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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel
Autoren: Viola L. Gabriel
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herrschte zwischen Bluter und Serafin eine andere Zeit.
    Sie umkreisten einander. Schleichend und prüfend. Mal weit entfernt, dass der Gegner nur noch ein ferner Schatten war, dann so eng, dass Serafin die Mordlust in den Augen des anderen lesen konnte.
    Er wusste nicht, was mit Lex und dem Mädchen war, versuchte seine Gedanken einzig auf den Feind zu richten, der ihm mit aufgestellter Rute und gespreizten Nackenhaaren gegenüberstand.
    Plötzlich wollte sich ein anderer Wolf auf ihn stürzen, doch noch ehe Serafin ihn abwehren konnte, schnellte Bluter vor, packte den Angreifer am Genick und schleuderte ihn beiseite.
    Der Jüngere trollte sich und Bluter und er umkreisten sich wieder.
    Serafin zog es unwillkürlich näher zu dem brennenden Stamm – um nach Fiona zu sehen – und Bluter folgte ihm, wäre ihm wahrscheinlich überallhin gefolgt.
    Die Blicke des Schwarzen suchten nach dem Mädchen, doch weder Mensch noch Wolf kämpfte mehr an der Feuerquelle, dem wild flammenden Fichtenstamm.
    Die beißende Hitze zwang ihn zurück, doch nun war es Bluter, der weiter zu den Flammen drängte, so als hätte er Serafins Näherrücken als Mutprobe verstanden.
    Im rohen, ruhelosen Licht des Feuers, das jedes andere Tier von hier vertrieben hatte, standen sich Serafin und Bluter gegenüber.
    Auf einmal stürzte ein verkohlter Kiefernast vom Himmel und zerfiel zu toten, äschernen Brocken.
    Das nahmen sie beide als Zeichen und stürmten aufeinander zu. Serafin spürte, wie die Krallen des anderen blutige Striemen in seine Seite rissen, spürte, wie die eigenen Klauen die Haut des Gegners zerfetzten. Schon war es vorüber, sie liefen auseinander, warfen sich herum und stürzten erneute aufeinander los. Wie Blitze jagten sie immer wieder aufeinander zu, kreuzten sich für Sekunden. Sekunden, in denen sie tiefe Wunden in das Fleisch des Gegners schlugen.
    Serafin keuchte. Das Feuer kam züngelnd näher und der Rauch raubte ihm die Luft zum Atmen.
    Abermals preschte er auf Bluter zu, doch dieses Mal gruben sich dessen Krallen so empfindlich tief in seine Haut, dass er ins Straucheln geriet.
    Sein Feind sah es, lief diesmal nicht an ihm vorbei, sondern warf sich auf ihn. Serafin riss den Kopf beiseite, um dem Biss in seine Kehle auszuweichen. Es gelang, doch Bluter ließ nicht locker. Ineinander verkeilt wirbelten sie über den Boden, näher und näher zum Feuer.
    Bluter krallte sich fest in Serafins Körper. Er hörte das Herz des anderen wie sein eigenes rasen .
    Wer als Erster seine Zähne in die Kehle des Feindes rammte, war ein Sieger und ein Mörder, dachte Serafin. Jäh durchfuhr ihn die Erinnerung an Rotpelz‘ Tod, an den Zorn, den Hass, der ihn damals beinahe aufgefressen hatte.
    In einem plötzlichen Anfall von Ekel stemmte er Bluter von sich und presste ihn zu Boden. Im Zwiespalt mit sich, fixierte er seinen Gegner. Und gerade als Bluter Serafins Zaudern nutzte, sich aufbäumte und ihn umwarf, brach das brennende Skelett der Kiefer ächzend in sich zusammen. Mit ihr stürzte ein Flammenwall zu Boden, prasselnd, plötzlich und unerwartet. Bluter, der über ihm stand, ergriff das Feuer zuerst. In der Sekunde, in der die Flammen sein Fell zu Asche verbrannten, glaubte Serafin, Rotpelz, Bluters Bruder, über sich zu sehen.
    Dann griffen die Flammen auch nach seinem Körper und lodernder Schmerz durchzuckte ihn. Er vergaß den Kampf, vergaß das Satorakt. Er bemerkte kaum, wie er sich aus den Flammen quälte. Sein Denken stumpfte ab und wich verzweifelter Entschlossenheit, den Schmerz, das Feuer, zu löschen. Er rannte, warf sich wie ein Verrückter auf den Boden, wälzte seinen Körper im hohen Farn. Endlich. Die Flammen erstickten. Serafin blieb röchelnd liegen. Er versuchte, sich zu beruhigen, dem Verstand die Chance zu geben, wieder Herr seiner Sinne zu werden.
    Was war mit Bluter? Wo waren Lex und Fiona?
    Der Gestank seines angekohlten Fells und das der verbrannten Gräser betäubten seine Nase und seine Augen tränten. Da vernahm er ein Schnüffeln.
    Ein Wittern aus der Ferne! Er verbot sich zu keuchen, obwohl sein Körper nach Luft gierte.
    Jemand kam näher.
    Zitternd kämpfte sich Serafin auf die Beine. Er, der geglaubt hatte, sein Todesurteil gelassen hinzunehmen, wollte nicht sterben!
    Am Rande der Erschöpfung wandte sich Serafin zu dem Fremden um.
    Da stand er. Carras.
     
    *
     
    Und dann kam der Regen. Neuschnee sah zu, wie er sich in Strömen vom Himmel ergoss und sich in seinen lang ersehnten Kampf gegen
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