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Driver 2

Driver 2

Titel: Driver 2
Autoren: J Sallis
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bedruckt.
    »Falls Sie jemals ... sagen wir mal, nicht mehr weiterwissen ... rufen Sie diese Nummer an.«
    Driver hielt die Karte hoch. »Ich habe nichts getan, um Ihnen zu helfen.«
    »Doch, das haben Sie, selbst wenn Sie es nicht erkennen konnten. Wir verstehen selten, welche Auswirkungen unser Handeln hat. Oder haben wird. Wir werden von einer fremden Macht angetrieben.«
    Ein Ford F-150 fuhr mit Schwung die Rampe hoch, war zu schnell für die Kurve und kam nur Zentimeter hinter einem ausparkenden Buick zum Stehen. Auch der betagte Fahrer des Buick trat in die Eisen und rührte sich nicht. Der Pick-up hupte.
    »Sind Sie die fremde Macht?« fragte Driver.
    »Überhaupt nicht. Ich bin nur einer von vielen, die zwischen den Stühlen hängen geblieben sind. Wie Sie.« Beil kam dichter heran. »Fahren Sie vorsichtig, wie Ihr Freund Felix sagen würde, und haben Sie immer ein Auge auf den Rückspiegel. Bennies Tiger werden Ihnen nichts tun. Gegen die anderen können wir aber kaum etwas unternehmen. Vorläufig.«
    Driver nickte.
    »Und so«, sagte Beil, »verschwinden Sie also wieder. Obwohl ...« Er hielt eine geschlossene Faust hoch, Handrücken nach unten, und öffnete sie. »Ist es nicht vielleicht das, was Sie tief in sich drin, dort unten, wo die blinden Fische leben, die ganze Zeit wollten?«
    Der Pick-up parkte in der Lücke, die der Buick freigegeben hatte. Die Tür öffnete sich, und eine Krücke kam zum Vorschein, dann eine zweite. Der Fahrer hoppelte zwischen ihnen hindurch, in gelb-lila Joggingschuhen.
    Beil wandte sich wieder Driver zu. »Meine Frau leidet an Demenz. Wohlgemerkt nichts Filigranes oder Modernes wie Alzheimer, sondern nur die schlichte, alte Demenz. Jeden Morgen, wenn ich das Haus verlasse, gehe ich zu ihr, küsse sie, und dann sagt sie: Ich liebe dich wie Butter. Jeden Morgen, seit elf, zwölf Jahren. Was sie aber heute Morgen gesagt hat, ohne eine Ahnung, dass daran etwas nicht stimmen könnte, war: Ich liebe dich wie Gummi. Lassen Sie sich das eine Lehre sein. Lieben Sie Ihr Leben. Wie Butter oder Gummi, nur irgendwie.«
    Driver ging hinüber zur Brüstung und sah Beil kurz darauf aus dem Treppenhaus kommen. Zwei schwarze Limousinen hielten sofort an der Bordsteinkante.

ER STIEG AUS DEM FAIRLANE und ging herum, zur Vorderseite der Werkstatt. Sie richtete sich auf und lehnte sich vor, um an der Haube des 57er Chevy Bel Air vorbeizusehen. Das Klemmflutlicht ihrer Werkbank brannte. Mit dem Licht in ihrem Rücken konnte er ihr Gesicht nicht erkennen.
    »Du bist gekommen, um dich zu verabschieden.«
    Driver nickte.
    »Hab dich da hinten gesehen. Hast gewartet.« Sie griff hinter sich, um das Licht auszuschalten, und trat neben den Wagen. »Ist nie einfach, oder?«
    »Ich habe Übung darin.«
    »Die hast du, aber ich meinte nicht das Verabschieden. Ich meinte, sich zu entscheiden.«
    Sie flippte die Kühlbox unter ihrer Werkbank auf, gab ihm ein Bier und nahm sich auch eins.
    »Unsere Augen prallen an den Oberflächen ab, wir können weder weit noch tief sehen. Wir treffen Entscheidungen aufgrund des jämmerlichen bisschens, das wir wissen, darüber, wer wir sind, und das gibt uns Stabilität. Dann halten wir die Luft an und erwarten, dass der Himmel jeden Moment aufreißt. Jeder von uns macht das, Nummer acht. Nicht nur du.«
    Wieder dachte er an Bernie.
Wenn du zehn, zwölf Jahre alt bist, dann steht schon ziemlich fest, wie du mal sein wirst, wie dein Leben mal sein wird
.
    »Beruhigend«, sagte er.
    »Auf eine Art ist es das. Wie das hier.« Billie hielt ihr Bier hoch. »Es ist alles ein großer Sturm, Nummer acht. Aber wir haben auch strahlende Tage, ruhige Tage.«
    »Du warst einer.«
    Sie lachte. »Darauf kannst du deinen Arsch verwetten, dass ich das war. Und jetzt verschwinde hier, ich muss arbeiten – all das wieder rückgängig machen, was diejenigen, die ihre Köpfe unter diese Haube gesteckt haben, dem armen Mädchen hier angetan haben.«
    Sie stießen kurz hinter Mesa auf ihn, ein Chrysler und ein BMW. Er stoppte und drehte um, zurück auf die I-10, Ausfahrt, Zubringer, Richtung Phoenix, dann Richtung Tucson. Er fürchtete eine Weile, dass er sie verloren haben könnte, und hielt an. Stand am Straßenrand, die elektronische Anzeigetafel des Indian Casinos leuchtete vor seiner Windschutzscheibe auf, Schwerlaster peitschten vorbei, er wartete. Bis sie auftauchten. Als die beiden Wagen in Sichtweite waren, löste er sich vom Rand und fuhr los, bremste, machte eine 180-Grad-Wende,
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