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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition)
Autoren: Bea Rauenthal
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… und Hauptkommissar Jäger«, sagte sie, während sie mit einer knappen Kopfbewegung auf ihren Kollegen wies.
    »Gut, dass Sie endlich hier sind.« Der ältere der beiden Arbeiter wischte über seine von der Kälte gerötete Knollennase. »Wir müssen so bald wie möglich weiterarbeiten. Wenigstens ist die Dame von der Gerichtsmedizin schon vor einer Weile eingetroffen und sieht sich das Skelett an.«
    »Eine Frau? So eine Hübsche asiatischer Herkunft?« Lutz Jäger lächelte.
    »Ja, hübsch ist sie.« Der jüngere Arbeiter erwiderte sein Grinsen.
    Jo verdrehte die Augen.
    »Dann los!«, wandte sie sich brüsk an den Knollennasigen und stapfte auf die schmale Tür in der Bruchsteinmauer zu, durch die die beiden in den Garten gekommen sein mussten. Eben hat sich hier eine Hecke befunden , schoss es Jo durch den Kopf, nur um sich gleich darauf zur Ordnung zu rufen: Was dachte sie schon wieder für einen Unsinn!
    Hinter der schmalen Tür erstreckten sich weitläufige Rasenflächen. Sie lagen seitlich des hohen, gotischen Kirchenschiffs und wurden von einer weiteren Mauer begrenzt. Während sie an der Kirche entlangliefen, sagte Jo zu dem Arbeiter: »Laut meiner Vorgesetzten haben Sie das Skelett um halb neun gefunden. Stimmt das?«
    »Ja, allerdings.« Seufzend nickte er. »Ungefähr zwei Stunden lang hatten wir gegraben, bevor wir drauf stießen. Normalerweise lässt sich die Stelle, wo ein Rohr geborsten ist, recht schnell finden. Aber hier ist es wie verhext … Der Restaurantbesitzer macht uns allmählich die Hölle heiß …«
    »Wie tief im Boden lag die Leiche?«
    »Ungefähr drei Meter …«
    Jo machte sich in Gedanken eine Notiz. Auch wenn diese Angabe natürlich nachgeprüft werden musste.
    Als sie um die Apsis mit ihrem Halbkreis aus spitz zulaufenden, schmalen Fenstern gebogen waren, sah Jo in einiger Entfernung einen Bagger auf der Wiese stehen. Ein weißes Zelt verdeckte seine Schaufel. Ein etwa vierzig Meter langer Graben verlief über die Wiese, an dessen Rand sich Erdschollen türmten. Auch sie waren von einer dünnen Schneeschicht überzogen. Schnee bedeckte auch die Gestänge der Baulampen, die vor dem grauen Himmel wie verkohlte urzeitliche Pflanzen wirkten.
    Vor dem rot-weißen Band, das den Tatort sicherte, hatte sich eine Gruppe Arbeiter versammelt. Bei ihnen befand sich ein Mann, der einen eleganten Kamelhaarmantel trug. Als er Jo und ihren Begleiter erblickte, kam er eilig auf sie zu und herrschte sie an: »Wann kann hier denn endlich weitergearbeitet werden? Wissen Sie, was es mich kostet, wenn ich das Restaurant an einem Sonntag nicht öffnen kann?«
    »Ich kann es mir ungefähr vorstellen«, erwiderte Jo trocken. »Sobald wir Näheres wissen, werden Sie sofort informiert. Und jetzt warten Sie beide bitte vor der Absperrung.« Sie bückte sich unter dem Band hindurch und betrat dann das Zelt.
    Die Gerichtsmedizinerin Yun-Si Mittermaier stand über die Baggerschaufel gebeugt. Auf den Erdklumpen in der Schaufel lag, wie eine seltsame archaische Opfergabe, das Skelett. Wieder fühlte Jo, dass ihr ein Fieberschauer über den Körper rann. Die zierliche Frau drehte sich zu ihr um und begrüßte sie mit einem freundlichen Nicken. Jo kannte sie nicht sehr gut, denn Yun-Si arbeitete noch nicht lange für die Gerichtsmedizin. Aber sie hatte die Ärztin als kompetent kennengelernt und schätzte sie.
    »Yun-Si, was für ein Sonnenschein an einem grauen Wintermorgen.« Lutz Jäger war hinter Jo in das Zelt getreten.
    »Hallo Lutz.« Die Gerichtsmedizinerin begann doch tatsächlich, mädchenhaft zu kichern und mit ihren langen Wimpern zu klimpern. »Schön, dich mal wieder zu sehen.«
    Es war einfach nicht zu fassen … »Frau Mittermaier, was können Sie uns über die Leiche sagen?«, fragte Jo eisig.
    Yun-Si Mittermaier schob die Kapuze ihres Plastikschutzanzugs zurück. »Tja, der Tote fällt nicht in euren Zuständigkeitsbereich.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Mit ihrer kleinen Hand deutete die Gerichtsmedizinerin auf die bräunlich verfärbten Beckenkochen. »Die schmale Beckenform weist den Toten ganz klar als Mann aus. Die Knochen sind so stark angegriffen, dass das Skelett schon sehr lange im Boden gelegen haben muss. Hier zum Beispiel …« Ihr Finger verharrte über der rechten Beckenpfanne. »Der Knochen ist papierdünn und an manchen Stellen löchrig. Und hier …« Sie wies auf einen Unterarm. »Die Elle hat sich schon ganz aufgelöst. Ich werde das noch genau untersuchen. Aber ich bin mir
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