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Driver 2

Driver 2

Titel: Driver 2
Autoren: J Sallis
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klappte es auf.
    Felix. »Kennst du jemanden namens Blanche?«
    »Nein.« Driver hielt an einer Ampel hinter einem alten Van, dessen Hecktüren mit Aufklebern übersät waren. Sie waren schon so alt, dass man sie nicht mehr lesen konnte. Nur noch Schemen und verschwommene Farbkleckse. »Doch.«
    Blanches Schultern lagen quer über der Schwelle der Badezimmertür. Von ihrem Kopf war nicht mehr viel übrig
.
    Mit einem Mal war er zurück im Motel 6, nicht weit von hier, lehnte wieder am Fenster und dachte, dass es Blanche sein musste, anders wäre es nicht möglich, dass der Chevy da unten auf dem Parkplatz stand.
    Dann das Krachen der Schrotflinte.
    Blanche und ihr Akzent. Sie sagte, sie sei aus New Orleans; hörte sich aber an wie aus Bensonhurst.
    Da war es schon wieder: Brooklyn.
    »Blanche Davis«, sagte Felix.
    »Nicht der Name, den sie benutzt hat.«
    »Die Lady hatte ein lockeres Verhältnis zu Namen. Blanche Dunlop. Carol Saint-Mars, Betty Ann Proulx. Und sie war auch eine ziemlich bewegliche Zielscheibe. Dallas, St. Louis, Portland, Jersey City. Gaunereien, Geldscheffeln. Dazwischen ein paar verdächtige Ehen. Sie ist rumgekommen.«
    »Und, ihr Name taucht einfach so auf?«
    »Nicht direkt. Doyle musste sozusagen seinen Finger reinstecken und ein bisschen ziehen. Du weißt schon.« Felix schwieg für einen Moment. »Aber das ist noch nicht alles.«
    »Okay.«
    »Dunaway?«
    Driver wartete.
    »Er ist in der Stadt.«
    »Wo?«
    »Ungefähr einen Meter neben mir. Willst du vorbeikommen und ihm Hallo sagen?«

DRIVER WAR ERST eine halbe Meile weit, als der Verkehr zum Erliegen kam. Einer von Phoenix’ gewaltigen Sandstürmen rollte heran. Man spürte es hinten in der Kehle und unter den Augenlidern, konnte kaum den Wagen vor einem erkennen oder den Straßenrand oder die Böschung. Der Staub wühlte sich zu einem durch wie die Schuld oder das Bedauern, man konnte ihm nicht entkommen, wurde ihn nicht los. So wie Driver die Gedanken an Bernie Rose. Er saß in dem von Sand eingeschlossenen Wagen und dachte über ihr letztes Aufeinandertreffen nach, daran, wie Bernie gefragt hatte, ob er dächte, dass man sich sein Leben aussuchte, und wie er gesagt hatte, nein, es fühle sich eher so an, als würde es ständig von unten nachsickern.
    »Du glaubst also nicht, dass wir uns ändern?« hatte Driver gefragt, als sie das Restaurant verließen.
    »Ändern? Nein. Wir passen uns an. Schlagen uns durch. Wenn du zehn, zwölf Jahre alt bist, dann steht schon ziemlich fest, wie du mal sein wirst, wie dein Leben mal sein wird.«
    Das war kurz bevor er Bernie töten musste.
    Also hatte Bernie vielleicht recht gehabt.
    Der Sturm war gerade abgeklungen, als Driver auf den Parkplatz fuhr. Die Menschen würden noch eine Woche lang feuchte Schlammbatzen niesen, Dreck aus jeder Falte und jeder Ritze wischen, an sich selbst, an ihren Häusern, Wagen und Grundstücken.
    Kein Motel 6, aber so etwas wie ein Cousin zweiten Grades. Rissiger Asphalt, wie Spinnennetze, geflickt mit Teer, durchhängendes Dach über dem Gang im ersten Stock, in den Fenstern schiefe Jalousien. Drei Wagen auf dem Parkplatz, zwei davon uralte Kisten. Auf der anderen Seite ein Café, etwas zurückgesetzt eine Bar. Man musste schon verdammt tapfer sein, um dieses Café zu betreten, aber die Bar lief sicher gut, vermutete Driver. Ringsum: heruntergekommene Apartments, eine Bushaltestelle gegenüber.
    Zimmer 109 war ganz hinten am Ende, grenzte an eine Kunststeinmauer, deren Mörtelfugen so aussahen wie schlecht verheilte Narben. Dahinter lag ein verlassener Supermarkt, jedes Fleckchen bekritzelt mit Tags.
    Der Typ hat Geld wie Heu und landet hier, wunderte sich Driver.
    Aber wahrscheinlich war das gar nicht seine Idee gewesen.
    Eine Lamelle schnellte zurück an seinen Platz, als Driver sich näherte. Wortlos öffnete Felix die Tür.
    Drinnen saß ein Mann Ende sechzig und sah sich auf CNN einen Bericht über die bevorstehenden Wahlen irgendwo auf der anderen Seite der Welt an. Driver versuchte sich zu erinnern, wann er das letzte Mal einen Seer-sucker-Anzug gesehen hatte. Der Mann trank Whiskey aus einem Plastikbecher, dem Geruch nach kein billiges Zeug. Felix auch.
    »Doyle.« Felix nickte in Richtung Ecke, wo noch ein anderer Mann stand. Doyle hatte hellblaue Augen und einen Gesichtsausdruck, der ein breites Lächeln oder eine schmerzverzerrte Fratze sein konnte. Wirkte jünger, als er wohl war. Mamis Liebling, braver, typisch amerikanischer Junge.
    Doyle nickte.
    Der
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