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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel
Autoren: Viola L. Gabriel
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nicht so schlank und feingliedrig wie Serafin, größer als Neuschnee, Carras und Fiona.
    Was, wenn er nicht weiterkam? Wenn er die anderen behindere, hier im Nichts festsaß …?
    Er beschleunigte schlagartig seine Schritte, als ob ihm das helfen könnte. Immer fester, schneller, ruckartiger presste er sich durch die enge Spalte. Urplötzlich führte der Tunnel steil nach unten. Lex stolperte, rutschte, sah Neuschnees Licht, stieß gegen Serafin – und riss ihn mit sich zu Boden. Dumpf schlugen sie auf.
    Das Geräusch allein genügte, ein Dutzend kleiner Steine aus der Felsdecke auf sie niederprasseln zu lassen.
    Stille!
    Sie hielten den Atem an.
    Beschämt blickte Lex zum Leitwolf, der keuchend in die schwarze Höhe starrte.
    Lex schwieg und bangte, dass noch weitere, größere Steine folgten.
    Nichts tat sich.
    Vorsichtig richtete er sich auf. Er sorgte sich um Serafin, dem er mit Neuschnee auf die Beine helfen musste, als Carras und Fiona – Hand in Hand – aus der Dunkelheit in den Schein von Neuschnees Lampe traten. Eingerahmt von dunklen Felsen, wirkten sie wie zwei verlorene Kinder.
    Lex begriff, warum sie einander festhielten. Er nahm Carras’ rechte Hand und griff nach Serafins linker. Angeführt von Neuschnee zwängten sie sich als Kette durch den Gang, stützten sich und gaben acht, dass niemand verloren ging, bis der Weg endlich wieder anstieg und heller wurde.
    Selbst wenn es ihm in den Augen brannte, starrte Lex in das gleißende Licht am Ende des Tunnels, begierig das Gras und den Himmel zu sehen, die darauf warteten, sie zu erlösen!
    Zwei, drei Schritte vor dem Ziel spürte er, wie Serafins Griff schwächer wurde. Die kalte Hand entglitt ihm, und noch ehe Lex begriff, was geschah, brach der Leitwolf zusammen.
     
    *
     
    Wie ein Wilder hetzte Bluter durch den Wald, während sein verdammter Körper mehr und mehr rebellierte. Sein Herz holperte, raste, die Knochen schmerzten und auf den verfluchten Geruchssinn war kaum noch Verlass.
    Wie nur sollte er sie finden? Wo noch konnte er suchen?
    Zum Teufel, sie waren nicht weit! Er war nah dran, das spürte er in jeder Faser seines Körpers, nur wo, wo, wo verbarg sich Schattenklaue?
    Brüllend fuhr er herum, als er das Rascheln vieler Füße hinter sich vernahm.
    Es waren keine Feinde, es waren Verbündete. Wächter! Sie grüßten ihn, den Kohortenführer, respektvoll und konnten doch nicht verbergen, dass er ihnen, so wie er jetzt war, Angst machte.
    Der Jäger in ihm spürte, dass seine Zeit gekommen war. Sie wussten, wo sich der Schwarze verbarg.
     
    *
     
    »Er ist bewusstlos«, flüsterte die Wolfsfrau.
    Sie hatten Serafin ins Freie geschleppt. Nun ruhte Neuschnees schmale Hand auf seinem Hals. Sie prüfte tastend seinen Herzschlag.
    »Das sehen wir!«, rief Carras verzweifelt und kniete sich neben Serafin.
    Fiona drehte sich Hilfe suchend zu Lex um.»Was jetzt?«
    »Er hat sich überanstrengt. Er braucht bloß eine Pause«, murmelte der Wolfsmann kurzatmig und seufzte. »Wie wir alle.«
    Mit diesen Worten lehnte er sich an die Felswand und ließ seinen Kopf auf die Brust sinken, als wollte er an Ort und Stelle einschlafen.
    »Hier? Das meinst du ja wohl nicht ernst!«
    Sie packte ruppig seinen Arm und wollte ihn zurück auf die Beine ziehen.
    »Steh auf! Los, mach schon!«
    »Und dann?« Lex hob den Kopf und blickte sie mit seinen klaren braunen Augen an. »Willst du ihn zurücklassen? Ihn schwer, wie er ist, den ganzen Weg hinter dir herzerren? Dazu ist jetzt keiner von uns in der Lage! Also warten wir.«
    Damit schloss er die Augen.
    »So einfach ist das nicht!«, protestierte Fiona, starrte ihn an, rang nach Worten, fand keine und wandte sich schlagartig den anderen zu.
    Neuschnee hatte aus ihrem weißen Mantel eine Feldflasche hervorgeholt, goss Wasser in ihre Hände und befeuchtete sanft Serafins Stirn und Nacken.
    Der Schwarze stöhnte und blinzelte.
    »Serafin!«, riefen Carras und Fiona wie aus einem Munde.
    »Wartet!«, befahl Neuschnee. »Gebt ihm Zeit.«
    Nervös ging Fiona auf und ab, während sich Carras und die Weiße bemühten, dem Wolfsmann zu trinken zu geben.
    Serafin war für Sekunden bei sich, versuchte, sich aufzuraffen, und sank wieder in sich zusammen.
    »Serafin, wir …« Carras verstummte.
    Sie alle verstummten, niemand rührte sich mehr.
    Im Schwarz des Tunnels, tat sich etwas. Kaum hörbar erst, dann immer deutlicher. Ferne Laute drangen aus dem Herzen des Berges. Schritte! Das mussten Schritte
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