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Driver 2

Driver 2

Titel: Driver 2
Autoren: J Sallis
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alte Mann wandte seinen Blick vom Fernseher ab. »Sie sind Driver.« Dann zu Doyle: »Er sieht nicht gerade tot aus.«
    »Nein, Sir. Ich vermute, ich habe die Wahrheit ein bisschen gedehnt.«
    Felix schenkte sich nach, dann dem Mann im Sessel. »Doyle hat Mr. Dunaway mit einem anonymen Anruf davon überzeugt, dass die, die dich verfolgen, endlich erfolgreich waren, und dass du etwas hinterlassen hast, was für ihn von Interesse sein könnte. Woraufhin Mr. Dunaway fragte: ›Etwas, das mit Blanche zu tun hat?< Doyle hat ihn dann hier am Sky Harbour abgeholt. Zu viele Mauern und Zäune daheim in New Orleans, es war nötig, ihn dort wegzuholen.«
    »Zu uns in den goldenen Westen«, sagte Doyle. »Er ist ohne Murren mitgekommen. Am Flughafen.«
    Der alte Mann sagte: »Kaninchen, die überleben wollen, wissen, wann sie sich ducken müssen.«
    Driver ging um ihn herum und sah ihm in die Augen. »Sind Sie ein Kaninchen, Mr. Dunaway?«
    »Ein Überlebenskünstler. Umgeben von Füchsen. Wie ihm.« Dunaway zeigte auf den Fernseher. Driver drehte sich um. Auf dem Bildschirm war ein älterer Mann zu sehen, der mit einer Waffe in die Luft stieß, von anderen umringt, alle jung, in Lumpen und Uniformfetzen, mit Automatikgewehren in den Händen. »Seltsame Mission. Wir sind alle bis oben hin voll von seltsamen Missionen. Oft wissen wir selbst nicht, was sie sind. Aber sie drängen uns voran, lenken uns.«
    »Wollen Sie damit sagen, Sie haben sich nicht ausgesucht, mich zu verfolgen?«
    »Doch. Das war das Einzige, was ich begriff. Aber der Rest ...«
    »Wer war Blanche, Sir?«
    »Nur ein süßes Mädchen in Schwierigkeiten. Die sind überall. Wohin man schaut.«
    Er sagte nichts weiter. Sie lauschten einem Auto, das draußen auf dem Parkplatz hielt, mit dröhnenden Lautsprechern eine Weile dort stand und wieder wegfuhr.
    »Warum versuchen Sie, mich umzulegen, Mr. Dunaway?«
    Auf dem Bildschirm erschienen Hunderte von Vögeln, die von einem See aufstiegen. Es war, als würde die Oberfläche des Sees selbst zum Himmel schweben. Dunaway schaute hinüber, dann wieder zurück.
    »Sie umlegen? Absolut nicht. Eher das Gegenteil.«
    Er trank seinen Scotch aus und stellte den Becher auf den Boden.
    »Die Geschichte ist nicht viel anders als die, die man überall von Eltern hört: >Wir haben getan, was wir konnten.< Wir sahen, wie sie jeden Tag wilder und wilder wurde. Erst kleine Dinge, Klauen bei Freunden, dann Ladendiebstahl, dann verschwand sie für ein paar Tage. Eines Nachts lag sie besinnungslos im Bett, komplett bekleidet. Ich habe ihre Taschen kontrolliert, hoffte, ich würde keine Drogen finden, und tat es auch nicht. Ich fand eine Pistole. Kurz danach verschwand sie für immer.«
    »Blanche war Ihre Tochter.«
    Dunaway nickte. »Wir wussten, dass sie ein böses Mädchen war, ein verlorener Mensch, verletzend, destruktiv. Aber das machte keinen Unterschied.«
    »Das tut mir leid.«
    »Sie waren bei ihr.«
    »Als sie umgebracht wurde. Ja, Sir, das war ich.«
    »War nicht wahrscheinlich, dass es einen anderen Lauf nahm. Ihr Leben.«
    »Nein.«
    »Wir haben getan, was wir konnten. Nachdem meine Frau gegangen war ... « Dunaway brach den Blickkontakt ab, um wieder auf den Bildschirm zu sehen. »Blanche war mein einziges Kind. Sie haben es mir weggenommen.«
    »Nein, Sir. Der Mann, der es getan hat, ist kurz nach ihr gestorben.«
    »Ich habe nach ihr gesucht. Einer der Privatdetektive, die ich angeheuert hatte, kam zu mir nach Hause, um mir zu sagen, dass er sie gefunden habe. Ein kurzer Hoffnungsschimmer. Ich erinnere mich, dass er Jeans trug – gebügelte Jeans, ein Sakko. Und ein glänzendes Hemd, wie Satin. Blanche war zwei Wochen zuvor gestorben.«
    Niemand sagte ein Wort. Doyle beobachtete die Tür und das Fenster, Felix den alten Mann. Felix’ Gesicht war ausdruckslos. Dunaways Trauer füllte das Zimmer wie ein unsichtbares Gas.
    »Ich habe nicht versucht, Sie zu töten, junger Mann. Ganz im Gegenteil. Ich wollte, dass Sie leben, damit Sie spüren, wie es ist, wenn Ihnen der wichtigste Mensch auf der Welt genommen wird. Damit Sie das für den Rest Ihres Lebens mit sich herumtragen.«
    »Elsa? Diese Männer kamen wegen Elsa, nicht meinetwegen?«
    »Das war der Plan. Aber denen war nicht klar, wer oder was Sie sind. Offensichtlich wissen das nur wenige. Und der Plan ... «
    Alle schwiegen wieder. Zwei oder drei Zimmer weiter klingelte ein Telefon.
    »Vergessen Sie den Plan«, fuhr Dunaway fort. »Die Dinge verkomplizierten sich,
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