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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition)
Autoren: Bea Rauenthal
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sicher, dass der Tote seit mehreren Jahrhunderten im Boden gelegen hat.«
    »Und warum ist das Skelett dann noch nicht völlig verwest?«, fragte Lutz Jäger.
    »Der Boden ist sehr tonhaltig. Deshalb gelangte nur wenig Sauerstoff an den Leichnam.« Yun-Si Mittermaier kam Jo mit ihrer Antwort zuvor. Sie nahm ein wenig Erde von der Baggerschaufel und zerkrümelte sie zwischen ihren Fingern. Rötliche Partikel blieben an ihrer Haut haften. »Der Sauerstoffmangel führt zum Abbrechen der Verwesung, und die Körperfette überziehen den Körper mit einer wachsähnlichen Schutzschicht …«
    »Was man Adipociren nennt, Herr Jäger«, bemerkte Jo frostig. »Falls Sie dieses Wort in Ihrer Ausbildung noch nicht gehört haben sollten.« Diese ganze Tatort-Besichtigung war also völlig umsonst gewesen. Sie wünschte sich, endlich wieder in ihrem Bett zu liegen.
    »Doch, ich erinnere mich vage an das Wort.« Lutz Jäger hob die Augenbrauen. »Nun ja«, er fand seine gute Laune sofort wieder und wandte sich Yun-Si zu, »immerhin haben wir also mit diesem Toten keine weiteren Umstände.« Er senkte verschwörerisch die Stimme. »Wie steht’s mit deinem Sonntag? Hast du heute schon was vor?«
    »Ach, Lutz …« Wieder kicherte sie mädchenhaft.
    Wortlos drehte sich Jo um und verließ das Zelt.
    Der Restaurantbesitzer erwartete sie schon an dem Absperrband. »Was ist jetzt? Können die Bauarbeiter weitermachen?«, verlangte er ungeduldig zu wissen. Jo wies auf das Zelt. »Fragen Sie das meinen Kollegen und die Gerichtsmedizinerin.«
    Auf dem Rückweg zum Auto begann es, heftiger zu schneien. Obwohl die wirbelnden Flocken Jo wie kalte Nadelstiche ins Gesicht trafen, schwitzte sie wieder stark. Jedes Schlucken bereitete ihr Schmerzen. Wenn dieser Jäger noch länger mit Yun-Si Mittermaier herumturtelt, fahre ich ohne ihn in die Stadt, schwor sie sich. Doch als sie eben in den Passat gestiegen war und ihr Headset aufsetzte, kam er über den Parkplatz gerannt und riss die Beifahrertür auf.
    »Nehmen Sie es doch locker, Frau Kollegin.« Lutz Jäger sank neben ihr in den Sitz. »Ein netter Ausflug an einem Wintermorgen …«
    Ohne ihn eines Blicks zu würdigen, schnallte Jo sich an. Danach drehte sie den Schlüssel in der Zündung. Der Motor des Passats hustete kurz auf. Dann erstarb er. Oh, verdammt …
    »Sie müssen den Motor langsamer kommen lassen.«
    »Danke für den Rat. Aber ich habe tatsächlich schon ein paar Jahre den Führerschein.« Erneut betätigte Jo die Zündung und drückte auf das Gaspedal. Diesmal fuhr das Auto mit einem harten Ruck an. Etwas rollte unter dem Fahrersitz hervor und kullerte gegen ihre Füße. Sie bremste und bückte sich. Das »Etwas« entpuppte sich als eine Bierdose.
    »Ist das Ihre?« Als Jo die Dose hochhielt, tropfte Flüssigkeit auf ihre Jeans.
    »Ja, die ist wohl von dem Fußballspiel gestern übrig geblieben.« Lutz Jäger zuckte mit den Schultern. »Und damit Sie sich keine Sorgen machen: Nein, ich habe keinen Dienstwagen für private Zwecke missbraucht. Ich habe einen kranken Kollegen vertreten und zusammen mit ein paar Kumpels Dienst bei einem Zweitliga-Spiel geschoben. Außerdem hat der Fahrer des Wagens keinen Tropfen Alkohol zu sich genommen und war nicht im Geringsten in seiner Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt.«
    »Ihre Erklärungen interessieren mich kein bisschen.« Jo pfefferte die Dose auf den Rücksitz. »Aber falls wir noch einmal zusammen einen Dienstwagen benutzen sollten, was ich nicht hoffe, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie vorher Ihren Müll entsorgen würden. Und Ihre Kippen …« Sie deutete auf den Aschenbecher.
    Jo war kaum losgefahren, als das Handy an ihrem Gürtel klingelte. Während sie vorsichtig in die Straße einbog, nahm sie das Gespräch entgegen. »Weber …«
    »Jo, wir müssen reden.« Friedhelms Stimme hallte durch den Passat.
    »Es tut mir leid. Ich kann jetzt nicht. Ich ruf dich zurück, sobald ich zu Hause bin.« Hektisch suchte sie nach der Lautsprechertaste.
    »Nein, wir sprechen jetzt miteinander. Ich habe es satt, dass immer alles nach deinem Willen laufen muss.«
    »Jetzt verdrehst du aber die Tatsachen.« Wo war nur diese verflixte Taste? Aus den Augenwinkeln sah Jo, dass Lutz Jäger vor sich hingrinste. »Ich habe es dir doch gestern Abend schon gesagt. Mir ging es einfach nicht gut. Deshalb habe ich dich gebeten zu gehen.« Die Scheibenwischer verschmierten die Flocken. Ein wässriger Film bildete sich auf der Windschutzscheibe.
    »Das mit deiner
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