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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel
Autoren: Viola L. Gabriel
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sehen. Nach Isaaks Tochter!
     
    *
     
    Fiona hielt den Atem an.
    Gut, der grobe Wolfsmann konnte sie nicht leiden. Aber so leicht würde sie sich nicht einschüchtern lassen. Nicht jetzt, wo sich hier, in ihrem Keller, Wesen dieser Art aufhielten. Sie würde aus denen schon noch etwas herausbekommen. Das waren sie ihr schuldig.
    Fiona ging ungeduldig im Gang auf und ab und unterdrückte den Impuls, durch den Türspalt in den Keller zu linsen. Ein bisschen Zeit, um sich aus den Kleidern, die sie eiligst aus Vaters Schrank zusammengesucht hatte, etwas auszusuchen, würde sie den Wolfsmenschen schon lassen. Aber dann würde sie wiederkommen, und die dort unten mussten ihr Rede und Antwort stehen. Sie musste es nur richtig angehen …
    Fieberhaft schmiedete sie Pläne – dem groben Kerl aus dem Weg gehen, zuerst unverfängliche Fragen stellen, am besten an den Schönen mit dem schwarzen Haar … –, als ihr plötzlich etwas völlig anderes in den Sinn kam: das Schwein!
    Im Chaos der letzten Nacht hatte sie völlig vergessen, Desiree zurück in den Stall zu bringen. Die Sau hatte sich, als die Wölfe kamen, sicher irgendwo im Haus verkrochen und war bestimmt völlig verängstigt!
    Hin- und hergerissen blickte sie sich um. Sie wollte die Tür zum Keller nicht aus den Augen lassen, und doch sorgte sie sich um das Tier.
    Langsam schlich sie über den schwarz gekachelten Flur, lugte ins Bad und ins Arbeitszimmer. »Desiree …? Komm, komm, komm …«, flüsterte sie.
    Fiona zuckte zusammen, als sie eine zarte Stimme hinter sich vernahm.
    »Sucht du das Schwein?«
    Sie fuhr herum. Sie hatte den jüngsten der drei Wolfsmenschen nicht kommen hören.
    Er war barfuß, trug eine für ihn viel zu große Hose von ihrem Vater und eine von ihren weißen Rüschenblusen, die ihm, obgleich sein Gesicht verriet, dass er jünger war als sie, weitaus besser passte als ihr. Er war tatsächlich größer als sie.
    Fiona seufzte. Sie war wohl wirklich eine Zwergin …
    »Das Schwein versteckt sich da vorn, in der Nische unter der Treppe nach oben«, erklärte der Junge. »Es riecht nach Zimt und Äpfeln«, fügte er nach einer kurzen Pause ein wenig schüchtern hinzu.
    Verdutzt starrte sie ihn an, zählte eins und eins zusammen – und raste zur Treppennische. Sie fand die Sau, die ihr den fetten Bauch entgegenstreckte, selig schlummernd unterm Treppengang.
    Desiree schmatzte schläfrig, an ihrem Maul klebten verräterisch die kläglichen Überreste eines Apfelkuchens.
    Fiona stöhnte.
    »Wieso wohnt das Schwein im Haus?« Der Junge lachte.
    »Tut es ja nicht.« Fiona seufzte und warf der Sau einen vernichtenden Blick zu. »Desiree schläft draußen im Stall. Eigentlich. Aber manchmal hol’ ich sie zu mir ins Haus und …«
    Sie brach ab. »Also …«, fühlte sie sich bemüßigt, weiter auszuholen, »… das Schwein ist dem Schlachter fortgelaufen und hierher geflohen … Weil ich sie behalten wollte, hat mein Vater den Stall gebaut …«
    »Wo ist dein Vater?«, unterbrach sie der Junge, wobei er seinen Kopf schief legte wie ein Hund.
    »Ich und das Schwein leben allein hier.«
    Der Junge lachte.
    »Du bist wirklich lustig. Lex soll sich nicht so haben.«
    »Lex? Ist das der Raufbold?«
    Wieder ein Lachen.
    »Ja, das ist er. Aber nimm sein Gehabe nicht persönlich. Lex mag nun mal keine Menschen.«
    »So?« Neugierig ging sie auf ihn zu. »Und wie siehst du das?«
    Der Kleine überlegte.
    »Ach, ich find’ es schade, dass wir meistens einen Bogen um die Menschensiedlungen machen. Ich finde, Menschen können lustig sein. Du zum Beispiel bist sehr lustig!«
    »Zuviel der Ehre«, entgegnete sie ironisch.
    Er grinste breit.
    »Ich heiße Carras.«
    »Fiona. Du, sag mal … Carras, woher hast du das gewusst? Wo das Schwein ist, meine ich.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Na, ich hab’s gerochen.«
    »Gerochen?« Hastig tat sie noch ein paar Schritte auf ihn zu. »Soll das heißen, auch in Menschengestalt habt ihr Werwölfe übernatürliche Fähigkeiten?«
    Verlegen rieb er sich die Nase. »Naja, ich kann gut riechen. Das ist ja nichts Großes. Aber Serafin, der kann noch viel, viel mehr! Er …«
    »Serafin …?«
    »Serafin ist unser Anführer«, verkündete Carras voller Stolz. »Er ist stark und klug und mutig! Und scharfsinnig sowieso. Er spürt, ob ihm jemand Gutes will. Er war es auch, der entschieden hat, dass wir bei dir sicher sind.«
    Fiona dachte an den durchdringenden Blick des schwarzen Wolfes. »So war das
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