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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden
Autoren: Deon Meyer
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nicht saufen, und in der Zeit suchte sie sich einen neuen Mann. Das war nicht fair! Er würde diesen Scheißkerl
     abknallen, er würde rausfinden, wer es war, er würde sie verfolgen und das Arschloch mitten zwischen die Augen schießen. Sicher |462| irgendein junger Anwalt aus der Kanzlei, zu dämlich, um eine Frau in seinem Alter zu finden. Der hatte sie angebaggert mit
     seinem Scheiß-BMW und seinen schicken Anzügen. Dem war nichts Besseres eingefallen, als eine einsame Polizistengattin zu verführen.
     Aber der würde die Konsequenzen zu spüren bekommen. Er würde das Arschloch abknallen, und dann würden sie weitersehen.
    Er war aufgestanden. »Es tut mir so leid, Bennie, es ist einfach so passiert.« Er hatte sich wieder hingesetzt und gegen alle
     Vernunft darauf gewartet, dass sie sagte, sie habe es nicht ernst gemeint. Sie waren doch hier, damit sie sich versöhnten,
     damit sie zu ihm sagen konnte: Du hast mit dem Trinken aufgehört, also kannst du jetzt wieder nach Hause kommen. Doch jetzt
     saß sie nur da, mit Tränen in den Augen und voller Selbstmitleid. Tausend Dinge schossen ihm durch den Kopf. Er wäre heute
     beinahe gestorben. Er hatte gegen die Sucht gekämpft und war seit einhundertsechsundfünfzig Tagen trocken, er hatte Unterhalt
     gezahlt, er hatte für sie und die Kinder gesorgt, er hatte verdammt noch mal alles richtig gemacht. Das konnte sie ihm nicht
     antun, sie hatte einfach nicht das Recht dazu. Aber Anna hatte ihn nur mit feuchten Augen angesehen, distanziert, endgültig.
     Bis die Erkenntnis wie ein baufälliges Haus über ihn hereinstürzte.
    Da war er aufgesprungen und hatte das Lokal verlassen.
    »Bennie!«, hatte sie ihm hinterher gerufen.
    Bennie wollte saufen. Das hätte er ihr sagen sollen, aber er war wortlos weitergegangen, raus aus dem verdammten Restaurant,
     zu seinem Auto, mit seinem kaputten Hemd und seinen wirren Haaren. Er sah nichts, hörte nichts und fühlte nur das Eine, alles
     umsonst, alles umsonst, verdammte Scheiße.
     
    Er zog 500 Rand aus dem Automaten, stellte fest, wie wenig ihm in diesem Monat übrigblieb, und dachte an Duncan Blake, der
     ihm im Vernehmungszimmer gegenüber gesessen und gesagt hatte: »Wie viel wollen Sie, damit das alles ein Ende hat?«
    »Ich bin nicht käuflich.«
    »Wir sind in Afrika. Jeder ist käuflich.«
    »Nicht ich.«
    |463| »Fünf Millionen.«
    »Wie wär’s mit zehn?«
    »Geht in Ordnung.«
    Da hatte er nur gelacht. Aber er hätte das verdammte Geld nehmen sollen, zehn Millionen, davon konnte man viel Whiskey kaufen,
     zehn Millionen, davon hätte er sich auch einen verdammten BMW und schicke Anzüge kaufen können, er hätte sich einen 150-Rand-Haarschnitt
     leisten können oder was auch immer Anna an dem kleinen Scheißer beeindruckte.
    Auf zum Getränkeladen.
    Auf dem Rückweg zum Auto klingelte sein Handy. Er meldete sich sofort, ohne vorher auf das Display zu schauen.
    »Griessel.« Barsch. Kurz angebunden.
    »Captain, hier spricht Bill Anderson. Passt es Ihnen gerade?«
    Im ersten Augenblick dachte er, Rachel Anderson wäre erneut gekidnappt worden, und sagte: »Ja.«
    »Captain, mir fehlen die richtigen Worte. Ich weiß nicht, was ich einem Mann sagen soll, der meiner Tochter das Leben gerettet
     hat, der es in Kauf genommen hat, dass auf ihn geschossen wurde, während er die Tochter eines unbekannten Mannes aus den Klauen
     ihrer Kidnapper befreite. Mir fehlen einfach die Worte. Meine Frau und ich wollen uns nur bei Ihnen bedanken. Wir stehen tief
     in Ihrer Schuld. Wir sind unterwegs nach Südafrika – unser Flug geht in zwei Stunden. Wenn wir ankommen, erweisen Sie uns
     bitte die Ehre, mit uns essen zu gehen. Als kleines Zeichen unserer großen Dankbarkeit und Wertschätzung. Aber jetzt, in diesem
     Moment möchte ich einfach nur Danke sagen.«
    »Ich … äh … Ich habe nur meine Pflicht getan.« Ihm fiel nichts anderes ein, was er hätte antworten können. Der Anruf kam zu
     plötzlich, er hatte zu viel anderes im Kopf.
    »Nein, Sir, was Sie getan haben, war viel mehr als nur Ihre Pflicht, das ging weit, weit darüber hinaus. Danke! Auch im Namen
     meiner Frau Jess und meiner Tochter. Wir wünschen Ihnen das Allerbeste, Ihnen und Ihrer Familie. Mögen all Ihre Träume in
     Erfüllung gehen.«
     
    |464| Griessel saß im Auto vor dem Bankautomaten. Er dachte an das, was Bill Anderson gesagt hatte.
Mögen all Ihre Träume in Erfüllung gehen.
Sein einziger Traum war gewesen, dass Anna ihn zurückhaben
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