Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
Anna.«
    »Hallo, Bennie.«
    Er küsste sie auf die Wange. Sie drehte nicht den Kopf weg. Ein gutes Zeichen.
    Er zog einen Stuhl zurück. »Bitte entschuldige meine Aufmachung, ich hatte einen schweren Tag.«
    Sie blickte auf das Loch in seinem Hemd. »Was ist denn passiert?«
    »Ich bin angeschossen worden«, sagte er und setzte sich.
    »Mein Gott, Bennie!«
    Ein gutes Zeichen.
    »Ich habe das größte Glück meines Lebens gehabt. Eine Stunde vorher habe ich ein Leatherman in die Brusttasche gesteckt, du
     weißt schon, so ein Multifunktionswerkzeug.«
    »Du hättest tot sein können!«
    Er zuckte mit den Schultern. »Muss wohl mein Glückstag sein.«
    Sie sah ihn an und ließ den Blick über sein Gesicht wandern. Er sehnte sich jetzt danach, dass sie ihre Hand nach ihm ausstreckte,
     so wie früher, dass sie sein wirres Haar glattstreichen und sagen würde: »Deine Frisur, Bennie …«
    |459| Er beobachtete, wie sie ihre Hand hob. Und dann wieder sinken ließ. »Bennie …«, sagte sie.
    »Ich bin trocken«, sagte er. »Schon seit fast sechs Monaten.«
    »Ich weiß. Und ich bin sehr stolz auf dich.«
    Ein gutes Zeichen. Erwartungsvoll lächelte er sie an.
    Sie holte tief Luft. »Bennie … Ich will gar nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ich habe jemand anderen kennengelernt.«

|460| 50
    Als er in seinem Auto saß, holte Fransman Dekker die Liste mit den Namen und Telefonnummern heraus. Natasha Abader stand ganz
     oben auf der Liste.
    Weil dich keine Frau ansehen kann, ohne an Sex zu denken.
    Es wurde Zeit, herauszufinden, ob sie die Wahrheit gesagt hatte.
    Schnell tippte er die Nummer in sein Handy ein.
    Eine Droge für die Seele. Ich glaube, solche Männer fühlen sich innerlich leer. Sie finden keine Erfüllung. Vielleicht hilft
     es eine Weile lang, ein, zwei Tage, dann beginnt es wieder von vorn. Ich glaube, es gibt einen Grund dafür. Diese Männer haben
     kein Selbstwertgefühl.
    Das waren eigenen Worte gewesen. Alexa Barnard gegenüber.
    Er hatte eine Frau zu Hause. Eine gute, schöne, attraktive, kluge Frau. Crystal. Die auf ihn wartete.
    Er starrte auf den kleinen grünen Knopf der Tastatur.
    Er dachte an Natasha Abaders Beine. An ihren Hintern. Ihre Brüste. Klein und vorwitzig. Eine Handvoll. Er konnte sie sich
     genau vorstellen, er sah die harten Brustwarzen vor sich.
    In seinem Inneren war etwas kaputt. Es war eine alte Wunde, die niemals ganz verheilt war. Jedes Mal begann sie wieder zu
     schmerzen, immer schlimmer, und sein Allheilmittel konnte diesen Schmerz immer weniger lindern.
    Irgendwann würde er mit diesem Mist aufhören müssen. Verdammt, er liebte seine Frau! Er konnte nicht leben ohne Crystal, sie
     war sein Ein und Alles. Wenn sie es jemals erfahren würde …
    Aber wie sollte sie?
    Das Fieber brannte in ihm. Er drückte den Knopf.
    »Natasha, hallo?«
     
    |461| »Hallo, hier ist Vusi Ndabeni. Der Inspekteur von heute Morgen, an der Kirche.«
    »Oh, hi«, sagte Tiffany October, die Rechtsmedizinerin. Sie klang müde.
    »Bestimmt hatten Sie einen anstrengenden Tag.«
    »Ja, aber das gilt wohl für alle«, sagte sie.
    »Ich wollte nur fragen«, sagte Vusi mit wild klopfendem Herzen, »ob Sie vielleicht Lust hätten …«
    Beide schwiegen, nur ein Hintergrundrauschen war zu hören.
    »Ob Sie vielleicht Lust hätten, mit mir etwas essen zu gehen. Oder etwas trinken.«
    »Jetzt?«
    »Nein, ich meine, irgendwann mal, vielleicht an einem anderen Abend …«
    »Nein«, sagte sie, und Vusi erstarrte. »Nein, lassen Sie uns jetzt gleich gehen«, sagte sie. »Bitte. Ich brauche ein Bier.
     Ein Windhoek light und dazu einen Teller Pommes, das wäre herrlich! Nach so einem Tag wie heute …«
     
    Er fuhr die N1 entlang und malte sich aus, was er als Nächstes tun würde. Er würde vom Geldautomaten der ABSA-Bank unten in
     der Langstraat Geld holen, bei den Büros des Ontvanger. Sein letztes Bargeld hatte er Mat Joubert für das Essen von Steers
     gegeben. Und dann weiter zum Getränkeladen oben in der Buitengracht, der bis acht Uhr geöffnet hatte. Er würde eine Flasche
     Jack Daniels kaufen und dazu eine Zweiliterflasche Cola, und damit würde er sich ins Koma saufen.
    Ich habe jemand anderen kennengelernt.
    »Wen?«, hatte er gefragt.
    »Das spielt keine Rolle«, hatte sie geantwortet. »Es tut mir so leid, Bennie, es ist einfach passiert.«
    Scheiße. Einfach passiert. So was passierte nicht einfach. Man musste schon danach suchen. Zu ihm sagte sie, er dürfe sechs
     Monate lang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher