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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel
Autoren: Viola L. Gabriel
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Augenblick drehte sich die Blonde nach ihm um. Ein kurzes, schwaches Lächeln – um ihn aufzumuntern oder zu verhöhnen? – zierte ihre blassen Lippen .
    Lex reckte das Kinn und machte keinen Hehl aus seiner Feindseligkeit.
    Neuschnees Blick war ausdruckslos, doch als Serafin bald darauf ins Stolpern geriet, sah sie ihn mit offensichtlich großer, ehrlicher Besorgnis an.
    Das hielt Lex ihr zugute und doch wusste er, dass die Weiße sich, selbst wenn sie Serafin tatsächlich helfen wollte, keinen Deut um ihn oder Fiona scherte. Er schwor sich, die Kleine von dem Weib fernzuhalten. Wenn nur die verdammte Müdigkeit nicht wäre!
    »Wie lange sollen wir noch so weitergehen? Das soll der schnellste Weg aus dem Wald sein?«, fuhr er die Wolfsfrau an. Seine ersten Worte nach der Vollmondnacht klangen dumpf und fahrig. »Du siehst doch, dass es Serafin nicht gut geht!«, fügte er ärgerlich hinzu, als sie ihm eine Antwort schuldig blieb.
    »Nicht der schnellste  …«, sagte Neuschnee leise, ohne sich nach ihm umzudrehen.
    »Was?«
    »… aber der sicherste .«
    »Geht‘s noch genauer?«
    Sie seufzte.
    »Ich führe euch zu einem Weg, den keiner der Wölfe nimmt.«
    Widerwille, mit ihm zu sprechen, lag in ihrer Stimme.
    »Na, dafür werden sie wohl ihre Gründe haben«, meinte Lex, bis aufs Blut gereizt. »Sag schon! Was heckst du diesmal aus?«
    »Genug jetzt!«, flüsterte Fiona. »Wer so laut schimpfen kann, kann auch wieder allein gehen …«
    Lex verstummte, wütend, weil er sich eben das im Moment wahrhaftig nicht zutraute. Sein Körper schrie nach Schlaf.
     
    *
     
    Lichter tanzten vor seinen Augen, die sonst so starren Fichtenbäume schienen hin und her zu wanken. Doch auch wenn sich alles gegen ihn verschwor, sogar sein eigener Körper – Bluter würde nicht aufgeben. Trotz der Übermüdung, des Schwindels und der Schmerzen rannte der Jäger weiter, gebückt wie ein Tier. Der Wolf in ihm war lange verstummt, doch da war etwas anderes, Stärkeres, das ihn aufrecht hielt und immer schneller vorwärtstrieb.
    Hass. Hass, der seine Seele nährte. Hatten sie wirklich geglaubt, er wäre so leicht aufzuhalten?
    Der Jäger sah auf seine Hände, rot aufgeschürft vom Felsen des Sintgrunds. Und er wünschte sich, das Blut wäre nicht sein eigenes, sondern das der Menschengöre, die er sich zuerst schnappen würde. Danach das Halbblut und zuletzt den Jungen. Schattenklaue würde zusehen, und diesmal würde er bereuen. Bereuen, dass er ihm Rotpelz genommen hatte. Dass er aus dem Sintgrund geflüchtet war.
    Denn jetzt war dem Jäger jedes Mittel recht. Jetzt zählten nur noch Tod und Verderben.
     
    *
     
    Ganz plötzlich packte sie die Angst. Fiona blickte über ihre Schulter. Obwohl der Wald hinter ihr, still und leer, kein Zeichen von Gefahr enthüllte, schien es ihr, als würden rohe Hände nach ihr greifen und raue Kehlen ihren Namen schreien.
    »Nicht so schnell …«, stöhnte Lex, als sie ihren Schritt plötzlich beschleunigte und zu den anderen aufschloss.
    »Hört zu! Ich …«, setzte sie an und wollte nach Carras’ Schulter greifen, als Neuschnee plötzlich ihre Hand erhob, ein Zeichen anzuhalten.
    »Kein Wort!«, flüsterte sie.
    »Was? Warum?«
    »Vor uns«, sagte Neuschnee, »liegt der Geißelbruch.«
    Fiona hob den Blick und fand sich wieder vor einer Bergwand, steil wie die Felsen des Sintgrunds, die jeden Weg nach vorn versperrte.
    »Da hinauf …?«, keuchte sie ungläubig.
    »Nein.«
    Neuschnee ging den Fels entlang, blieb bald stehen und strich hohes Buschwerk beiseite. Fiona achtete darauf, wie geschickt die Hände der Weißen die Dornen an den Zweigen mieden, als diese hinter dem Geäst im Fels eine schmale Öffnung freilegte, die einen Gang erahnen ließ, der tief in die Dunkelheit führte.
    »Und das ist der sicherste Weg …?«, bezweifelte Fiona.
    »Der, den kaum ein Wolf noch geht«, erwiderte die Wolfsfrau. Sie schwieg, als wäre das Erklärung genug.
    »Überzeugt mich nicht …«, knurrte Lex.
    »Besser als hier draußen zu bleiben!«, meinte Carras, seinen Arm noch immer stützend um Serafin gelegt. »Hier sieht man uns von allen Seiten!«
    Das überzeugte Fiona. Ohne Widerworte zog sie Lex kurzerhand mit sich Richtung Spalte, als ihr die weiße Wolfsfrau unversehens den Weg versperrte.
    »Noch nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte Lex feindselig.
    »Blitzschweif.«
    » Blitz-was?«
    »Ihr Sohn«, erklärte Carras ungeduldig. »Er ist mit uns aus der Burg geflohen … als wir am Rand
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