären, das er seit seiner Rückkehr verspürte.
    Sie war keine Bedrohung – diese Anzeichen kannte er genau. Hatte irgendjemand die Frau geschickt, in der Hoffnung, sie würde diesen Teil Annwns ausspionieren und damit vielleicht den Fomoren den Weg ebnen? Auch dieser Gedanke behagte ihm ganz und gar nicht. Er musste herausfinden, was wirklich dahintersteckte.
    »O ja, ganz bestimmt ist sie schon tot«, fügte Beathan mit bekräftigendem Nicken hinzu. Allerdings wirkte er selbst nicht ganz überzeugt von seinen Worten.
    »Bring mich zu ihr.«
    »Das ist sicher nicht nötig, Herr.« Wieder flimmerte Beathans Gesicht, und sogar seine langen Haare wurden heller.
    »Danach habe ich nicht gefragt.«
    »Natürlich.« Beathan verbeugte sich, dann drehte er sich um und ging den schmalen Flur entlang. In den Gängen war es finster, doch von Beathan strahlte ein wenig Licht ab. Seine kurzen dünnen Beine berührten kaum den Boden.
    Dian folgte ihm dichtauf und dachte darüber nach, was geschehen sein konnte. Wenn die Frau eine Gefahr darstellte, hätte Beathan ihm eine Nachricht zukommen lassen. Ja, ganz sicher hätte er das, denn von Dian, dem ranghöchsten Druiden in diesem Teil Annwns, hätte er sich Hilfe erhofft. Beathan fürchtete viel zu sehr um seine eigene Existenz, als dass er auch nur einen Moment gezögert hätte, Dian zu holen.
    Vielleicht handelte es sich um eine Seele, der der Übergang nicht richtig gelang und die so in einem Zustand verblieb, der nicht mehr lebendig, aber auch noch nicht wirklich tot genannt werden
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