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Driver 2

Driver 2

Titel: Driver 2
Autoren: J Sallis
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der anderen Seite des Spielbrettes sitzt. Aber nicht, wer die anderen Spieler sind.«
    »Der, den Sie kennen, ist nicht nur aus dem Spiel genommen …«
    »Im Moment.«
    »… er ist auch für mich nicht von Interesse. Eigentlich für niemanden.« Beil wählte ein Stück Salami aus, dann einen kleinen Brocken Parmesan, der aussah wie ein gelber Stein. »Sind Sie sicher, dass Sie keinen Drink möchten?«
    Driver nickte.
    »Die, die Sie suchen, sind Wölfe. Wölfe möchten nicht gefunden werden. Sie sind Jäger, schlüpfen zwischen Bäume, bleiben außer Sicht, stets nah am Boden. Sie überleben, sie gedeihen wegen ihrer List.« Beil biss die Hälfte einer Olive ab und linste in das entstandene Loch. »So gehen sie seit Hunderten von Jahren vor. Diese Art zu leben liegt ihnen im Blut, in den Knochen.«
    »Ihrer Amygdala.«
    Beil blickte ihn leicht irritiert an. »Ja.«
    »Und wenn ich nach dem Leitwolf suchen würde, wohin müsste ich gehen?«
    »Der Name des Wolfs lautet Benjamin Capel. Und Sie würden in ein Restaurant gehen, das diesem hier ziemlich ähnlich ist, aber mit Kunden, die eher … Nun, nicht die Vergoldete-Statue-rote-Samttapete-Variante, aber so in der Richtung.«
    Beil schob eine elegante Visitenkarte über den Tisch. Eingravierte, polierte Silberbuchstaben, nur der Name, die Telefonnummer und Internetadresse. Harlow’s.
    »Wie es der Zufall will, ist es gerade ein guter Zeitpunkt, um dort vorbeizuschauen.«
    Driver erhob sich.
    »Vielleicht nehmen Sie besser den Eingang durch die Küche. Ein kleiner, drahtiger Mann mit einer Kartoffelnase und pechschwarzen Haaren wird dort essen. Er ist das Tor, das Sie passieren müssen. Bitte machen Sie so wenig kaputt wie möglich, ja?«
    Driver sah ihn an.
    »Das Restaurant gehört zur Hälfte mir.«

ZWEI ABENDE BEVOR SIE ihm den Kehlkopf herausnahmen, sprach Bennie Capel mit seiner Frau über all die Dinge, die er nie mehr würde tun können.
    Sie hatte ein gutes Risotto mit Parmaschinken und Parmesan gemacht, dazu gemischten grünen Salat mit Äpfeln und Walnüssen. Hinterher saßen sie mit einer Flasche Wein auf der Veranda und unterhielten sich. Es war immer noch heiß, aber mit einer kühlen Brise dann und wann und einem strahlenden, fast vollen Mond. Sie konnten leise Musik aus dem Haus des Nachbarn hören und über die Straße hinweg leichte Klassik, Smooth-Jazz, irgend so etwas.
    Er würde nichts mehr essen ab morgen Mittag und alle möglichen Medikamente schlucken. Die Röhren reinigen.
    Zwei Kojoten kamen die Einfahrt hoch, sahen sie und kehrten zur Straße zurück.
    »Ich werde nie wieder singen«, sagte er.
    »Das hast du nie getan.«
    »Und ich werde nie wieder brüllen können, wenn ich mich ärgere.«
    »Du ärgerst dich nie. Nicht so, dass es jemand bemerkt.«
    »Ich werde nie mehr stundenlang mit Freunden telefonieren, dem Fernseher antworten oder beim Radiohören mitsummen können. Nie mehr in dein Ohr flüstern. Und nie wieder lachen.«
    Janis sah ihn nur an und sagte: »Ich werde dein Lachen sein.«
    Sie lachten nicht mehr viel, keiner von beiden, aber er erinnerte sich, wie sie das gesagt und wie es sich angefühlt hatte.
    Das würde er niemals vergessen.

DIE DISKUSSION IN DER KÜCHE hatte nur zwei Minuten gedauert. Selbst hier draußen konnte man verbranntes Fleisch riechen. Capel schaute weiter in Richtung Küche.
    »Ihr Mann ist im Tiefkühlraum«, sagte Driver. »Bisschen runterkühlen.«
    Ein Kellner kam gerade mit zwei gefüllten Tellern zu einem Tisch, nur um festzustellen, dass seine Gäste abgehauen waren. Auch andere verabschiedeten sich schnellen Schrittes voneinander. Drei Tische weiter, drüben bei der Wand, drehte sich ein Mann auf seinem Stuhl herum und griff nach seiner Jacke. Bewaffnet, kein Zweifel.
    »Das hier ist eine persönliche Angelegenheit«, sagte Driver. »Ich bin nicht bewaffnet.« Der Mann nickte.
    Capel schaute hoch. Er war älter als erwartet, Ende sechzig, Anfang siebzig, trug ein türkisblaues Hemd, eine dunkelblaue Krawatte und einen schwarzen Anzug mit silbernen Nadelstreifen. Den gleichen Silberton hatte sein Haar. Er streckte beide Hände aus, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war, und griff dann nach einem kleinen Röhrchen auf dem Tisch, neben seinem Teller. Auch das war aus Silber. Er hielt es an seine Kehle. Die Stimme, die herauskam, war überraschend warm und tief. »Sie müssen Driver sein.«
    Driver antwortete nicht.
    »Sind Sie gekommen, um mich umzubringen?«
    Wieder sagte Driver keinen
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