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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden
Autoren: Deon Meyer
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Organe?«
    »Blake hatte die Reisegesellschaft aufgezogen, und 2003 kauften er und seine Schwester das alte Atlantic Hotel in Kampsbaai,
     restaurierten es und eröffneten eine Privatklinik. Die Schwester ist die Direktorin.«
    »Eine Klinik?«
    Vusi fiel etwas ein. »Augenblick, Kommissaris.« Er zog die Tastatur und die Maus des Computers heran und drehte den Bildschirm
     so, dass er besser sehen konnte. Er öffnete einen Browser und gab eine Internetadresse ein.
    Google South Africa
stand auf dem Bildschirm.
    Vusi gab das Wort
AtlantiCare
in das Suchfeld ein und startete die Suche. Sofort erschien eine lange Liste. Er wählte den obersten Treffer aus, und allmählich
     baute sich eine Website auf. Sie zeigte ein weißes Gebäude an den Hängen der Zwölf Apostel und den Slogan:
ATLANTICARE: Exclusive International Medical Centre.
Ein weiteres Foto erschien: die Rückseite des Gebäudes, mit Blick auf den Atlantik, der sich bis an den Horizont erstreckte.
    »Das ist es, Kommissaris.«
    John Afrika pfiff durch die Zähne. »Da steckt aber eine Menge Kapital drin.«
    »Steven Chitsinga hat erzählt, dass sie Großfarmer waren. Sie hatten eine ganze Reihe von Farmen gepachtet – Viehzucht, Tabak-
     und Maisanbau. Bestimmt haben sie ihre Gewinne gut angelegt. Aber die Sache ist die, Kommissaris …« Vusi bewegte die Maus
     und klickte auf den Punkt
Transplantationen
. »… sie haben Transplantationen durchgeführt.«
    |448| Eine weitere Website mit dem Krankenhauslogo öffnete sich. Dann erschien die Überschrift:
Transplantationen, die Sie sich leisten können.
Vusi las laut vor: »Die durchschnittlichen Kosten für eine Herztransplantation in den USA betragen 300 000 $. Eine Lungentransplantation
     kostet Sie 175 000 $, eine Darmtransplantation eine halbe Million $. Dies ist ohne Krankenversicherung kaum machbar, aber
     selbst wenn man eine hat, weiß man nicht, ob man rechtzeitig das dringend benötigte Organ erhalten wird. So umfasst die Warteliste
     für eine Nierentransplantation in den USA über 55 000 Patienten …«
    »Das soll doch nicht etwa heißen, dass …«
    »Doch, Kommissaris«, sagte Vusi und las weiter, was auf der Website stand. »Mit der modernsten medizinischen Einrichtung inklusive
     einer eingehenden medizinischen Nachsorge durch Spezialisten in einer herrlichen Umgebung, Weltklasse-Chirurgen und einem
     internationalen Spendernetzwerk können Sie Ihr Transplantat bereits drei Wochen nach der Ankunft erhalten, und das zu einem
     Bruchteil der Kosten in anderen Ländern.«
    »Dafür haben sie die Menschen eingeschmuggelt«, stellte Bennie fest.
    »Wegen der Organe«, ergänzte Vusi.
    »Verdammt!«, sagte der Kommissaris. »Wir sollten schnellstmöglich Leute in diese Klinik schicken, damit keine Unterlagen vernichtet
     werden!«
    »Mat Joubert ist schon da, Kommissaris. Mit einem großen Einsatzkommando.«
    »Die schleusen also die Leute hier ein, um sie zu töten?«
    »Nicht immer, Kommissaris«, antwortete Vusi. »Für viele war die Organspende offenbar der Preis, den sie für ein besseres Leben
     hier in Südafrika bezahlten. Sie mussten eine Niere, einen Lungenflügel oder einen Teil ihrer Leber spenden. Oder einen Teil
     ihrer Augen, eine Hornhaut, oder Knochenmark. Ganz genau weiß ich es noch nicht, aber offenbar kann man ziemlich viele Organe
     spenden, ohne dabei lebensgefährlich zu Schaden zu kommen.«
    »Und die Herzen?«
    »Das müssen wir noch herausfinden, Kommissaris, denn auf |449| der Website ist ja auch von Herzen die Rede. Aber der Mann, den Rachel Anderson gesehen hat, der, den de Klerk und Chitsinga
     ermordet haben, der hatte Aids. Smith hat erklärt, sie hätten Tests dabeigehabt. Bevor sie die Leute in den Gepäckraum luden,
     nahmen sie ihnen Blut ab und testeten es. So fanden sie heraus, dass dieser HIV-positiv war. Sie töteten ihn, denn sie konnten
     es sich nicht leisten, ihn laufen zu lassen.«
    »Was sind das für Menschen, die so etwas tun?«, fragte John Afrika.
    »Dasselbe habe ich Duncan Blake gefragt«, sagte Griessel. »Er hat geantwortet, Afrika habe ihm alles genommen, all seine Träume,
     Afrika habe ihm das Herz herausgerissen. Warum könne er dann nicht dasselbe mit Afrika tun?«
    Plötzlich klingelte Griessels Handy, ein schriller Ton in der angespannten Stille. Er sah auf das Display, stand auf, ging
     ein wenig beiseite und meldete sich.
    Der Kommissaris lehnte sich vornüber, sah auf die Website, seufzte tief und hörte, wie Griessel ungläubige
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