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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel
Autoren: Viola L. Gabriel
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ihm, ohne fremde Hilfe, aufrecht zu stehen.
    »Ich hatte genug Zeit, mich auszuruhen. Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Zwei Tage …«, murmelte sie.
    »Zu lange.«
    »Was …? Aber … wir sind sicher hier! Lex hat darauf achtgegeben, unsere Spuren zu verwischen. Das bringt doch nichts, jetzt loszurennen. Du … Du kannst mit uns reden … Über Neuschnee, dann …«
    »Lass das!«
    Sie erschrak.
    Noch nie zuvor hatte er sie so angeschrien. Verletzt wich sie einen Schritt zurück, als er seine Hände auf ihre Schultern legte.
    In seinem Blick lag tiefer Kummer. »Versuch das zu verstehen. Ich kann jetzt nicht trauern. Noch nicht. Nicht, bevor es getan ist!«
    »Bevor was getan ist?«
    »Ich weiß, was Neuschnee tun wollte«, sagte Serafin. »Sie wollte mit uns zu dem Ort gehen, an dem die Kralle versteckt liegt. Ich sollte sie wieder an mich nehmen und Alkarn übergeben. Das war Neuschnees Plan. Damit er mir verzeiht.«
    »Die Rotaskralle …«, flüsterte Fiona.
    »Ich aber«, sagte Serafin, »glaube, dass dieses Ding nur Tod und Zwietracht sät.« Ein Schatten legte sich über seine Augen. »Ich werde sie zerstören. Ein für alle Mal. Damit niemand mehr durch sie zu Schaden kommen kann.«
    Fiona nickte heftig. »Das schaffen wir!«
    Er sah sie an. Für eine lange Zeit. »Vor allem«, sagte er schließlich, »werde ich mich dafür revanchieren, was du für uns getan hast.«
    Sie sah ihn verständnislos an. »Wie meinst du das? Du musst dich nicht bedanken!«
    Seine Hände lagen noch immer schwer auf ihren Schultern. Langsam beugte er sich zu ihr hinunter.
    » Fiona, meinst du nicht, es ist Zeit nach Hause zu gehen?«
     
    *
     
    Sie erstarrte, da ging quietschend die Stalltür auf, ein Paar Füße kletterte ungeduldig die Stiege zum Boden empor und schon stürmte Carras voller Erleichterung auf seinen Leitwolf zu.
    »Serafin! Endlich bist du wach!«
    Rasch wandte sich Fiona von den beiden ab und blickte zum kleinen Fenster in der Schräge, damit niemand, schon gar nicht Serafin, in ihren Augen lesen konnte.
    Zuerst empfand sie nur Empörung über seine Worte. Wann hatte er sich angewöhnt, Entscheidungen für sie zu fällen? Dann überkam sie die Erinnerung an das Forsthaus, Nanna, Desiree und ihn – ihren Vater, auf den sie zu warten versprochen hatte.
    Schlagartig quälten sie Gewissensbisse, all die Gesichter für so lange Zeit verdrängt zu haben. Vom Fenster aus sah sie Lex auf die Scheune zugehen. Und da wusste sie nicht mehr, was sie denken sollte.
     
    *
     
    Als Lex die Scheune betrat, hielt er kurz inne, atmete tief den würzigen, wenn auch ein wenig modrigen Geruch ein, drehte sich einmal um die eigene Achse und stieß mit einem erleichterten Seufzer die Luft wieder aus.
    Es war kaum zu glauben, aber sie hatten es geschafft! Sie hatten sich mit dem Rudel angelegt und es war ihnen gelungen, wieder lebendig aus der Sache herausgekommen. Serafin, Carras, er und … Fiona. Das war die Hauptsache.
    Unvermittelt bückte er sich und hob die junge getigerte Katze hoch, die schnurrend um seine Beine gestrichen war. Das Tierchen sah ihn mit großen, vertrauensvollen Augen an, riss die kleine Schnauze auf – und nieste herzhaft. Der Wolfsmann musste grinsen. Ihm kam eine Idee.
    Seit der Sache am Geißelbruch war die Kleine so betrübt. So eine Mieze würde sie aufheitern.
    So schnell er konnte, kletterte er die knarzende Stiege empor – und stieß einen freudigen Ruf aus, als er in Serafins wache Augen blickte.
    »He, das wurde aber auch Zeit!«
    Er trat auf den Leitwolf zu und legte eine Hand auf dessen Schulter. Die kleine Katze maunzte auf und versuchte sich zu befreien. Da blickte Lex zu Fiona und lächelte ein wenig unbeholfen.
    » Hier, hab ich dir mitgebracht …«
    Als er ihr das zappelnde Etwas in die Arme drückte, schrie Fiona leicht auf vor Überraschung. Für einen Moment sah sie ihn seltsam traurig an, dann drückte sie sanft ihre Wange in das weiche Fell des Tierchens. Lex konnte seine Augen nicht von ihr nehmen. Niemals, niemals hätte er es für möglich gehalten, dass sie all die Entbehrungen und Gefahren, denen sie in den letzten Wochen ausgesetzt waren, aushalten, geschweige denn unbeschadet überstehen würde.
    Gedankenverloren schüttelte er den Kopf. Dieses zarte Geschöpf war zäher und mutiger, als man ahnen konnte. Eines imponierte ihm dabei am meisten. Sie hatte doch tatsächlich fast immer einen kühlen Kopf bewahrt …
    Da räusperte sich Serafin und riss ihn aus
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